Vier Spieltage sind in der Bundesligasaison 2023/24 noch zu absolvieren. Noch stecken einige Teams mitten im Abstiegskampf. Wie ist die Lage, und was kann sich noch tun?

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Manuel Behlert sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

30 Spieltage sind in der Bundesliga bereits absolviert. Der SV Darmstadt 98 hätte bereits als Absteiger feststehen können, verhinderte das zuletzt aber mit einem Sieg in Köln. Noch sind keine Entscheidungen gefallen, aber insbesondere in den letzten Wochen entstanden einige Tendenzen. Zwölf Punkte sind noch zu vergeben, einige direkte Duelle stehen noch auf dem Programm. Für wen wird es besonders eng? Und wer rettet sich?

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Die Abstiegszone beginnt realistischerweise an der Schnittstelle zwischen Werder Bremen (34 Punkte), das quasi sicher ist, und Borussia Mönchengladbach (31 Punkte).

  • Borussia Mönchengladbach (Platz 12, 31 Punkte): Eine Saison voller Rätsel

Wer wird aus Borussia Mönchengladbach in dieser Saison schlau? Die Antwort: Vermutlich niemand, nicht einmal die Fohlen selbst. Wirklich konstant Fußball gespielt hat die Mannschaft von Trainer Gerardo Seoane nicht, es gab nicht einmal zwei Siege nacheinander in der laufenden Spielzeit. Das führte zu einer wahren Achterbahnfahrt, mal waren die Gladbacher in sicheren Gefilden, dann wieder in Abstiegsnöten.

Was sich durch die gesamte Saison zog, waren die Probleme in der Defensive. Diese kennt Seoane schon aus Leverkusener und Berner Zeiten, Lösungen dafür scheint er nicht parat zu haben. Und genau das ist der Grund, warum Gladbach auch noch nicht gerettet ist. Union, Bremen, Frankfurt und Stuttgart heißen die Gegner, die Partie gegen die Köpenicker am 31. Spieltag könnte zu einem Schlüsselspiel werden. Aktuelle Tendenz: Ein Spiel wird Borussia Mönchengladbach schon gewinnen. Und das würde dann auch reichen.

  • VfL Wolfsburg (Platz 13, 31 Punkte): Hasenhüttl bringt Widerstandsfähigkeit

Punktgleich mit den Fohlen ist der VfL Wolfsburg, aktuell 13. in der Bundesliga. Die Wölfe zogen allerdings im Gegensatz zu den Gladbachern erst kürzlich die Reißleine und trennten sich von ihrem damaligen Trainer Niko Kovac. Mit Ralph Hasenhüttl kam zwar nicht der Erfolg vollumfänglich zurück, zwei wichtige Siege konnte er mit seinem Team aber einfahren. Einen weiteren wird es aber wohl noch benötigen, um sicher sein zu können, dass auch in der nächsten Saison in der Volkswagen Arena erstklassiger Fußball gespielt wird.

Der Wolfsburger Vorteil: Es stehen noch zwei Heimspiele gegen weitere Abstiegskandidaten auf dem Programm, Anfang Mai kommt beispielsweise Darmstadt 98 nach Wolfsburg. Fußballerisch glänzte das Team nach dem Trainerwechsel zwar nicht, aber Wolfsburg zeigte sich widerstandsfähiger, hatte mehr Ideen parat. Deswegen könnte es wohl auch für die Wolfsburger reichen.

  • Union Berlin (Platz 14, 29 Punkte): Da ist noch alles drin

Der FC Union aus Berlin erlebt eine Saison, die kaum gegensätzlicher zur vorherigen sein könnte. Abstiegskampf statt Top 4, Trainerwechsel statt Kontinuität. Eben jener Trainer, nämlich Nenad Bjelica, der im Saisonverlauf von Urs Fischer übernahm, war zuletzt durchaus wütend. „Wir sind dick im Abstiegskampf, wer das nicht versteht, hat nichts verloren bei Union“, sagte er nach der Niederlage gegen Augsburg (0:2). Eine Reaktion folgte nicht, auch gegen den FC Bayern war Union in vielen Phasen lethargisch, wehrte sich nicht, verlor viele Zweikämpfe.

Gerade die Grundtugenden im Abstiegskampf scheinen dem Team aktuell abzugehen. Das ist kein gutes Zeichen, weil es nur noch zwei Punkte bis Platz 16 sind. Die angesprochenen Tugenden müssen aber schnellstmöglich wieder auf den Platz gebracht werden, denn die nächsten drei Gegner, namentlich Gladbach, Bochum und Köln, stecken allesamt mit im Abstiegskampf. Union ist derzeit wohl die größte Wundertüte, von Platz zwölf bis 16 scheint alles drin zu sein. Es liegt an der Mannschaft und ihrer Einstellung.

  • Mainz 05 (Platz 15, 27 Punkte): Mit Henriksen im Aufwind

Mainz 05 ist die Mannschaft der Stunde im Abstiegskampf. Dass so etwas möglich ist, zeigten die letzten Spiele. Der Trainerwechsel hin zu Bo Henriksen, schon der zweite bei den 05ern in dieser Saison, trug Früchte. Der Däne ist ein sehr positiver, emotionaler und akribisch arbeitender Mensch, der mit Mainz 05 nicht nur fünfmal in Folge ungeschlagen blieb, sondern in dieser Phase auch nur zwei Gegentore kassierte. Von der klaren Tendenz Abstieg entwickelte sich Mainz nun zu einem Anwärter auf den direkten Klassenerhalt.

Und den Relegationsplatz konnte die Mannschaft auch verlassen. Weil mutiger gespielt wird als unter Vorgänger Siewert, taktisch neue Facetten hinzukamen und die wichtigen Spieler wieder zu ihrer Topform finden konnten. Das nächste Heimspiel findet gegen Köln statt, einen Gegner, der mit dem Rücken zur Wand steht. Geht Mainz hier als Sieger hervor, dann scheint der direkte Klassenerhalt ein sehr realistisches Szenario zu sein.

  • VfL Bochum (Platz 16, 27 Punkte): Geht noch mehr als die Relegation?

Einen ganz anderen Trend als in Mainz kann man derzeit in Bochum ausmachen. Dass die Mannschaft durchaus will, ist ihr nicht abzusprechen. Die Bochumer gewinnen die meisten Zweikämpfe, kassieren die meisten Karten, gewinnen die meisten Kopfballduelle in der gesamten Liga. Das Problem: All das reicht aber nicht, denn die Defizite sind zu groß. Abstimmungsprobleme, fehlende Struktur in der Defensive sowie der Offensive und ein Mangel an Führungskräften auf dem Platz sind derzeit der Stand der Dinge.

Bochum hat auch kürzlich den Trainer gewechselt, ein Effekt hat sich aber nicht wirklich eingestellt. Vielmehr scheint es sowohl innerhalb des Teams als auch innerhalb der Verantwortlichen einige unterschiedliche Auffassungen zu geben. An einem Strang zieht der Klub derzeit jedenfalls nicht, es macht zumindest nicht den Eindruck. Der Vorsprung nach unten sollte reichen, für mehr als Platz 16 muss aber einiges stimmen.

  • 1. FC Köln (Platz 17, 22 Punkte): Die Hoffnung schwindet

Nach der Entlassung von Trainer Steffen Baumgart und der Amtsübernahme von Timo Schultz verbesserte sich beim 1. FC Köln durchaus etwas. Die Mannschaft glaubte doch noch einmal an den Klassenerhalt und holte den einen oder anderen Punkt. Das Problem ist aber, dass das zum Schicksalsspiel ausgerufene Duell mit Darmstadt 98 am vergangenen Wochenende verloren wurde. Und das auch völlig verdient.

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Die Domstädter wirken vor allem im Offensivspiel überfordert und ratlos. Zwar schlägt Köln die meisten Flanken in der Liga, das ist aber oft nur eine Notlösung, was sich bei den weiteren Offensivstatistiken zeigt. Die zweitwenigsten Großchancen haben die Kölner, 23 Tore sind gar der schlechteste Wert. Und selbst wenn noch einigermaßen machbare Gegner auf die Schultz-Elf wartet, schwindet derzeit die Hoffnung. Nur noch die Relegation scheint denkbar und selbst dafür muss einiges passieren.

  • Darmstadt 98 (Platz 18, 17 Punkte): Eine Frage der Zeit

Bei den Lilien kann man sich guten Gewissens kurzfassen. Die Mannschaft konnte zwar in der Bundesliga mithalten, aber essenzielle Probleme wurden fast wöchentlich aufgedeckt. Der Kader war und ist individuell nicht gut genug, das konnte auch durch mannschaftliche Geschlossenheit nicht kaschiert werden. Der Sieg zuletzt in Köln zeigte, dass die Lichter noch an sind. Es ist, um in der Metapher zu bleiben, aber nur eine Frage der Zeit, wann diese erloschen sein werden. Schon nach dem Heimspiel gegen Heidenheim kann es vorbei sein.

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