Nationaltorwart Manuel Neuer steht, anders als in den Jahren zuvor, in der Kritik. Dabei hat der Keeper des FC Bayern München in der Hinrunde der Bundesliga 2018/19 nur ein Tor mehr kassiert als der Klassenbeste, Leipzigs Peter Gulasci. Jetzt spricht der FC Bayern München ein Machtwort.

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Für Sportdirektor Hasan Salihamidzic ist Torwart Manuel Neuer beim FC Bayern München weiterhin die uneingeschränkte Nummer eins. "Ich sehe fast jede Trainingseinheit und habe eine klare Meinung: Es gibt keine Diskussion um Manuel. Er wurde bei uns nie und wird auch nicht infrage gestellt", sagte Salihamidzic der "Sport Bild".

Der Sportdirektor des Tabellen-Zweiten der Bundesliga wurde noch deutlicher: "Manuel wird ein ganz wichtiger und entscheidender Spieler unserer Mannschaft sein. Für mich ist er nach wie vor der beste Torwart der Welt."

Neuer kassierte in einer Hinrunde, die für seinen Verein von ungewohnten Formschwankungen durchzogen war, nur 18 und somit nach Leipzigs Peter Gulasci die zweitwenigsten Gegentore der Bundesliga. Zumindest unter den Torhütern, die in allen 17 Hinrundenspielen zum Einsatz kamen.

Bürki kassierte zwei Gegentore weniger als Neuer

Borussia Dortmunds Roman Bürki musste nur 16-mal hinter sich greifen, fehlte aber beim 3:2-Sieg des BVB über den FC Bayern. Bürki wurde an jenem elften Spieltag von seinem schweizer Landsmann Marwin Hitz vertreten.

Neuers Notenschnitt im "kicker" fiel von 2016 bis heute von 2,84 auf 3,35. Beispielsweise gegen Augsburg (1:1) und in Dortmund (2:3) führten Patzer Neuers zu Gegentoren.

Neuer verschwindet aus Rangliste des "kicker"

Erstmals seit zehn Jahren fand Neuer keine Berücksichtigung mehr in der "kicker"-Rangliste der Bundesligatorhüter. Zwölf Kollegen bewertete das Fachblatt besser als den früheren Schalker.

Im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" gab sich Neuer zum Jahreswechsel kämpferisch. Er kenne "diese Statistiken." Sie interessierten ihn aber nicht. "Für mich ist wichtig, wie ich die Dinge sehe, niemand anderes."

Er wolle den aktuell weltbesten Torhütern "schon zeigen, dass ich's auch noch kann". Er gehe davon aus, dass er auch die sogenannten Unhaltbaren noch halten könne, das würden "die Leute bald wieder sehen."

Neuers Karriere hing in den vergangenen beiden Jahren am seidenen Faden, vielmehr an seinem wiederholt gebrochenen Mittelfuß. Der 32-Jährige dachte sogar daran, aufzuhören.

Die WM 2018 in Russland erreichte Neuer, der nach dem vierten Bundesligaspieltag der Saison 2017/18 verletzungsbedingt nicht mehr zum Einsatz gekommen war, auf den letzten Drücker. Mit viel Willen und Trainingsfleiß, vor allem aber auch, weil Bundestrainer Joachim Löw ihm die Tür aufhielt.

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Aus bei WM und in der Nations League

Ohne am Debakel bei der WM alleine schuld zu sein, litt auch Neuers Ansehen durch das blamable Aus von Weltmeister Deutschland in der Vorrunde.

Den folgenden Abstieg der Nationalmannschaft aus der Nations League dazugenommen, sind es vor allem die Auftritte im DFB-Trikot, die Neuers sportlich zuvor tadellosen Ruf im Jahre 2018 beschädigt haben. Erinnert sei an das 0:3 in den Niederlanden, als Neuer beim ersten Gegentreffer der Oranjes auf der Suche nach dem Ball durch seinen Fünfmeterraum irrte.

Oliver Kahn, als Torwart-Legende beim FC Bayern Neuers Ahn, nannte in einer Analyse des "kicker" Neuers Angst vor einer neuerlichen Verletzung als möglichen Grund für den Leistungsabfall des viermaligen Welttorhüters.

Kahn kennt Neuers Problem

Neuer schleppe eine "psychologische Last" mit sich herum, "die in einem arbeitet, wenn man weiß, ich darf mich nicht mehr verletzen, sonst ist alles vorbei."

Auch Neuers frühere Trainer Jupp Heynckes und Felix Magath äußerten sich im "kicker" zur vielleicht schwierigsten Phase in Neuers Laufbahn.

Heynckes, der 2013 mit Neuer und den Bayern den ultimativen Erfolg des Triples aus Meisterschaft, Pokal und Champions League feierte, führt als Ursache von Neuers Leistungsloch die "allgemeine Unzufriedenheit" darüber an, "dass es nicht lief."

Magath entdramatisierte und stärkte - wie Salihamidzic - Neuer den Rücken: "Angesichts der großen sportlichen Erfolge Neuers in der Vergangenheit finde ich es normal, dass Sportler nicht immer ihre Topform bringen, selbst Manuel Neuer nicht." (hau/afp)

In der Hinrunde der Bundesliga kamen Peter Gulasci (Leipzig), Manuel Neuer (Bayern), Yann Sommer (Gladbach), Alexander Schwolow (Freiburg), Michael Rensing (Düsseldorf), Ron-Robert Zieler (Stuttgart) und Jiri Pavlenka (Bremen) in allen 17 Hinrundenpartien zum Einsatz. Aufgrund der besseren Vergleichbarkeit von deren Leistungen bezeichnen wir Gulasci mit 17 Gegentoren als den besten Torwart der Hinrunde, vor Neuer und Sommer (beide 18 Gegentore). Dortmunds Roman Bürki hat zwar insgesamt die wenigsten Gegentore kassiert (16), hat aber auch nur 16-mal gespielt.
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