Leistungsträger stecken im Formtief, zwei Spieler deuten einen Weggang an, und Trainer Carlo Ancelotti kritisiert seine Stars öffentlich. Das alles geschieht beim FC Bayern München zu einer Zeit, in der die Saisonziele auf dem Spiel stehen.

Mehr News zum DFB-Pokal

Obwohl der FC Bayern München im Jahre 2017 noch ohne Niederlage ist, ist die Stimmung beim Rekordmeister getrübt. Denn von ihrer Bestform ist die Mannschaft von Carlo Ancelotti weit entfernt.

Die knappen Erfolge gegen den SC Freiburg und Werder Bremen (beide 2:1) waren der Kategorie "Dusel-Sieg" zuzuordnen.

Vergangenen Samstag lag gegen den FC Schalke 04 (1:1) sogar eine Niederlage in der Luft. Kapitän Philipp Lahm warnt: "Wenn wir weiter so agieren wie in den letzten Wochen, sind wir ganz schnell aus mehreren Wettbewerben draußen."

Die Schonzeit ist vorbei. Ab heute gilt: Jedes schlechte Spiel kann ein Saisonziel ruinieren. Am Abend geht es im DFB-Pokal gegen den VfL Wolfsburg (20:30 Uhr, LIVE in der ARD, bei Sky und bei uns im Live-Ticker) um den Einzug in das Viertelfinale.

Kommenden Mittwoch folgt das Champions-League-Spiel gegen den FC Arsenal. Spätestens die Engländer dürften dazu in der Lage sein, die vielen Probleme der Bayern auszunutzen.

Dem FC Bayern fehlt das Überraschungsmoment

Das Spiel des Rekordmeisters krankt an vielen Stellen. Vereinslegende Paul Breitner kritisiert bei Sky: "Es ist alles sehr gut anzuschauen und sehr koordiniert, aber mir fehlt einfach das schnelle und hektische Durcheinander."

Überraschungsmomente, schöne Kombinationen, mutige Dribblings - all das findet kaum noch statt. Die Bayern sind von Einzelaktionen eines Arjen Robben, Robert Lewandowski oder Franck Ribéry (derzeit verletzt) abhängig. Mit anderen Worten: Der Rekordmeister ist leicht auszurechnen.

Zudem lädt das Spiel der Bayern immer wieder zu Kontern ein. Unter Pep Guardiola konnten sie den Ball notfalls minutenlang in den eigenen Reihen halten. Der Gegner bekam einfach kein Bein dazwischen.

Nun ereignen sich immer wieder Ballverluste im Aufbauspiel. Ebenfalls vermisst werden die langen Pässe von Innenverteidiger Jerome Boateng, der aufgrund einer Schulterverletzung noch bis März ausfallen wird.

Auch mental fehlt den Bayern die Souveränität vergangener Jahre. Nach dem glücklichen Sieg gegen Bremen sagte Ancelotti sogar: "Wir waren etwas ängstlich und haben unsere Spielidee verloren."

Das Wort Angst existierte früher nicht im Wortschatz der Bayern - schon gar nicht gegen einen Abstiegskandidaten.

Hoffnungsträger Thiago

Immerhin kehrt nun Spielmacher Thiago nach überstandener Oberschenkelverletzung zurück. Wie abhängig die Bayern von ihm sind, zeigt folgende Statistik: Mit dem Spanier erspielte sich der Rekordmeister in 15 Liga-Spielen 30 Großchancen. Ohne ihn waren es nur drei in vier Spielen. Das liegt auch daran, dass sich einige andere Stars im Formtief befinden.

Thomas Müller hat jegliche Bindung zum Spiel verloren. Nach 16 Spielen hat er weiterhin nur ein Tor auf dem Konto.

Auch der 19-jährige Renato Sanches konnte bislang nicht nachweisen, dass er die Ablösesumme von 35 Millionen Euro auch nur ansatzweise wert ist. Der "kicker" gab ihm bislang eine Durchschnittsnote von 4,3 - der schlechteste Wert aller Bayern-Spieler.

Müller und Sanches sind allerdings nicht die einzigen Stars im Formtief. Auch Xabi Alonso, David Alaba, Joshua Kimmich, Rafinha oder Douglas Costa rufen nicht konstant ihre Leistungen ab.

Dass Costa ausgerechnet jetzt in der "Bild am Sonntag" davon spricht, den Goldenen Ball gewinnen zu wollen, also in die Sphären von Lionel Messi und Cristiano Ronaldo vorzudringen, spricht für maßlose Selbstüberschätzung.

Costa spricht zudem offen über millionenschwere Angebote aus China und von anderen europäischen Top-Vereinen. Auch Ersatz-Torwart Sven Ulreich sagt in der "Sport Bild": "Wenn sich die Gelegenheit ergibt, bei einem anderen Verein zu spielen, werde ich mich damit ernsthaft beschäftigen."

Trainer Ancelotti ist mittlerweile dazu übergegangen, einzelne Spieler öffentlich zu kritisieren. Vor dem Pokalspiel gegen Wolfsburg sagt er in der "Bild": "Verteidigen ist rennen und aufopfern. Und Zusammenarbeit! Auch Arjen Robben, Douglas Costa und die Verteidiger sind gemeint."

Wollte er seine Stars mit dieser Aussage etwa aufwecken? Notwendig wäre es jedenfalls.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.