Der Privatsender RTL mischt bei dieser EM in der Live-Übertragung mit, zeigt zwölf Spiele in Kooperation mit MagentaTV. Dazu gönnt man sich auch eine eigene EM-Sendung. Die hat zwar ein ansehnliches Aufgebot an Experten, kann aber aus mehreren Gründen nicht überzeugen.
Am Ende wird es dann doch ein bisschen skurril. Denn als
Und es war eine Szene aus der RTL-Sendung, die ein wenig bezeichnend ist. Denn die 45 Minuten waren zwar nicht peinlich oder skurril, konnten aber nicht überzeugen. Dabei war die Riege an Experten, die Moderatorin
EM-Studio bei RTL: Das Problem ist das Format
Das Problem ist das Format. Vieles wird in der Sendung, in der ab 20:15 Uhr die Spiele des Tages und des späten Vorabendspiels noch einmal analytisch aufgearbeitet werden, lediglich angekratzt, es bleibt durch die knackige Umsetzung oft oberflächlich. Denn hinzu kommt, dass der XXL-Werbeblock gegen Ende die Netto-Spielzeit der Sendung auf gut 37 Minuten eindampft. Ein komprimierter "Quickie" also, der aber unter dem Strich kaum befriedigen kann.
Denn das Konzept ist zwar gut gedacht, aber leider nicht gut umgesetzt, obwohl Potenzial da ist. Der Hintergrund: RTL zeigt bei der EM in enger Kooperation mit MagentaTV zwölf Spiele live, und um sich gegen die Konkurrenz ARD, ZDF und MagentaTV auch in Sachen Expertise zu positionieren, gönnt man sich ein tägliches EM-Studio. Allerdings ist die Mischung misslungen.
Harte "TV Total"-Vibes
Dafür gibt es diverse Beispiele. So erinnert ein, so Wosnitza, "humoristischer Beitrag" über die Niederlande an alte "TV Total"-Zeiten und ist humoristisch daher eher so 2000er-Niveau, was auch daran liegt, dass die bei vielen Fans sicher noch bekannte Stimme der "TV Total"-Einspieler von Manfred Winkens zu hören ist. Man merkt, dass das EM-Studio von Raab Entertainment produziert wird.
Daneben ist ein Beitrag über Pizzeria-Koch Antonio, der kurzfristig zum Spiel seiner Italiener gegen Spanien ins Stadion eingeladen wird, während der RTL-Mann ihn in seinem Laden für den Abend ersetzt, ganz nett. Mehr aber auch nicht. Vielmehr zeigt er, dass RTL zum einen den seriösen Sport-Mitstreiter geben möchte, auf Albernheiten und eher überflüssige Show-Einlagen aber auch nicht verzichten will.
Denn mittendrin treten die Experten auf einmal zum Lattenschießen an. Zeitverschwendung, aber immerhin blamiert sich Effenberg nach Kräften, weil er zweimal per Lupfer kläglich scheitert. Soll heißen: Das EM-Studio will zwei Bereiche abdecken – Sport und Entertainment – hätte sich aber besser komplett dem Sport verschrieben.
Stärken sind vorhanden
Denn da gibt es durchaus Stärken, wenn zum Beispiel Felix Kroos Einblicke gewährt. So ist Marko Arnautovic, das "Enfant terrible" der Österreicher, in Wirklichkeit der "netteste Mensch, den ich kenne", so Kroos. Ein Clown in der Gruppe, "aber ein sehr feiner Mensch". Auch das anstehende Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen die Schweiz war ein Thema. Kroos glaubt, dass Leroy Sané für Florian Wirtz auflaufen wird. "Ich weiß es aber nicht, das ist eine Vermutung", sagte er und musste noch mehrfach betonen, dass dies keine Exklusiv-Info von Bruder Toni war, sondern sein eigenes Bauchgefühl. Und als die DFB-Stars beim Döner-Verzehr gezeigt wurden, verriet Kroos, dass das Catering bei RTL noch verbesserungswürdig ist und einen guten Döner vertragen könnte.
Problematischer Zeitpunkt
Was die eigentlich viel zu späte Diskussion zum Vorabend-Spiel Italien gegen Spanien "rettete": Die Analyse, wie das DFB-Team bei einem möglichen Viertelfinal-Duell Spanien knacken kann. Und die Iberer sind inzwischen als heißer Favorit sowieso ein spannendes Thema. Ein großes Problem blieb auch hier die Kürze, aber auch generell der Zeitpunkt der Sendung: Die EM-Fans haben mehrere Sender zur Verfügung, außerdem findet parallel die Vorberichterstattung zum späten Live-Spiel statt.
Oft hängt das EM-Studio luftleer im RTL-Programm, während viele Zuschauer seit Stunden bei anderen übertragenden Sendern festhängen. Und für einen 45-minütigen Abstecher zum EM-Studio sind die Argumente nicht überzeugend genug. Ob die Zuschauer das EM-Studio überhaupt noch als attraktive Alternative annehmen, erscheint fraglich.
Negatives Quoten-Feedback
Denn das unmittelbarste und ehrlichste Feedback erhält eine Sendung immer noch durch Einschaltquoten. Und die sind seit dem Start der Sendung mau, um es freundlich auszudrücken. Unmittelbar nach der RTL-Übertragung des Spiels Türkei gegen Georgien blieben zwar 1,78 Millionen Menschen beim EM-Studio hängen, in der Regel sind es aber nur etwa eine halbe Million Zuschauer, mit entsprechend schwachen Marktanteilen im unteren einstelligen Prozentbereich.
Oder anders gesagt: Stand jetzt ist der Neuling bei den Fußball-Talk-Shows gnadenlos durchgefallen. Die Sendung vom Freitag zeigte anschaulich, warum das so ist.
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