Schwarz-Rot, Schwarz-Grün oder doch Schwarz-Gelb? Wenige Wochen vor der Bundestagswahl ist es kaum vorstellbar, dass die CDU ihren zweistelligen Vorsprung in den Umfragen noch einbüßt. Die Frage scheint nur noch, mit wem Kanzlerkandidat Friedrich Merz nach den Neuwahlen am 23. Februar regieren wird. Welche Koalitionen sind theoretisch möglich, welche hätten auch rechnerisch eine Mehrheit.

Bundestagswahl

Welche realistischen Koalitionen gibt es bei der Bundestagswahl?

Große Koalition (CDU/CSU, SPD)

Unsexy, aber nicht unwahrscheinlich. Die Große Koalition aus Union und SPD wäre eine Neuauflage der CDU-geführten Regierungen unter Kanzler Kurt-Georg Kiesinger (1966 bis 1969) und Kanzlerin Angela Merkel (2005 bis 2009 und 2013 bis 2021). Es wäre die verlässlichste Option, aber auch eine, die nach den Erfahrungen der Merkel-Jahre kaum jemand mit Aufbruch und Reformen verbindet.

Schwarz-Grün (CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen)

Eine Ehe der Union mit Bündnis 90/Die Grünen ist trotz aller Unkenrufe von der Schwesterpartei CSU weiter eine Option. Die Grünen sind zwar derzeit der Lieblingsgegner von CSU-Chef Markus Söder. Friedrich Merz hat eine Koalition mit der Ökopartei jedoch nicht ausgeschlossen. Und Söder? Der bayerische Ministerpräsident umgarnte vor Jahren noch selbst die Grünen und ist für seine politische Flexibilität bekannt. Hinzu kommt: Schwarz-Grün ist auf Länderebene längst erprobt.

Schwarz-Gelb (CDU/CSU, FDP)

Das bürgerliche Wunschbündnis vieler FDP- und Unionspolitiker regierte Deutschland schon unter den Kanzlern Konrad Adenauer, Ludwig Erhard, Helmut Kohl und zuletzt zwischen 2009 und 2013 unter Angela Merkel. Dafür müsste die FDP aber bis zum Wahltag einen riesigen Satz in den Umfragen machen, die sie derzeit fast alle unterhalb der Fünf-Prozent-Klausel sehen. Erst mit sieben oder acht Prozent für die FDP, einem sehr guten Unionsergebnis über 35 Prozent und möglichst vielen Stimmen für Parteien, die es nicht in den Bundestag schaffen, könnte Schwarz-Gelb doch noch Wirklichkeit werden. Im datenbasierten Wahltrend von Zeit Online wird die Wahrscheinlichkeit dieses Szenarios derzeit mit "nahe Null" angegeben.

Kenia-Koalition (CDU/CSU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen)

Sollte es für Schwarz-Rot oder Schwarz-Grün nicht oder nur äußerst knapp reichen, wäre die erste Kenia-Koalition auf Bundesebene zwischen Union, SPD und Grünen zumindest nominell ein Garant für größtmögliche politische Stabilität. In Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Sachsen gab es bereits Kenia-Bündnisse auf Landesebene.

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Ampel-Koalition (SPD, FDP, Bündnis 90/Die Grünen)

Eine Neuauflage der Ampel ist rechnerisch so gut wie ausgeschlossen - und auch sonst gar keine Option für einen der drei Ex-Partner.

Jamaika-Koalition (CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen, FDP)

Mit den berühmten Worten "Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren" brach FDP-Chef Christian Lindner 2017 die Verhandlungen über eine Jamaika-Koalition ab. Diese Regierung wäre dieses Mal rechnerisch wohl möglich, sollte die FDP knapp in den Bundestag einziehen. Ein erneutes Zusammengehen zwischen Grünen und Liberalen dürfte nach der gescheiterten Ampel aber eher unwahrscheinlich sein.

Deutschland-Koalition (CDU/CSU, SPD, FDP)

Eine Koalition dieser Bauart gab es auf Bundesebene bislang noch nie. Eine sogenannte Deutschland-Koalition regiert jedoch in Sachsen-Anhalt unter Ministerpräsident Reiner Haseloff seit 2021 geräuschlos. Aufgrund der Umfrageschwäche der FDP und des hässlichen Streits zwischen SPD-Kanzler Olaf Scholz und FDP-Chef Christian Lindner nach dem Aus der Ampel ist diese Koalition wohl nur ein Hirngespinst.

Brombeer-Koalition (CDU/CSU, SPD, BSW)

Ein Regierungsbündnis zwischen Union, SPD und dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) ist ein Szenario, das sich in der Union nur die wenigsten vorstellen können. So ging es früher auch mal CDU-Ministerpräsident Mario Voigt, der in Thüringen kürzlich die erste Brombeer-Koalition überhaupt gebildet hat. Warum soll in Berlin nicht möglich sein, was in Erfurt abgesegnet wurde?

Rot-Rot-Grün (SPD, Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen)

Das auf Landesebene erprobte Links-Bündnis wurde in der Vergangenheit immer mal wieder im Bund diskutiert und hätte nach den Wahlen 2005 und 2013 sogar eine Mehrheit gehabt. Aufgrund der insgesamt zu niedrigen Umfragewerte aller Parteien, insbesondere der Schwäche der Linkspartei, ist diese Koalition aber ausgeschlossen. Selbst mit dem BSW wäre Rot-Rot-Grün oder Rot-Grün-Rot weit von einer Mehrheit entfernt.

Ist eine Koalition mit der AfD denkbar?

Nein. Eine Koalition mit der in Teilen rechtsextremen Alternative für Deutschland wurde von allen anderen Parteien vor der Bundestagswahl 2025 ausgeschlossen. Die Rechtsaußenpartei wird voraussichtlich stärkste Oppositionskraft werden.

Welche Koalitionen haben zuletzt regiert?

Von Dezember 2021 bis zum Bruch in diesem Herbst führte Bundeskanzler Olaf Scholz mit der ersten Ampel-Regierung der BRD-Geschichte das Land. Davor hieß die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie regierte in drei Legislaturperioden mit einer Großen Koalition (2005–2009, 2013–2017, 2017–2021) und einmal mit einer schwarz-gelben Regierung (2009–2013).

Welche Koalitionen sind aktuell realistisch?

Die jüngsten Umfragen ergeben ein klares Bild, wie Deutschland in den kommenden vier Jahren regiert werden könnte. Laut Insa-Institut (Stand 7.1.2025) kommt die Union auf 31 Prozent, die AfD auf 20,5, die SPD auf 16,5, die Grünen auf 12 und das BSW auf 7 Prozent. FDP und Linke schaffen es laut der Erhebung (27. bis 30. Dezember) nicht in den Deutschen Bundestag, wobei die Linke noch auf den Einzug durch drei gewonnene Direktmandate hoffen kann.

Da die AfD als Koalitionspartner ausscheidet, sind aktuell nur vier Konstellationen rechnerisch möglich. Eine Große Koalition aus Union und SPD sowie eine Kenia-Koalition aus Union, SPD und Grünen besäßen die stabilsten Mehrheiten. Im Wahlrechner von Zeit Online wird das Zustandekommen dieser beiden Regierungsoptionen als „sehr hoch“ bewertet. Als „hoch“ gilt immerhin die mathematische Wahrscheinlichkeit, dass Schwarz-Grün oder eine Regierung aus CDU, SPD und dem BSW eine Mehrheit erhält.

Verwendete Quellen

Migrationspolitik: CSU verschärft den Ton

CSU für deutlich härteren Kurs bei der Migration

Im gemeinsamen Wahlprogramm der Unionsparteien hat man sich schon auf einen schärferen Kurs in Sachen Migration verständigt. Doch die CSU will an einigen Stellen noch darüber hinausgehen.
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