In der Bundesliga-Saison 2016/17 ist alles anders. Nicht nur Tabellenführer RB Leipzig verblüfft, auch dahinter gibt es faustdicke Überraschungen: Hertha BSC, Eintracht Frankfurt, 1899 Hoffenheim und der 1. FC Köln sind mittendrin im Rennen um die Europapokalplätze. Welches Team ist bereit für den internationalen Wettbewerb? Wir machen den Check.
Der FC Bayern wird Meister. Borussia Dortmund Zweiter. Dahinter landet vermutlich der FC Schalke. Wäre irgendwie normal. Doch so wird es wohl nicht kommen. Im Gegenteil.
Mehr als ein Drittel der Bundesliga-Saison 2016/17 ist vorbei. Die Tabelle führt Sensationsaufsteiger Leipzig vor den Bayern an. Doch auch mit den Teams dahinter hat niemand gerechnet. Denn während Dortmund, Schalke und Leverkusen nur auf den Rängen sechs, acht und neun stehen, überraschen Hertha BSC, der 1. FC Köln, 1899 Hoffenheim und Eintracht Frankfurt als unerwartete Komponenten im Kampf um die Europapokalplätze.
Wie kommt es, dass diese Teams eine solch starke Saison spielen? Wie groß sind die Chancen, dass sie sogar in die Champions League einziehen? Wir machen den Check.
Hertha BSC fliegt weiter
Pendelte Hertha BSC in der Vergangenheit gerne zwischen Bundesliga und 2. Bundesliga, ist die "Alte Dame" nun der Hingucker auf der Bundesliga-Party. Der Hauptstadtklub schaffte es schon vergangene Saison in die Europa-League-Qualifikation.
Seit über einem Jahr entwickelt sich die Hertha konstant weiter, die Spieler halten 90 Minuten physisch und psychisch stand. Gegen Mainz und Wolfsburg lag Pal Dardais Team zurück - und gewann das Spiel.
"Im letzten Jahr hatten wir Panik mit Gegentoren. Da war es für uns schwierig zurückzukommen. Aber wir haben eine Menge dazugelernt, wir sind reifer und besser geworden", sagte Torjäger Salomon Kalou nach dem Sieg gegen Wolfsburg.
Der Schlüssel zum Erfolg: ein perfektes Zusammenspiel. "Unsere Stärke ist, dass wir seit zwei Jahren zusammenarbeiten. Viele Automatismen sind drin und jeder Spieler, der reinkommt, weiß seine Aufgabe", sagte Dardai im "Radio Berlin Brandenburg".
Das Team funktioniert - und vorne trifft Vedad Ibisevic (acht Tore in 13 Partien) in schöner Regelmäßigkeit.
Fazit: Behält Hertha BSC in der Rückrunde seine Automatismen, ist die "Alte Dame" am Saisonende wohl bereit für die Champions League.
Der 1. FC Köln hat ein Problem
Vor der jüngsten Niederlage gegen Hoffenheim hatte der 1. FC Köln mit acht Gegentreffern mit den Bayern die beste Abwehr der Liga. Mit der Defensivtaktik erreichte das Team von
Stöger weiß um diese Stärke: "Wir wissen, dass wir mit einer ordentlichen Leistung im Defensivbereich auch gegen sehr, sehr gute Mannschaften punkten können", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger".
Zur Saison 2015/16 verpflichtete Köln mit Anthony Modeste zudem noch den lange ersehnten Torjäger.
Trainer Peter Stöger und Manager Jörg Schmadtke haben den Klub in Ruhe und völlig unaufgeregt Stück für Stück weiterentwickelt und schaffen es, endlich wieder das Potenzial des Traditionsvereins zu nutzen.
In der Tabelle ist der 1. FC Köln jüngst ein wenig abgerutscht, ist aktuell "nur" noch Siebter. Ein Grund sind die vielen Verletzten. Aus der Startelf des ersten Spieltags fehlen sechs Leistungsträger. Zuletzt riss sich Leistungsträger und Leader Marcel Risse das Kreuzband - sein Ausfall ist kaum zu kompensieren.
Fazit: Die 0:4-Klatsche gegen Hoffenheim zeigt, dass aufgrund der Verletzungen die Stabilität noch fehlt. Kölns Chancen auf die Champions League sind äußerst gering, auch an die Europa League ist eher nicht zu denken - wenn Schalke und Leverkusen in Schwung kommen.
Ein motivierendes Duo bei 1899 Hoffenheim
"Ich bin in meinen Augen seit einiger Zeit mit Abstand der Beste." Dieses Selbstbewusstsein kommt von Sandro Wagner, der mit 17 Toren 2016 bester deutscher Bundesliga-Torschütze ist und in der aktuellen Saison schon sieben Mal für Hoffenheim traf.
Nach dem 15. Platz in der Vorsaison bringt der polarisierende Stürmer sein Team sportlich und psychisch weiter. "Er pusht uns, lässt sich nichts gefallen und ist sich für keinen Weg zu schade. So ein Spieler kann die ganze Mannschaft mitreißen", sagte Nationalspieler Sebastian Rudy dem "kicker".
Die restliche Motivation kommt von Trainer Julian Nagelsmann, der es – im Gegensatz zu Vorgänger Markus Gisdol – schafft, das Maximum aus seinen Spielern herauszuholen, etwa aus Kerem Demirbay oder Pavel Kaderabek.
"Wir haben uns das erarbeitet, dass es ein Spitzenspiel ist", sagte Nagelsmann selbstbewusst vor dem Kracher gegen Frankfurt. Noch immer ist die TSG ungeschlagen.
Fazit: In 13 Partien spielte die TSG sieben Mal Remis, darunter gegen den FC Bayern. Sechs Mal gewann sie, unter anderem 4:0 gegen Köln. Für die Königsklasse spielt Hoffenheim noch zu oft remis.
Das Frankfurter Märchen kann nach Europa führen
Platz 16 im Mai, Platz fünf im Dezember: Die Frankfurter Eintracht ist im Höhenflug. Doch Trainer
Kovac formte aus seinen Spielern ein eingespieltes Team, er setzt auf mehr Fitness, mehr Disziplin. Die Mannschaft ist nun acht Stunden am Tag zusammen. Unter Vorgänger Armin Veh war das undenkbar.
Ergebnis ist ein funktionierendes Team, das nicht mehr nur von den Toren des Top-Angreifers Alex Meier abhängig ist. Die vielen jungen Neuverpflichtungen überzeugen, allen voran Innenverteidiger Jesus Vallejo, aber auch Mittelfeldakteur Omar Mascarell.
Zudem hat Kovac in Sachen Fitness, Spielintelligenz und Form gleich mehrere Spieler auf ein ganz neues Niveau gehoben. Marco Fabian oder Timothy Chandler sind kaum mehr wiederzuerkennen. Plus: Die Mannschaft funktioniert bei Bedarf auch mit einer Fünferkette hervorragend.
Seinen Vertrag verlängerte Kovac am Donnerstag um zwei Jahre bis 2019 und zeigte sich gleich kämpferisch: "Wir wollen eine Macht werden zu Hause."
Für Unruhe könnte allerdings sorgen, dass zum Saisonende bei 15 Spielern der Vertrag ausläuft. Sportvorstand Fredi Bobic betont gegenüber dem "kicker" zwar, dass es "insgesamt keine großen Wechsel geben". Unruhe könnte dennoch aufkommen.
Fazit: Die Champions League dürfte eher nicht zu erreichen sein. Doch die Europa League ist für diese Eintracht greifbar.
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