Bayern? Liverpool? Chelsea! Timo Werner zieht es im Sommer angeblich zu den Blues. Was auf den ersten Blick nach einer 1B-Lösung klingt, könnte Werner und dem FC Chelsea perfekt passen.

Eine Analyse

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Die Coronakrise trifft den Fußball immer noch hart, selbst in Deutschland, wo die Maßnahmen für die Klubs der ersten drei Ligen längst in vollem Gange sind. Aber es gibt auch jetzt schon Gewinner in der Krise: Jene Klubs, die ihr Geld vor dem großen Stopp etwas zusammengehalten haben oder Geschäftsmodelle verfolgen, die nicht nur auf dem Prinzip "Trial and Error" (zu Deutsch: "Versuch und Irrtum") fußen, das man doch so häufig im Profi-Fußball sieht.

Klubs wie Athletic Bilbao etwa kann die Krise kaum etwas anhaben: Die Basken setzen schon immer auf ein Konzept mit einheimischen Spielern, entwickeln diese und verkaufen die Besten früher oder später. So hat Athletic allein in den letzten fünf Jahren einen Transferüberschuss von rund 70 Millionen Euro erwirtschaftet.

Die großen Geldvernichter der letzten Jahre haben teilweise massive Probleme, selbst bei solchen mit milliardenschweren Mäzenen oder Eignern im Hintergrund sitzt das Geld längst nicht mehr so locker. Der FC Chelsea gehört da grundsätzlich auch dazu, der reiche Russe mit kostspieligen Hobbies ist schon länger nicht mehr so spendabel.

Roman Abramovich ist vorsichtiger geworden. Da trifft es sich ganz gut, dass sich ein Nachteil plötzlich in einen Vorteil verwandelt.

Chelsea hat finanzielle Reserven

Wegen Verstößen in 29 Transfer-Fällen minderjähriger Spieler wurde der FC Chelsea im letzten Jahr zu einer Transfersperre verdonnert, lediglich Mittelfeldspieler Mateo Kovacevic, der vor dem Beginn des Transferbanns schon bei den Blues als Leihspieler gemeldet war und damit nicht unter das Embargo fiel, wurde im letzten Sommer für 45 Millionen Euro fest verpflichtet. Ansonsten gab Chelsea keinen Cent aus - was für die Powershopper der letzten 15 Jahre eine völlig neue Situation war.

So schaffte es Chelsea dank des 100-Millionen-Euro-Wechsels von Eden Hazard zu Real Madrid tatsächlich, ein sattes Transferplus zu erzielen. Während alle anderen heimischen und internationalen Kontrahenten weiter munter auf Einkaufstour waren.

Dieser letzte Sommer und seine Auswirkungen spielen dem FC Chelsea nun offenbar ziemlich in die Karten. Timo Werner soll sich in diesem Sommer der Mannschaft von Frank Lampard anschließen, so berichten es jedenfalls mehrere deutsche und englische Medien.

Um den Nationalspieler gab es immer wieder Gerüchte, von einem Wechsel zu den Bayern war die Rede oder zum FC Liverpool. Die Bayern sollen sich intern allerdings schon länger gegen Werner entschieden haben, mit Reds-Coach Jürgen Klopp gab es nach Informationen der "Sport Bild" aber um Ostern angeblich ein längeres Gespräch.

BVB-Stars missachten Corona-Regeln

Es gibt wieder Friseur-Ärger bei Borussia Dortmund: Vor dem BVB-Spiel gegen den SC Paderborn hatten sechs Stars des BVB Besuch vom Friseur - und dabei gegen die Corona-bedingten Hygiene- und Abstandsregeln verstoßen.

Das Problem: Werner hat in seinem bis 2023 datierten Vertrag bei RB Leipzig eine Ausstiegsklausel verankert, die angeblich zwischen 55 und 60 Millionen Euro liegen soll. Der Fenway Sports Group als Eigner des FC Liverpool soll das in diesen unsicheren Zeiten - und weil die Reds zuletzt massive Einnahmeeinbrüche zu verzeichnen hatten - aber eine zu hohe Summe sein. Anders als dem FC Chelsea, der durch seinen erzwungenen Verzicht in den letzten Transferperioden ganz offenbar etwas entspannter agieren kann.

Junge Garde wächst heran

Im Vergleich zu den Bayern oder Champions-League-Sieger Liverpool hat der FC Chelsea in den letzten Jahren ein kleines Tal durchschritten. Zwar holten die Blues vor drei Jahren die englische Meisterschaft und sind amtierender Europa-League-Sieger, auf der ganz großen Bühne der Champions League ist es um Chelsea aber deutlich ruhiger geworden. Die Londoner haben sich einem Neustart verschrieben, mit dem Trainertalent Lampard und einer ganzen handvoll junger, hungriger Spieler, die in den letzten beiden Spielzeiten ihr Potenzial schon andeuteten.

Es wächst etwas heran bei den Blues, Spieler wie der von den Bayern einst heiß umgarnte Callum Hudson-Odoi, Mason Mount, Reece James, Billy Gilmour, Tammy Abraham und Fikayo Tomori sind allesamt erst 22 Jahre oder jünger. Den ehemaligen Dortmunder Christian Pulisic holten die Blues im Alter von 20 Jahren an die Stamford Bridge.

An der Seite einiger alter Hasen wie Cesar Azpilicueta, N‘Golo Kante oder Willian soll die neue Generation reifen. Ein wenig erinnert dieses Modell eines äußerst zahlungskräftigen Klubs mit einer klaren Idee und zahlreichen jungen, entwicklungsfähigen Spielern an den Leipziger Entwurf. Für Timo Werner, mit 24 Jahren auch noch vergleichsweise jung, könnte das ein veritabler Vorteil sein.

Sturmduo Abraham-Werner hätte Charme

Chelseas Spiel jedenfalls kommt derzeit auch ähnlich daher wie das von Julian Nagelsmann in Leipzig. Neben vielen Umschaltmomenten muss Chelsea als Favorit in mehr als zwei Dritteln der Spiele auch Lösungen gegen tiefstehende Gegner finden. Bisher lässt Lampard in der Regel in einem 4-3-3 spielen, mit dem Zukauf von Ajax Amsterdams Top-Vorbereiter Hakiem Ziyech aber steht auch eine Änderung der Grundformation und Ausrichtung an.

Der erst 22-jährige Tammy Abraham ist die Entdeckung der Saison. Ein bulliger, groß gewachsener Mittelstümer, der als Wandspieler exzellent agiert und für hohe Zuspiele und Ablagen prädestiniert ist. Wie Yussuf Poulsen oder Patrik Schick in Leipzig, um die herum Werner mit seinem Tempo kreiseln darf. Ein Angriffsduo Abraham-Werner hätte wohl auch sehr großen Charme.

Die Premier League mit ihrem atemberaubenden Tempo, dem geradlinigen Spiel und auch die Aussicht auf deutlich noch mehr Spiele als in Deutschland dürften zu Werners Stil hervorragend passen.

Derzeit sind zwar Liverpool und Manchester City der Konkurrenz deutlich enteilt. Chelsea kabbelt sich mit ManUnited, den Spurs, Arsenal und Immer-mal-wieder-Überraschungsteam Leicester in der Riege dahinter. Aber die Aussichten bei den Blues scheinen doch besser als etwa bei United oder beim FC Arsenal. Chelsea ist diesen Klubs im Aufbau einer neuen Mannschaft ein paar Schritte voraus. Und irgendwann dürfte auch die Vorherrschaft der Reds enden und Pep Guardiola nicht mehr Trainer in Manchester sein. Spätestens dann will der FC Chelsea voll da sein.

Ein fehlendes Puzzlestück

Für Timo Werner, der in London auf seinen Stuttgarter Kumpel Antonio Rüdiger treffen könnte, wäre das der nächste Schritt in einer bis jetzt sehr stringenten Karriere. Nicht zu groß, wie die Bayern oder Liverpool mit ihren Hochglanzkadern mit der Gefahr, schnell darin zu versinken. Aber auch ambitioniert genug, um mit ein wenig Fantasie demnächst die Meisterschaft in England in Angriff zu nehmen oder in der Champions League ein Wörtchen bei der Titelvergabe mitzureden.

Leipzig wird zu klein für Werner. RB war das Sprungbrett für den Spieler, der sich in vier Jahren dort bisher rein sportlich hervorragend entwickelt hat. Und der seinen vermeintlichen Makel vom Chancentod spätestens in dieser Saison abgelegt hat.

25 Saisontore allein in der Bundesliga sprechen eine eindeutige Sprache - und sind genau das, was die Blues noch brauchen. Da ist Abraham mit 13 Toren aus 25 Ligaspielen der mit Abstand gefährlichste Angreifer.

Ein Angreifer mit Werners Quote und ein herausragender Vorbereiter wie Ziyech sind wie zwei passende Puzzlestücke.

Verwendete Quelle:

  • Sport Bild: "Klopp: Erster Video-Anruf bei Werner"
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