Manuel Neuer könnte bereits Ende der kommenden Woche wieder im Tor des FC Bayern München stehen. So sehnlichst der Verein das Comeback erwartet, so schwierig gestaltet sich die langfristige Planung bezüglich eines Nachfolgers.

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Manuel Neuer dürfte seine Verletzung endgültig überwunden haben. Der Torwart nimmt in dieser Woche am Training der 2. Mannschaft des FC Bayern München teil und scheint voll einsetzbar zu sein. Wie die "Bild"-Zeitung, hinterließ er in einem Trainingsspiel einen sicheren Eindruck.

Der 37-Jährige, der sich im Dezember einen Schien- und Wadenbeinbruch beim Skifahren zugezogen hatte, soll demzufolge ohne Einschränkungen trainieren. Er pflückt hohe Flanken herunter, pariert stark auf der Linie und scheint auch fußballerisch wieder sein altes Niveau erreicht zu haben.

Der Plan: Neuer möchte laut Bericht nach der Länderspielpause beim Bundesligaspiel am 21. Oktober beim Tabellenvorletzten 1. FSV Mainz 05 wieder im Tor stehen. Schonpausen sind dann offenbar nicht mehr angedacht. Auch das Champions-League-Auswärtsspiel bei Galatasaray Istanbul, das nur drei Tage später stattfindet, soll Neuer anpeilen.

Trainer Thomas Tuchel ließ sich in der vergangenen Woche noch nicht in die Karten schauen und sagte über die Rückkehr von Neuer: "Ich möchte keine Prognosen abgeben, weil ich das nicht kann und dies weder gegenüber Ulle (Sven Ulreich, Anm.d.Red.) noch gegenüber Manu gerecht wäre."

Tuchel kann die Leistung von Ulreich "gar nicht hoch genug bewerten"

Insgesamt allerdings stimmt ihn die Torwartsituation beim Rekordmeister zufrieden: "Ich freue mich, dass Ulle so hält, ich freue mich, dass es Manu so gut geht und dass das Torwart-Team auch mit Daniel Peretz ein so homogenes Team ist und sich dahin pusht. Man hat echt das Gefühl, dass der Torwart draußen sich freut, wenn der Torwart, der spielt, in der letzten Minute einen Ball von der Linie kratzt."

Ulreich erweist sich in dieser Saison als würdiger Neuer-Vertreter. Tuchel lobte, wie gut der 35-Jährige mit seiner Rolle umgeht: "Man kann gar nicht hoch genug bewerten, wie Ulle das in dieser Situation macht. Es ist wirklich nicht einfach, denn egal wie gut du hältst, kommt auf jeden Fall die Frage nach Manuel Neuer. Es hilft enorm, dass die beiden sich so wertschätzen, dass Ulle auch volle Rückendeckung von Manu hat und er ihm nur das Beste wünscht."

Vertragsverlängerungen mit Neuer und Ulreich sind wahrscheinlich

Die Verträge von Neuer und Ulreich enden zwar im Sommer 2024. Allerdings ist in beiden Fällen eine Vertragsverlängerung wahrscheinlich. Wie der "kicker" kürzlich berichtete, soll der deutsche Rekordmeister im Herbst mit beiden Torhütern einen Gedankenaustausch planen.

Und doch stellt sich die Frage, wie der FC Bayern auf der Torwartposition langfristig plant. Neuer befindet sich alterstechnisch im Spätherbst seiner Karriere. Ulreich ist gut zwei Jahre jünger, gilt aber als typische Nummer 2 und wäre somit kaum ein potenzieller Neuer-Nachfolger. Und selbst wenn: Das Karriereende naht auch bei ihm.

Anfang des Jahres hatte der "kicker" noch vermeldet, der FC Bayern habe Gregor Kobel von Borussia Dortmund als langfristigen Nachfolger von Neuer im Blick. Diese Pläne scheinen sich (zumindest vorerst) aber zerschlagen zu haben. Kobel unterschrieb beim BVB einen langfristigen Vertrag bis zum Jahre 2028.

Daniel Peretz wird zugetraut, "sich beim FC Bayern durchzusetzen"

Ob der 23-jährige Peretz, der Ende August vom israelischen Verein Maccabi Tel Aviv nach München wechselte, die langfristige Lösung sein wird? Mit dem Vertrag bis zum Sommer 2028 wurde zumindest die Grundlage dafür gelegt.

"Er hat ganz viel Potenzial. Ich bin sicher, dass wir mit Daniel ein Stück weit Zukunft planen können", sagte der Vereinsboss Jan-Christian Dreesen laut Bericht. Er sei überzeugt davon, dass Peretz das Potenzial zum Stammtorwart habe: "Talent alleine reicht nicht aus. Man braucht Leidenschaft, Durchsetzungsvermögen, Energie und Disziplin. Das braucht man, um sich beim FC Bayern durchzusetzen. Diese Eigenschaften haben wir bei Daniel gesehen."

Nübel genießt in Stuttgart Anerkennung, müsste aber 2024 nach München zurück

Allerdings könnte es auch noch eine andere Lösung geben. Alexander Nübel, der bislang eine überragende Saison spielt und mit dem VfB Stuttgart auf dem 2. Tabellenplatz der Bundesliga rangiert, steht noch immer beim FC Bayern unter Vertrag. Der 27-Jährige wurde an den VfB Stuttgart lediglich für diese Saison ausgeliehen. Vertragstechnisch müsste er im Sommer 2024 nach München zurückkehren, wo er dann noch ein Jahr in der Pflicht steht.

Doch möchte er das? Nübel hat mehrfach klargestellt, nicht hinter Neuer die Nummer 2 sein zu wollen. Zudem scheint der VfB Stuttgart an einer Verpflichtung interessiert zu sein. VfB-Sportchef Fabian Wohlgemuth ließ dies im "Sport 1-Doppelpass" durchblicken, indem er über Nübel sagte: "Ob er die nächsten sechs, sieben Jahre bei uns bleibt, müssen wir schauen."

Eines ist klar: Kehrt Neuer gesund zurück, wird es noch einige Zeit dauern, bis der Nachfolger benötigt wird. Sollen Nübel oder Peretz dann in diese Rolle hineinschlüpfen – und das sind momentan die wahrscheinlichsten Varianten –, muss der FC Bayern ihnen für die weitere Übergangszeit eine Perspektive bieten.

Dies wird bereits versucht, indem Peretz zum Beispiel im DFB-Pokalspiel gegen Preußen Münster zum Einsatz kam. Langfristig allerdings werden solche Maßnahmen wohl nicht genügen.

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