- Das WM-Finale zwischen Argentinien und Frankreich hat schon vor dem Anpfiff einen Gewinner: Katar.
- Dafür gibt es diverse Gründe, die dem Gastgeber formschön in die Karten spielen.
- Wir haben einen Experten zudem gefragt: Ist denn auch die ganze WM ein politischer Erfolg für das Emirat?
Es ist ein Satz, der tief blicken lässt. "Das ist die beste WM aller Zeiten, die Medien sind verliebt in Katar". Gesagt hat ihn Nasser Al-Khelaifi dem Nachrichtensender CNN. Er ist nicht nur Präsident von Paris St. Germain, sondern auch Chef der europäischen Klub-Vereinigung ECA und enger Freund des katarischen Emirs. Er bringt mit dem Satz, den viele Menschen so sicher nicht unterschreiben werden, die Stimmung bei den Gastgebern auf den Punkt: Für Katar geht mit dem Finale zwischen Argentinien und Frankreich eine Rechnung auf, für die der Golfstaat mehr 200 Milliarden Dollar hingelegt hat. Für eine WM als politische Mission. Mit einem Endspiel als Glücksfall.
Das hat gleich mehrere Gründe. "Sportlich sind beide Mannschaften würdige Vertreter im Finale und politisch haben sich beide Staaten nicht bei den Protesten gegen Katar hervorgetan", sagt Sportpolitik-Experte Jürgen Mittag unserer Redaktion. Der Copa-America-Sieger gegen den amtierenden Weltmeister, dazu Superstars wie
Krönt Messi seine große Karriere und besteigt damit den argentinischen Fußball-Thron, um neben Legende Diego Maradona Platz zu nehmen? Oder wuchtet sich die brachiale französische Offensive nachhaltig in die Fußball-Geschichte, indem man den Titel verteidigt? Es wäre auch Mbappes zweiter Titel, und der Stürmer ist gerade einmal 23 Jahre alt. Welche Story am Ende erzählt wird, dürfte den Gastgebern aber sogar relativ egal sein.
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Vor dem WM-Finale 2022: Keine Kritik der Finalisten
Ganz wichtig ist hingegen: Bei beiden Teams muss Katar keine Angst haben, dass sie plötzlich anfangen, auf der größtmöglichen Fußball-Bühne "One Love"-Binden anzuziehen oder sonstige Statements rauszuhauen. Der Fußball wird im Mittelpunkt stehen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte sich bereits im Vorfeld des Turniers gegen eine Politisierung ausgesprochen. "Diese Fragen hätte man bei der WM-Vergabe stellen müssen.
Man sollte sie sich nicht jedes Mal stellen, wenn das Ereignis da ist, sondern in dem Moment, in dem man es vergibt", hatte er erklärt und reiste wie angekündigt zum Halbfinale seiner "Equipe Tricolore" gegen Marokko. Er wird auch beim Finale auf der Tribüne sitzen.
Natürlich steckt nicht nur pure Fußballbegeisterung dahinter, sondern wohl auch politisches Kalkül. In diesem Jahr hatte der französische Energiekonzern "TotalEnergies" von Katar als erstes ausländisches Unternehmen den Zuschlag für die gemeinsame Erschließung des größten Erdgasfeldes der Welt erhalten. "Dass Macron zudem nach Doha reist und starke wirtschaftliche Beziehungen zwischen Frankreich und Katar bestehen, kommt dem Ausrichter auch zupass", weiß Mittag.
Messi und Mbappe als PSG-Gesichter
Das ist aber nicht alles, denn "die besondere Rolle von Katar für Paris St. Germain markiert gewissermaßen den Höhepunkt dieser Konstellation", so Mittag. Der Hintergrund: Eine Tochtergesellschaft des katarischen Staatsfonds hatte den Klub nach der WM-Vergabe 2010 gekauft und seitdem mehr als 1,5 Milliarden Euro in die Mannschaft investiert. Zwei der aktuell prägenden Gesichter der Truppe: Messi und Mbappe. Nun stehen sich die beiden Superstars der Branche im Finale gegenüber. In Katar. Mehr Win-Win geht für den Gastgeber kaum. Oder?
Im Vorfeld der WM wurde viel von Sportswashing gesprochen. Davon, dass sich Kritik und Proteste irgendwann verlaufen und der Sport im Mittelpunkt stehen wird und Katar das Turnier dann für die eigenen politischen Zwecke nutzen kann. Ob die WM grundsätzlich als Erfolg für Katar zu werten ist, ist für den Sportpolitik-Experten Mittag aber "weniger eindeutig" zu beantworten.
Wie fällt die Katar-Bilanz aus?
Sportlich geriet der eigene Auftritt zur Enttäuschung, die WM war für Katar nach drei Niederlagen mit 1:7-Toren nach der Gruppenphase beendet. "Politisch hängt es von der Perspektive ab", sagt Mittag. "Während die einen die WM boykottiert haben oder von einer WM der Schande sprechen bzw. auf die niedrigeren Einschaltquoten und die leeren Plätze verweisen, betonen andere, dass es keine Randale neben den Stadien gab, friedliche Fans vor Ort gefeiert haben, spannende Fußballspiele stattgefunden haben und begeisterte Emotionen gezeigt wurden."
In der Summe habe Katar sicherlich mit weniger Protest und Kritik gerechnet, so Mittag, "aber letztlich ist dem Emirat gelungen, sich als Land bekanntzumachen und sich als leis-tungsfähig zu präsentieren". Mit dem Finale als Höhepunkt. Und Glücksfall.
Verwendete Quellen:
- t-online.de: Macron verteidigt WM-Besuch in Katar
- edition.cnn: Paris Saint-Germain chairman Nasser Al-Khelaifi says Qatar 2022 is ‘best World Cup ever’
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