In der Bundesliga gibt es Rekorde, über die sich nicht einmal der FC Augsburg freut, Pep Guardiola erwartet zu viel von seinem FC Bayern und die Spieler von Borussia Dortmund sind wahre Mentalitätsmonster. In unserer Serie ziehen wir die etwas anderen und meist nicht ganz ernst gemeinten Lehren des jeweiligen Spieltags der Fußball-Bundesliga.

Eine Glosse

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1. Erkenntnis: Es gibt Rekorde, die will eigentlich keiner

Es ist eine äußerst maue Saison, die der FC Augsburg gerade spielt. Darüber kann auch kein äußerst, äußerst, äußerst knapper 1:0-Sieg über den VfB Stuttgart hinwegtäuschen. Zumal die Schwaben so ziemlich das einzige Team sind, gegen das die anderen Schwaben immer gewinnen.

Nichtsdestotrotz kratzt ein Spieler des FCA gerade an einem altehrwürdigen Bundesliga-Rekord. Es handelt sich dabei zwar um eine äußerst fragwürdige Bestmarke, ein Rekord ist es aber trotzdem. Und sind wir mal ehrlich, der FC Augsburg muss gerade nehmen, was er kriegen kann.

Jedenfalls: Halil Altintop wurde im Spiel gegen den VfB Stuttgart zum 128. Mal in der Bundesliga ausgewechselt. Nur einer steht noch zwischen ihm in dieser glorreichen Rangliste: Gerald Asamoah mit 139 Auswechslungen. Ist das nicht toll?

Naja, irgendwie nicht wirklich. Es gibt einfach Rekorde, über die freut sich wahrscheinlich keiner. Nicht mal, wenn er beim FC Augsburg spielt.

2. Erkenntnis: Pep Guardiola erwartet zu viel

Pep Guardiola ist schon ein komischer Kauz. So viel haben wir nach seinen fast drei Jahren beim FC Bayern inzwischen verstanden. Wir sprechen auch schon ganz super-super Guardiola-Deutsch. Und trotzdem schafft es der Katalane irgendwie doch immer wieder, uns doch zumindest kurz zu verblüffen.

Nach dem Wochenende waren wir zumindest der Meinung, dass sich der FCB durchaus ein bisschen Lob verdient gehabt hätte. Nach dem kraftraubenden 2:2 gegen Benfica Lissabon in der Champions League ist es doch aller Ehren wert, gegen den FC Schalke 04 dann doch einigermaßen locker mit 3:0 zu gewinnen.

Aber das reicht dem Herrn Guardiola nicht. Stattdessen trat der Bayern-Trainer in der Pressekonferenz nöliger auf als ein Kind, dem gerade die Kugel Eis aus der Waffel gefallen ist.

"Ich bin nicht zufrieden mit unserem Spiel. In der ersten Halbzeit waren wir nicht auf dem Platz. Es tut mir leid für unsere Fans! Sie kommen, um 90 Minuten Vollgas zu sehen", jammerte Guardiola. "Wir haben hier keinen Spieler, der 50, 60 Tore schießt wie Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi. Es geht um die Körpersprache, um Laufen und Laufen. Der Unterschied zwischen der ersten und der zweiten Halbzeit war sehr groß."

Da muss man sich schon fragen: Was will Guardiola denn noch? Die Bayern sind so gut wie Meister. Ja, Bayern hat keinen Ronaldo und auch keinen Messi, dafür aber einen Lewandowski, der erstmals seit 39 Jahren wieder die 30-Tore-Marke des besten Torschützen der Bundesliga knacken könnte. Und wenn es nicht für die Haltung und Mentalität der Bayern spricht, dass sie nach einer zugegebenermaßen eher schwachen ersten Halbzeit die nötige Verve besitzen, den S04 dennoch mit drei Toren Unterschied zu besiegen, dann wissen wir auch nicht.

Die Anspruchshaltung von Pep Guardiola ist damit vergleichbar mit der jener Eltern, die ihre Kinder bereits mit drei Jahren nachmittags zum Frühchinesisch schicken. Und dann enttäuscht dreinschauen, wenn die Kleinen am Abend zu müde fürs Mutter-Kind-Yoga sind.

Also, Pep! Schalt' mal einen Gang zurück. Die Bayern brauchen ihre Kräfte noch für Atlético Madrid. Sonst wird das wieder nichts mit der Champions League.

3. Erkenntnis: Der BVB ist ein wahres Mentalitätsmonster

Also, Borussia Dortmund, wir müssen wirklich sagen: Hut ab!

Nach diesem Spiel unter der Woche, auf das wir eigentlich gar nicht genauer eingehen möchten, und das wir in Zukunft in bester Harry-Potter-Manier nur als Ihr-wisst-schon-welches-Spiel bezeichnen werden, wäre es nicht verwunderlich gewesen, wenn der BVB gegen HSV noch etwas neben sich gestanden hätte. Eine Niederlage hätte wohl niemanden so richtig überrascht. Denn Ihr-wisst-schon-welches-Spiel muss erst einmal verdaut werden. Andere hätten sich seit Donnerstag wohl nicht mal einmal mehr aus dem Haus, geschweige denn aus dem Schlafzimmer, geschweige denn aus dem Bett, geschweige denn unter der Decke hervorgewagt. An ein Fußballspiel gar nicht zu denken!

Die Dortmunder Spieler haben mit ihrem 3:0-Sieg gegen den Hamburger SV bewiesen, dass sie wahre Mentalitätsmonster sind, auch wenn ihnen im Ihr-wisst-schon-welchen-Spiel ein kleines Mentalitätsupsi passiert ist. Das passiert den Besten. Und manchmal eben auch dem besten Zweitbesten der Bundesliga.

4. Erkenntnis: Die Bundesliga ist auf Kuschelkurs

An dieser Stelle möchten wir gerne dem FC Bayern zur Meisterschaft, Robert Lewandowski zur Torjägerkanone und Borussia Dortmund zur Vizemeisterschaft gratulieren. Wir sind uns relativ sicher: Daran ist nichts mehr zu rütteln. Das macht das Ganze in der oberen Tabellenhälfte zwar so sterbenslangweilig wie damals Teenager-Partys, die unter strenger Elternaufsicht stattfanden. Aber was soll's.

Denn immerhin haben wir ja noch die untere Tabellenhälfte. Und da geht es gerade extrem kuschelig zu. Während sich die obere Tabellenhälfte nämlich noch lustlos mit alkoholfreier Bowle zuprostet, während die Eltern fragen, ob man nicht Topfschlagen spielen möchte, ist man in der unteren Hälfte längst zum Steh- und Klammerblues übergegangen.

Das ist nicht nur extrem kuschelig, sondern auch ziemlich spannend für alle Beteiligten.

Denn tatsächlich trennen den Tabellenelften SV Darmstadt gerade einmal vier Punkte vom Tabellen-16. SV Werder Bremen. Nichts von wegen "dein Tanzbereich - mein Tanzbereich", die stehen sich alle gewaltig auf den Füßen.

Die einzigen, die noch ein bisschen schüchtern an der Seite stehen und versuchen, die Hoffnung auf eine heiße Nummer noch nicht aufzugeben, sind Hannover 96 und Eintracht Frankfurt. Besonders den Frankfurtern sieht man die schwitzenden Hände schon im Gesicht an, während sich Hannover offenbar schon ein wenig daran gewöhnt hat, kaum zum Schuss zu kommen.

Die Lage ganz akkurat analysiert hat übrigens Hoffenheims Trainerneuling Julian Nagelsmann (nicht, dass sie noch denken, wir wären von selbst auf die ganze Kuschel-Metaphorik gekommen): "Es bleibt unten schön kuschelig in der Region, in der wir uns befinden. Kuschelig ist Gott sei Dank nicht so schlecht im Leben - vor dem Kamin. In der Tabelle eher ungünstig."

Bundesliga: die Tabelle

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