Nico Schlotterbeck klebt das Pech weiter an den Füßen, den geplanten Angriff auf einen Stammplatz beim BVB muss der Nationalspieler erneut verschieben. Und es steht die Frage im Raum: Reichen drei gestandene Innenverteidiger für Dortmunds große Ziele?

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Los ging das alles Ende März. Beim Testspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Peru verletzte sich Nico Schlotterbeck am linken Oberschenkel. Zunächst erschienen die muskulären Probleme nicht so gravierend, unmittelbar nach dem Spiel wiegelte Bundestrainer Hansi Flick jedenfalls noch ab.

Wenige Stunden später musste der DFB aber Schlotterbecks Abreise mitteilen und damit begann die Malaise nach einer bis zu diesem Zeitpunkt bärenstarken Saison des Innenverteidigers. Borussia Dortmund hatte just zu diesem Zeitpunkt aus neun Punkten Rückstand einen Punkt Vorsprung auf den FC Bayern gemacht, eine beispiellose Siegesserie hingelegt und sich tatsächlich eine reelle Chance auf den Gewinn der deutschen Meisterschaft erspielt.

Nur wenige Tage nach Schlotterbecks Ausscheiden bei der Nationalmannschaft stand das direkte Aufeinandertreffen bei den Bayern auf dem Programm, der ehrgeizige Schlotterbeck wollte unbedingt dabei sein - und verletzte sich nach einer offenbar zu kurzen Rekonvaleszenz noch schwerer: Aus den muskulären Problemen wurde ein Muskelfaserriss.

Schlotterbecks Misere hält an

Danach war die Saison quasi gelaufen für den bis dahin ebenso verlässlichen wie gesetzten Spieler. Schlotterbeck kam nur drei Wochen später erneut zu früh zurück und musste gegen Frankfurt nach nur 25 Spielminuten wieder vom Platz. In der Schlussphase der Saison folgte dann noch eine weitere Minute Spielzeit, beim längst entschiedenen Spiel in Augsburg. Ansonsten verbrachte der 23-Jährige seine Zeit auf der Bank oder auf der Tribüne.

Davor hatte sich Schlotterbeck im Dreikampf um zwei Planstellen in der Innenverteidigung an Mats Hummels vorbeigeschoben, bildete mit Niklas Süle zusammen das Tandem in der Abwehrzentrale. Diesen Status hatte Schlotterbeck in den letzten Wochen der abgelaufenen Saison verloren - umso wichtiger ist nun die Vorbereitung auf die neue Spielzeit.

Und die verläuft für den Nationalspieler ähnlich schlecht wie das Ende der vergangenen Saison. Beim Testspiel gegen San Diego Loyal verletzte sich Schlotterbeck bei einem Zweikampf am Knie. Am Samstag musste der Spieler deshalb die USA-Reise abbrechen und reiste zu weiteren Untersuchungen zurück nach Dortmund. Die Verletzung hätte "einen Trainingseinsatz in den kommenden Tagen nicht ermöglicht“, teilte der Klub mit. Eine genaue Diagnose konnte oder wollte der BVB bisher aber nicht veröffentlichen.

Im Kampf um einen Platz in der Startelf verliert Schlotterbeck aber erneut wichtige Zeit. Nicht nur, weil er die Spiele gegen die hochkarätigen Gegner Manchester United, FC Chelsea und womöglich auch die Generalprobe gegen Ajax Amsterdam verpasst hat oder verpassen wird. Sondern auch, weil ihm dann seit über vier Monaten jegliche Spielpraxis abgeht, ganz zu schweigen von einem geregelten Rhythmus.

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Obwohl der FC Bayern Lucas Hernández nach seinem Kreuzbandriss sehr unterstützt hat, entschied er sich den Verein zu verlassen und zu Paris Saint-Germain zu wechseln. Lothar Matthäus kritisierte diese Entscheidung nun in einem Interview. (Bildquelle: picture alliance/dpa/Revierfoto)

Hummels und Süle dürften vorerst gesetzt sein

Beim 3:2-Sieg gegen United in der Nacht von Sonntag auf Montag stellte Trainer Edin Terzic Niklas Süle und Mats Hummels in die Innenverteidigung. Das dürfte dann auch das Pärchen sein, das zum Auftakt der Saison im Pokal gegen Schott Mainz das Vertrauen bekommt - ganz gleich, ob Schlotterbeck bis dahin wieder fit ist.

Und dann bleibt da noch eine ganz prinzipielle Frage: Ist der BVB mit "nur“ drei gestandenen Innenverteidigern bereit für die großen Aufgaben in drei Wettbewerben? Nach dem geplatzten Verkauf von Soumaila Coulibaly steht der Youngster zwar weiter zur Verfügung; er ist aber, bei allem Talent, mit der Erfahrung von ganzen 61 Pflichtspielminuten bisher noch lange nicht so weit, als verlässliche Größe durchzugehen.

Kommt noch ein Innenverteidiger?

Sportchef Sebastian Kehl hat am letzten Freitag angedeutet, dass bis zum Ende der Transferperiode noch einiges passieren könnte. "Wir machen uns noch Gedanken und beobachten den Markt. Wir sind relativ entspannt und auf Dinge vorbereitet. Es kann ja auch passieren, dass uns noch der eine oder andere Spieler verlässt, was aktuell aber nicht geplant ist. Aber falls das passiert, werden wir vielleicht noch einmal reagieren“, sagte Kehl laut Vereinshomepage.

Das impliziert zwar, dass ein Zukauf nur eine Reaktion auf einen möglichen weiteren Abgang wäre. Bei den Innenverteidigern könnte diese Bedingung aber außer Kraft gesetzt sein. In der abgelaufenen Saison hat es der BVB fast immer hinbekommen, dass mindestens zwei der drei Innenverteidiger spielfähig waren, Spiele wie beim 3:3 in Stuttgart bei Coulibalys Debüt, bildeten die Ausnahme.

Der Kader sei "sicherlich nicht zu klein aufgestellt“, betonte Kehl zwar auch, dass vielleicht der eine oder andere Spieler noch abzugeben sei. Aber auch hier sind eher Rechtsverteidiger Thomas Meunier oder Offensivkraft Thorgan Hazard gemeint. "Der Kader bietet uns sehr viele Optionen in gewissen Bereichen unseres Spiels. Ich glaube, dass der Trainer mehrere Möglichkeiten hat, taktisch zu agieren“, sagte Kehl weiter.

Von den Top-Teams der Liga leistet sich aber nur der BVB den "Luxus“, auf der Innenverteidigerposition auf Kante genäht zu sein.

Verwendete Quellen:

  • BVB.de: Nico Schlotterbeck reist zur Untersuchung nach Deutschland
  • BVB.de: Sebastian Kehl: "Werden uns in die richtige Verfassung bringen“
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