Laut Medienberichten soll die FDP-Spitze schon länger das Ende der Ampel in mehreren Strategietreffen vorbereitet haben. CDU-Politiker Jens Spahn reagierte darauf jedoch mit beschwichtigenden Worten bei "Markus Lanz", was zu einer hitzigen Auseinandersetzung mit dem ZDF-Moderator führte.

Eine Kritik
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Das war das Thema bei "Markus Lanz"

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Nach Medienberichten, dass die FDP bereits seit Ende September einen Bruch der Ampelkoalition vorbereitet haben soll, reagierten Politiker von SPD und Grünen empört. SPD-Chefin Saskia Esken sagte beispielsweise: "Christian Lindner und seine FDP haben sich mit diesem Schmierentheater auf Kosten des Landes als politische Kraft disqualifiziert." Auch Markus Lanz analysierte am Dienstagabend das politische Beben in Berlin. Gleichzeitig blickte er auf die Kriegsentwicklung in der Ukraine und den dortigen Einsatz amerikanischer ATACMS-Raketen gegen Russland.

Markus Lanz, Jens Spahn
ZDF-Moderator Markus Lanz liefert sich ein hitziges Wortgefecht mit Jens Spahn, als es um die angeblichen FDP-Vorbereitungen für ein Ampel-Aus geht. © Cornelia Lehmann / ZDF

Das waren die Gäste

  • Jens Spahn, Unionsfraktionsvize: "Die Bürger haben jetzt die Wahl: Rezession mit Habeck oder Wachstum mit uns."
  • Ulrike Winkelmann, Journalistin: "Der Plan der CDU, die Ampel mit der Schuldenbremse vor die Wand laufen zu lassen, ist aufgegangen."
  • Elmar Theveßen, ZDF-Korrespondent: "Von den USA ist keine Vorreiterrolle mehr zu erwarten, was den Klimaschutz angeht."
  • Carlo Masala, Militär-Experte: "China hat kein übergroßes Interesse an einem massiven Engagement der Nordkoreaner in Russland."

Das war der Moment des Abends bei "Markus Lanz"

Seit seinem Sieg bei der US-Wahl stellt Donald Trump sein künftiges Kabinett zusammen. In seiner Regierung sollen im kommenden Jahr umstrittene Persönlichkeiten wie Elon Musk, Fox-News-Moderator Pete Hegseth und Senator Matt Gaetz wichtige Posten besetzen. "Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie sich dieses Kabinett anschauen?", wollte Markus Lanz aktuell von Jens Spahn wissen. Der CDU-Politiker antwortete nüchtern, dass einige Namen "erwartbar" gewesen seien, da sie "vorher schon mit Trump im Wahlkampf unterwegs waren": "Die Amerikaner kriegen scheinbar (...) das Kabinett, das (...) sie gewählt haben."

Dennoch gebe es für Außenstehende "viele Fragen" mit Blick auf die künftige Trump-Regierung. "Was bedeutet das für die USA? Was bedeutet das für Europa?", so Spahn. Er fügte jedoch auch hinzu, dass es wichtig sei, ohne Vorurteile auf die Trump-Regierung zuzugehen, denn: "Die USA sind unser wichtigster Partner. Wir sind (...) als Deutschland nicht sicher ohne die USA. Viele Deutsche hören das nicht gerne." Lanz sprach in dem Zusammenhang die amtierende US-Regierung unter Joe Biden an, die aktuell mit der Erlaubnis für den ukrainischen Einsatz von ATACMS-Raketen gegen Russland für Furore sorgte.

ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen erklärte dazu, dass dies "aus einem bestimmten Kalkül" heraus passiert sei, um "eben klarzumachen, dass es nicht einfach so geht, dass Wladimir Putin sich Hilfe aus Nordkorea (...) holt". Theveßen weiter: "Wenn es keine entschlossene Antwort darauf gegeben hätte, dann würde Wladimir Putin in der Lage sein, nicht nur die jetzt vorhandenen 12.000 nordkoreanischen Soldaten, sondern vielleicht Hunderttausende oder noch mehr dazuzuholen und sie zu nutzen, um am Ende die Ukraine eben doch zu besiegen und zu besetzen." Als Lanz wissen wollte, ob dieser Schritt mit der künftigen Trump-Regierung abgesprochen wurde, sagte Theveßen: "Ich würde das nicht ganz ausschließen."

Elmar Theveßen
Bei "Markus Lanz" äußert sich Elmar Theveßen (r.) zu Joe Bidens Erlaubnis für den ukrainischen Einsatz von ATACMS-Raketen gegen Russland. © Cornelia Lehmann / ZDF

Militär-Experte Carlo Masala ergänzte, dass höchstwahrscheinlich auch der chinesische Präsident Xi Jinping vorher über Bidens Pläne Bescheid wusste, denn: "China hat kein übergroßes Interesse an einem massiven Engagement der Nordkoreaner in Russland." In Bezug auf eine mögliche Taurus-Lieferung aus Deutschland zeigte sich Masala derweil skeptisch: "Wird die nächste Regierung Taurus liefern? Herr Merz hat sich dafür ausgesprochen, aber (...) vor Juni 2025 wird Herr Merz nicht darüber entscheiden können, wenn er Bundeskanzler werden sollte. Und da kann der Krieg schon in einem Stadium sein, wo Taurus völlig obsolet ist." Eine düstere Prognose, die Carlo Masala noch bekräftigte: "So wie der Krieg momentan aussieht, läuft er ja sehr zuungunsten der Ukraine. (...) Wenn die Waffenlieferungen an die Ukraine weiterhin so spärlich sind, dann ist es schwer vorstellbar, dass die Ukraine (...) Stand jetzt bis nächsten Juni überhaupt noch durchhält."

Das ist das Rede-Duell des Abends

Hitziger wurde die Debatte, als Lanz einen Medienbericht ansprach, wonach die FDP-Spitze einen Bruch der Ampel bereits seit Ende September in mehreren Treffen vorbereitet haben soll. "Wie haben Sie darauf geschaut?", wollte der Moderator von Jens Spahn wissen. Der CDU-Mann wiegelte jedoch ab: "Es ist doch offenkundig seit über zwölf Monaten, (...) dass diese Koalition nicht funktioniert." Lanz ließ sich davon nicht überzeugen und stellte klar: "Das ist nicht der Punkt, Herr Spahn!" Der Ex-Gesundheitsminister blieb jedoch dabei und sagte: "Es ist doch albern, jetzt zu tun, als wäre die FDP irgendwie schuld am Ende und Scheitern dieser Ampel. Sorry!"

Carlo Masala
Militärexperte Carlo Masala äußert sich nachdenklich zur Zukunft der Ukraine und sagt: "Die Russen drücken an allen Fronten, sie zerstören die zivile Infrastruktur." © Cornelia Lehmann / ZDF

Laut Spahn habe Olaf Scholz "ab Tag eins der Ampel" keine Mehrheit in seiner eigenen Regierung gehabt. "Von Tag eins, dem ersten Projekt, hat diese Ampel nicht funktioniert", wetterte Spahn weiter. Laut dem Politiker habe es von Anfang an nur Streit gegeben. Hinzu komme eine Rezession, die schrumpfende Wirtschaft sowie das verlorene Vertrauen der Gesellschaft. "Nicht der Punkt, Herr Spahn", konterte Lanz wütend. Der CDU-Mann antwortete nüchtern, dass er zwar "nicht mit der rosaroten Brille" auf Christian Lindner blicke, ihn störe jedoch, dass jetzt so getan werde, als sei "diese Ampel alleine am Finanzminister gescheitert". "Das hat hier keiner gesagt!", schoss Lanz prompt zurück.

Jens Spahn redete sich jedoch weiter in Rage und echauffierte sich über den Begriff "Enthüllung" in Bezug auf die angeblichen FDP-Vorbereitungen für ein Ampel-Aus. Markus Lanz konterte darauf fassungslos: "Das finde ich nicht in Ordnung!" Auch Ulrike Winkelmann stellte klar, dass es durchaus "eine Enthüllung" sei, zu erfahren, dass Lindner in Bezug auf seinen Rauswurf "eben nicht so unvorbereitet war und dass seine rot-geränderten Augen dann eben Teil einer ziemlich blamablen Inszenierung gewesen sind". Spahn blieb jedoch bei seiner Meinung und sagte: "Also ich hatte nicht den Eindruck, dass das alles nur gespielt ist." Gleichzeitig stellte er klar: "Es ist doch völlig irrelevant. Das Land schrumpft! Wir haben Krieg in Europa! Wir haben Rekord-Inflation!"

Ein Argument, das den ZDF-Moderator wütend machte: "Das ist nicht irrelevant, Herr Spahn!" Als der CDU-Politiker mit einem klaren "Doch!" antwortete, stellte Lanz die Vermutung in den Raum, dass die Union eine enge Zusammenarbeit mit der FDP plane und dies der Grund sei, "warum Sie so vergebungsvoll und so nachsichtig über Christian Lindner sprechen". Der Moderator stichelte weiter: "Es geht doch hier um Glaubwürdigkeit!" Jens Spahn ließ sich davon jedoch nicht aus der Ruhe bringen und sagte stattdessen: "Vertrauen in der Demokratie geht auch deswegen verloren, weil Dinge, die relativ irrelevant sind, uns tagelang beschäftigen."

So hat sich Markus Lanz geschlagen

Markus Lanz versuchte, den CDU-Politiker Jens Spahn mehrmals aus der Reserve zu locken. Dies gelang ihm teilweise beim Thema Steuererhöhungen. Hier konnte Lanz dem Ex-Gesundheitsminister beispielsweise die Aussage entlocken, dass künftig nicht auszuschließen sei, "dass jemand mehr Steuern zahlt als heute".

Das war das Fazit bei "Markus Lanz"

Mit Blick auf die Neuwahlen stellte Jens Spahn klar: "Die Deutschen haben jetzt die Chance, am 23. Februar (...) noch mal neu zu wählen und dann zu entscheiden, ob sie diesen drei Akteuren Kanzler, Vizekanzler, Finanzminister noch trauen, oder ob sie ihnen nicht trauen." Grund genug für Lanz, auf die künftigen Pläne der Union zu blicken. "Wie ist das jetzt mit der Schuldenbremse?", wollte der ZDF-Moderator wissen. Spahn antwortete: "Natürlich halten wir die Schuldenbremse ein. Sie steht in der Verfassung und wir halten uns immer an die Verfassung." Lanz ließ jedoch nicht locker und hakte nach: "Sollte sie reformiert werden oder nicht?" Darauf antwortete Spahn schwammig: "Die Schuldenbremse, so wie sie ist, funktioniert gut." Lanz konterte prompt: "Das war nicht meine Frage! Sollte sie reformiert werden?" Auch hier wich der CDU-Mann aus und sagte: "Ich sehe im Moment keine Notwendigkeit, sie zu reformieren."  © 1&1 Mail & Media/teleschau

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Teaserbild: © Cornelia Lehmann / ZDF