Nach dem Viertelfinale der Champions League steht der Sieger des Wettbewerbs bereits fest. Und der FC Bayern München hat dem krisengeschüttelten Hamburger SV ein todsicheres Erfolgsrezept gezeigt. Wir ziehen die etwas anderen und meist nicht ganz ernst gemeinten Lehren des Viertelfinales der Champions League.

Eine Glosse

1. Erkenntnis: Juventus Turin wird Champions-League-Sieger

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Sie denken sich sicher, der Autor dieses Artikels sei bei seiner ersten Erkenntnis schon verrückt geworden. Nein, keineswegs. Es ist doch ganz simpel. Die gesamte Fußballwelt diskutiert, ob Real Madrid, der FC Barcelona oder der FC Bayern München sich dieses Jahr zum Sieger der Champions League krönen. Juventus Turin hat niemand auf dem Zettel. Dabei ist es so naheliegend. Gegen die "Bianconeri" kann man einfach kein Tor schießen. Barzagli, Bonucci, Chiellini - was sich anhört wie die Killerriege der Mafia-Dependance Turin-West, sieht auch so aus.

Hinter dieser Dreierreihe, die sich in die Zweikämpfe wirft, als wolle Silvio Berlusconi persönlich ein Tor schießen, steht der große "Consigliere" Gianluigi Buffon im Kasten. Am weisen, alten Mann der Torhüterzunft ist seit gefühlten Jahrhunderten kein Stürmer mehr vorbeigekommen. Die Null steht also so bombensicher wie das Fiat-Werk.

Und vorne? Zugegeben, die Offensive war noch nie das Prunkstück der Turiner. Aber dann hilft eben die traditionelle Denkweise: "Hey, wir sind eine italienische Mannschaft! Einen Elfmeter bekommen wir immer irgendwie ..." Nicht wahr, AS Monaco?

2. Erkenntnis: Vergesst Cristiano Ronaldo! Toni Kroos ist der Beste!

Er ist Weltfußballer. Megastar. Portugals Nationalmannschaft in einer Person. Real Madrids Lebensversicherung. Und natürlich nach eigener Wahrnehmung der schönste Mensch der Welt. Niemand kann Cristiano Ronaldo das Wasser reichen. Wirklich niemand?

Owen Hargreaves, Ex-Bayer und jetzt Teilzeit-Sky-Experte, ist da ganz anderer Meinung. Der Kanado-Brite (gibt es diesen Ausdruck?) hält Toni Kroos für den geilsten Spieler seit Georg "Katsche" Schwarzenbeck. Vor dem Viertelfinal-Rückspiel gegen Atletico Madrid sang Hargreaves ein geradezu "pavarotti-eskes" Loblied auf den DFB-Weltmeister. Xabi Alonso und Andrea Pirlo seien mit Kroos vergleichbar, Kroos sei aber eben noch geiler. Der perfekte Spieler für Real Madrid. Hundert Prozent erfolgreiche Pässe im Hinspiel!

Toni Kroos verfolgte die Lobhudelei wohl am Fernseher in der Kabine und bekam leichte Starallüren. Denn gleich einen seiner ersten 15-Meter-Sicherheitspässe setzte er gnadenlos ins Seitenaus. Cristiano Ronaldo muss innerlich applaudiert und sich die Gelfrisur gestreichelt haben.

3. Erkenntnis: Der FC Barcelona hat das WM-Trauma überwunden

Nein, mit großen Glücksgefühlen kamen die Nationalspieler des FC Barcelona im letzten WM-Sommer nicht zurück nach Katalonien. Neymar spürte seinen Rücken nach dem brutalen Tritt des Kolumbianers Juan Zuniga nicht mehr und hatte sich die Augen nach der Halbfinal-Katastrophe gegen Deutschland wundgeweint. Luis Suarez spürte seinen Mund nicht mehr, weil er sich das prägnante Gebiss an Mafiakiller Chiellinis (siehe 1. Erkenntnis) Stahlschulter zerkaut hatte. Lionel Messi spürte seine Ohren nach den Jubelschreien der deutschen Spieler im WM-Finale nicht mehr. Und die spanischen Spieler waren sowieso bedient ob der Schmach des Vorrunden-K.o.

Nach neun Monaten Trauerzeit ist jetzt aber wieder alles gut. Messi verknotet wieder munter Gegnerbeine, Neymars Frisur räumt Gegner quasi im Alleingang aus dem Weg und Suarez hat das Beißer-Gen an den Kollegen Daniel Carvajal aus Madrid weitergereicht. Er frisst nun lieber Torstatistiken. Gute Chancen also für den Klub, der ja gemäß seinem Motto "mehr als nur ein Klub" ist. Da haben sie völlig recht, die Herren von der Mittelmeerküste. Der FC Barcelona ist nämlich auch ein Rehazentrum für deprimierte Nationalspieler.

4. Erkenntnis: Der FC Bayern München hat das Allround-Erfolgsrezept entwickelt

Wer hätte das gedacht? Gegen eine Mini-Krise, Weltuntergangsszenarien nach einer Niederlage gegen brave Dauerläufer aus Porto und insgesamt alles Negative, was im Fußball passieren kann, hilft kein Straftraining. Auch kein ausgefuchster Taktikplan. Personalrochaden, Motivationskniffe sowieso überhaupt nicht. Sondern etwas ganz anderes. Das hat der FC Bayern gezeigt.

Man überwerfe sich einfach mit einer lebenden Klublegende. Zum Beispiel mit dem Teamarzt, der seit dem ersten Buch Mose die Luxuskörper der bajuwarischen Kickerjuwelen wartet. Dr. med. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt-Gedöns warf hin, der Erfolg kehrte zurück. So einfach ist das.

Natürlich war die bayerische Krise nicht so apokalyptisch wie die, in der zum Beispiel der Hamburger SV oder der VfB Stuttgart stecken. Hier würde es nicht reichen, wenn nur der Mannschaftsarzt das Stethoskop an den Nagel hängt. Im Fall der Stuttgarter müsste schon mindestens ein Vorstand her. Zum Beispiel Hansi Müller. Oder Ehrenrat Guido Buchwald vielleicht? Beim HSV braucht es aber den Rücktritt eines ganz anderen Kalibers. Vielleicht der Papst? Oder Gott? Oder sogar Uwe Seeler?

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