• Irgendetwas muss Klick gemacht haben bei Kingsley Coman im Jahr 2020.
  • Der Franzose, der inzwischen seit fünf Jahren beim FC Bayern spielt, hat in diesem Spätherbst seine beste Phase in München.
  • Wie sich der junge Spieler zum Torjäger gemausert hat.
Eine Kolumne
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Als "unverkäuflich" bezeichnete ihn Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge zuletzt. Die letzten vier Bayern-Tore in der Bundesliga hat er vorbereitet. In den letzten fünf Pflichtspielen war er immer an mindestens einem Tor beteiligt. Aus Kingsley Coman, dem Wackelkandidaten von einst, ist in den vergangenen Monaten Bayerns wichtigster Flügelspieler geworden, der nicht nur Toptransfer Leroy Sané in den Schatten stellt.

Eines war Coman schon immer: explosiv. Schnell. Im eins gegen eins an der Außenbahn nur schwer zu stoppen. Genau das begeisterte die Münchner Verantwortlichen, als sie im Jahr 2015 auf der Suche nach potenziellen Nachfolgern für Arjen Robben und Franck Ribéry bei Juventus Turin fündig wurden. Den damals 19-Jährigen hatte damals keiner so richtig auf dem Zettel. Coman zeigte aber sofort immer wieder gute Ansätze im Bayern-Trikot - vor allem Dank seiner Dribbelstärke.

Verpflichtung stand lange auf der Kippe

Trotzdem zögerten die Münchner Bosse lange, bis sie Coman, der zunächst nur ausgeliehen war, im Sommer 2017 fest verpflichteten. Etwas zu unkonstant waren in den ersten Jahren seine Leistungen. Er pendelte immer wieder zwischen Startelf, Bank und Reha hin und her. Denn neben zahlreichen Verletzungen hatte Coman vor allem ein Problem: Er war nicht torgefährlich genug. Jahrelang garantierten Arjen Robben und Franck Ribéry in München 20 Torbeteiligungen und mehr pro Saison. Das war der Maßstab.

Während Serge Gnabry nach seinem Wechsel nach München sofort regelmäßig traf, schwächelte Coman ausgerechnet in dieser Kategorie. 10 Torbeteiligungen aus der Saison 2018/2019 waren bisher der Höchstwert. Seine Probleme in der Entscheidungsfindung waren offensichtlich. Schwache Abschlüsse, ungenaue Hereingaben ‒ ausgerechnet der letzte Schritt vor dem Tor war zu häufig der falsche.

Schon Jupp Heynckes hatte das erkannt, als er in der Saison 2017/2018 noch einmal das Traineramt übernahm. Intensiv arbeiteten er und sein Stab mit Coman daran, mehr Ruhe in die letzten Aktionen zu bringen. Kopf hoch, Tempo rausnehmen, insgesamt ruhiger vor dem Tor agieren. Die Arbeit zeigte sukzessive Früchte.

Tor im Champions-League-Finale als Befreiung

Doch erst unter Hansi Flick ist bei dem französischen Nationalspieler so richtig der Knoten geplatzt. Auch, weil der Coach ihm in den entscheidenden Momenten vertraute. Nachdem zuvor häufig Ivan Perisic den Vorzug bekommen hatte, stellte Flick Coman im Champions-League-Finale 2020 gegen Paris in die Startelf. Coman nahm Thilo Kehrer auf seiner Seite komplett auseinander. Als Krönung seiner Leistung erzielte er in der 59. Minute per Kopf den Siegtreffer. "Ausgerechnet Coman", hieß es damals bei vielen Bayern-Fans, die sich zuvor allzu häufig über seine Schwierigkeiten vor dem Tor geärgert hatten.

Coman hat dieses größtmögliche Erfolgserlebnis gut getan. Aktuell spielt er noch einmal auf einem anderen Niveau. Die Statistiken der letzten Wochen erinnern in der Tat an seine legendären Vorgänger Robben und Ribéry. Ein Tor gegen Bremen. Ein Tor und eine Vorlage gegen Salzburg. Ein Tor und eine Vorlage gegen Stuttgart. Drei Assists gegen Leipzig und eine weitere Torvorlage gegen Union Berlin am Wochenende. Nach elf Spieltagen steht er insgesamt bereits bei acht Torbeteiligungen in der Liga und weiteren fünf in der Champions League. Die Ruhe vor dem Tor, von der Heynckes vor Jahren bereits sprach, ist plötzlich da. Dazu arbeitet er auch defensiv so stark und intensiv wie wohl noch nie.

"Die Dinge, die wir von ihm sehen wollen, setzt er sehr gut um. Aktuell hat er sehr viele Torbeteiligungen. Das ist das, was wir von einem Außenstürmer sehen wollen", sagte Flick am Wochenende nach dem Unentschieden gegen Union Berlin. Und holte dann zu einem noch größeren Lob aus: "Für mich ist er einer der besten auf seiner Position.‟

Die Fußstapfen von Arjen Robben und Franck Ribéry sind riesig in München. Torgefährliche und gleichzeitig dribbelstarke Flügelspieler seit mehr als einem Jahrzehnt entscheidend für den Erfolg des FC Bayern ist. Viele erwarteten, dass Leroy Sané derjenige ist, der in diese Rolle hineinwachsen kann. Im Moment schafft das jedoch ein anderer. Kingsley Coman.

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