- Mit Kurt Biedenkopf hat nicht nur die CDU eine ihrer prägendsten Figuren verloren.
- Der einstige Ministerpräsident Sachsens war bereits vor seinem Engagement in den neuen Bundesländern ein profilierter Reformer und Integrator.
- Über die Parteigrenzen hinweg bedauern Spitzenkräfte der deutschen Politik Biedenkopfs Verlust und loben sein jahrzehntelanges Wirken.
Trauer um den gestorbenen früheren sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf: Politiker in ganz Deutschland haben Biedenkopf als prägende politische Gestalt gewürdigt.
Bundespräsident
Biedenkopf war am Donnerstagabend im Alter von 91 Jahren gestorben. Er sei im Kreis seiner Familie friedlich eingeschlafen, teilte die Staatskanzlei in Dresden im Auftrag der Familie am Freitag mit. Die Beisetzung soll im engsten Familienkreis stattfinden. In Abstimmung mit der Familie will Sachsen einen Trauerakt ausrichten.
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"Er war ein Ausnahmepolitiker, ein Staatsmann und ein Landesvater im besten Sinne", sagte Unionskanzlerkandidat
Sachsens Ministerpräsident
Kretschmer erinnerte zudem an das Engagement bei der Ansiedlung von Unternehmen sowie wichtige Weichenstellungen für Infrastruktur, Kultur und Kunst. Kretschmer bezeichnete Biedenkopf als "begnadeten Redner und Erklärer der Weltlage." "Wir alle haben einen großartigen Menschen verloren."
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Biedenkopf war am 28. Januar 1930 in Ludwigshafen zur Welt gekommen. 1973 wurde der Rechtsprofessor auf Vorschlag des damaligen Parteichefs Helmut Kohl Generalsekretär der CDU. Später avancierte er zum Rivalen Kohls. In den 1980er Jahren machte er nur noch bei der CDU Nordrhein-Westfalen von sich reden, am Ende des Jahrzehnts war Biedenkopfs politische Laufbahn im Grunde zu Ende. Doch die Wende in der DDR eröffnete ihm die Chance für ein Comeback.
Der CDU-Politiker Lothar Späth überredete ihn, in den Osten zu gehen und sich in Sachsen um das Amt des Ministerpräsidenten zu bewerben. Biedenkopf gab als Grund später an, er habe gemeinsam mit seiner Ehefrau Ingrid dem Land dienen wollen. Sachsen erlebte unter seiner Führung in den 1990er Jahren eine Gründerzeit. Drei Mal beschaffte er der Union im Freistaat bei Landtagswahlen eine absolute Mehrheit. Die Sachsen nannten ihn "König Kurt". Ministerpräsident in Sachsen war er von 1990 bis 2002.
Der Ikea-Einkaufsskandal beschädigte Biedenkopf vorübergehend
Das Ende von Biedenkopfs Amtszeit war allerdings weniger rühmlich. Affären wie die um Rabattkäufe beim Möbelhaus Ikea beschleunigten seinen Fall. Schon zuvor war der Konflikt um seine Nachfolge offen ausgebrochen. Letztlich unterlag Biedenkopf in einem parteiinternen Machtkampf seinem früheren Finanzminister Georg Milbradt.
Im April 2002 schied Biedenkopf im Alter von 72 Jahren aus dem Amt. Dennoch blieb er in der Sachsen-CDU präsent - vor allem, wenn es mal nicht so lief in der Partei. Er arbeitete später wieder als Rechtsanwalt und publizierte. Auch der Politik blieb er verbunden - etwa als Ombudsrat für Hartz-IV-Beschwerden. (dpa/hau)
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