Die deutsche Nationalmannschaft hat das Halbfinale der EM verpasst: Die Spanier setzten sich in einem hart umkämpften Spiel voller Gelber Karten und Foulspiele durch ein sehr spätes Tor durch. Zuvor hatte Florian Wirtz für den Ausgleich gesorgt. Insbesondere die Einwechslung von Niclas Füllkrug belebte die deutsche Offensive und brachte die DFB-Elf in die Verlängerung.

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Das 2:1 (1:1, 0:0) für Spanien gegen die deutsche Mannschaft im EM-Viertelfinale beendete den Traum vom EM-Titel im eigenen Land.

Das Spiel begann ebenso spannend wie fahrig: Nach nicht einmal einer Minute kamen die Spanier gefährlich vors deutsche Tor, als Emre Can den Ball verlor und Stürmer-Routinier Alvaro Morata zu Pedri auflegte. Dessen Schuss hielt Manuel Neuer im Nachfassen.

Die erste große Chance für die Elf von Trainer Julian Nagelsmann war Kai Havertz' Kopfball direkt in die Hände von Spaniens Keeper Unai Simon nach einer präzisen Flanke von Joshua Kimmich (20.). Knapp eine Viertelstunde später testete der Arsenal-Spieler den Torhüter erneut mit einem Nachschuss allein in Höhe der Strafraumgrenze, doch Spaniens Keeper griff beherzt zu (35.).

Kurz nach Wiederanpfiff musste Manuel Neuer dann hinter sich greifen: Dani Olmo bekam nach feiner Vorarbeit des 16-jährigen Lamine Yamal den Ball und zog mittig ab (52.). Die größte Chance für die DFB-Elf war ein Pfostenschuss von Joker Niclas Füllkrug (77.).

Dani Olmo trifft zum 1:0 im EM-Viertelfinale gegen Deutschland

Spaniens Führung durch Dani Olmo in der Animation

In der 52. Minute des Viertelfinals gegen Deutschland legt Lamine Yamal den Ball von der rechten Seite an die Strafraumgrenze zurück. Dort lauert Dani Olmo und lässt mit seinem Abschluss Manuel Neuer im deutschen Tor keine Chance. Spanien führt gegen Deutschland mit 1:0.

Die deutsche Offensive war ab der 80. Minute nur noch im Vorwärtsgang, kam zu zahlreichen Abschlüssen – und scheiterte meist an Unai Simon. Bis Florian Wirtz kam: Wieder war es Kimmich, der sich gegen Marc Cucurella durchsetzte und zum Leverkusener durchsteckte – der setzte den Ball im Gewusel im spanischen Strafraum an den linken Pfosten, von wo aus er ins Netz ging (89.). Es ging in die Verlängerung.

Florian Wirtz schießt zum deutschen Ausgleich gegen Spanien ein

Florian Wirtz' Tor gegen Spanien in der Animation

In der 89. Minute köpft Joshua Kimmich eine Flanke des eingewechselten Maximilan Mittelstädt zurück in die Mitte. Dort lauert der eingewechselte Florian Wirtz und vollendet zum umjubelten deutschen Ausgleich. Anschließend geht das Viertelfinale gegen Spanien in die Verlängerung.

Was vom Spiel hängen bleibt: Ein Abnutzungskampf bis zur letzten Sekunde

Beide Mannschaften gaben es sich gegenseitig – von der ersten bis zur letzten Minute. Nachdem lang die Spanier präsenter und gefährlicher waren, mit 1:0 führten, war es die DFB-Elf, die die letzte Viertelstunde der regulären Spielzeit aufgrund zahlreicher Möglichkeiten dominierte. So war es auch Nagelsmanns Team, das mit Überwasser durch den Ausgleich in die Verlängerung startete.

Wirtz' Schuss in der Nachspielzeit der ersten Hälfte der Verlängerung, der hauchdünn am rechten Torpfosten vorbeiflog, hätte ebenso die Führung sein können wie ein Elfmeter für die Deutschen durch ein Handspiel Cucurellas, das Schiedsrichter Anthony Taylor aber nicht pfiff.

Trotz zahlreicher nervenaufreibender Szenen mit guten Chancen für die DFB-Elf stach Mikel Merino ihnen in der 119. Minute mit einem Kopfball ins Herz. Ein letztes Aufbäumen der Deutschen blieb erfolglos.

Der Spanier Mikel Merino köpft Deutschland im Viertelfinale der EM aus dem Turnier

Der Merino-Schock für Deutschland in der Animation

In der 119. Minute des dramatischen Viertelfinals zwischen Spanien und Deutschland in Stuttgart stehen die Zeichen auf Elfmeterschießen, als Dani Olmo von links flankt und den ungedeckten Mikel Merino in der Mitte findet. Der ehemalige Dortmund jagt den Ball per Kopf zum spanischen Sieg unter die Latte. Deutschland hat zwar danach noch eine Torchance durch Niclas Füllkrug, es bleibt aber beim 2:1 für Spanien.

Die Stars des Spiels: Dani Olmo und Florian Wirtz

Durch den frühen Ausfall Pedris kam Dani Olmo überhaupt erst so früh in die Partie, bislang blieb dem Leipziger Edelkicker nur die Bankrolle in Spaniens Starensemble. Und der 26-Jährige bot sich gleich an, sorgte für Gefahr – und schließlich auch für den wunderschönen Führungstreffer seiner Mannschaft. Zum Schluss legte er sogar noch den Siegtreffer für Merino auf.

Der ebenfalls eingewechselte Wirtz – der zur zweiten Halbzeit für den farblosen Leroy Sané kam – war es dann, der für die sehr späte Erlösung sorgte.

Die Szene des Spiels: Füllkrugs Pfostenschuss - Deutschlands Aufbäumen

Es hätte der Ausgleich sein müssen: Füllkrug kämpfte sich regelrecht zum Abschluss, wurde dabei sogar noch Verteidiger Nacho gehalten, Wirtz und davor Kimmich leisteten tolle Vorarbeit – und Füllkrugs Schuss ging an den linken Pfosten. Gleich danach sprang Co-Trainer Sandro Wagner von der Trainerbank auf, wirbelte mit den Armen und deutete an: Da geht noch was!

Die deutsche Mannschaft warf alles hinein, Havertz kam noch zu zwei weiteren großen Chancen – ehe Wirtz die DFB-Elf in die Verlängerung rettete.

Die Lehren des Spiels: 1. Spanien bekam zu viel Platz

Zwar hatte die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann in der ersten Halbzeit mehr Ballbesitz, mehr Torchancen hatte aber das Team von Luis de la Fuente – nämlich acht zu drei. Tore gab es nach 45 Minute keine – und das lag vor allem daran, dass die Spanier hektisch und dadurch ungenau abschlossen. Dass sie aber so viele Möglichkeiten bekamen, lag unter anderem an den Räumen, die die Deutschen zuließen.

Beim Treffer zum 1:0 für Spanien hatte Yamal, der auf der rechten Außenbahn vors Tor lief, freie Bahn in die Mitte zu Olmo, der von keinem deutschen Spieler angegangen wurde, auch die Abwehr verdichtete sich in diesem Moment nicht, der Leipziger Mittelfeldspieler konnte einfach flach ins linke untere Eck abziehen.

2. Andrich und Füllkrug sorgen für Action

Dass Nagelsmann schon zur Halbzeit sein Personal änderte, war angesichts der spanischen Dominanz nachvollziehbar. Robert Andrich, der schon in den vergangenen Spielen neben Toni Kroos auflief, kam wieder für Emre Can, der zwar aggressiv in die Zweikämpfe ging, sich aber auch Fehlpässe leistete, die zu spanischen Chancen führten. Andrich – mit pink gefärbten Haaren – probierte es umgehend nach seiner Einwechslung selbst mit einem Distanzschuss.

Ebenso Füllkrug: Der Stürmer, der wieder als Joker in der 57. Minute in die Partie kam, sorgte umgehend für zwei Abschlüsse (60., 64.) – und damit immerhin schnell für Gefahr.

3. Viele Fouls, viele Gelbe Karten

Wie hart das Spiel auch physisch werden würde, zeigte sich schnell. Cucurella lag am Boden, konnte aber weiter machen (2.), kurz danach räumte Kroos Pedri ab, der wenig später durch Dani Olmo abgelöst wurde (8.). Spätestens bei Kroos' Foul an William hätte der deutsche Motor die Gelbe Karte sehen können. Die bekam stattdessen Antonio Rüdiger, nachdem er gegen Olmo zu spät kam (13.).

Die Verwarnungen hielten an. David Raum trat Dani Carvajal im Zweikampf auf den Fuß (28.), Spaniens Verteidiger Robin Le Normand zog Ilkay Gündogan am Hemd wurde ebenfalls verwarnt. Nach der Halbzeit sahen dann auch Kroos und der inzwischen eingewechselte Maximilian Mittelstädt wegen harten Einsteigens den Gelben Karton (67., 73.). 14 Gelbe und eine Gelb-Rote Karte war die Bilanz am Ende des Spiels.

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