Annegret Kramp-Karrenbauer erklärt, sie habe FDP-Chef Lindner "sehr herzlich" gebeten, einen liberalen Kandidaten in Thüringen zu verhindern. Zudem droht sie der Thüringer CDU mit Konsequenzen im Fall einer Zusammenarbeit mit dem neuen Regierungschef Kemmerich. Hat die CDU-Vorsitzende ihren Laden noch im Griff?

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War die Parteivorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer nicht deutlich genug, als sie den Thüringer Fraktionschef Mike Mohring vor einer Zusammenarbeit mit der rechten AfD warnte? Nach der Wahl des Ministerpräsidenten mithilfe der AfD gerät die Thüringer CDU massiv unter Druck.

Kramp-Karrenbauer drohte den Parteifreunden in Erfurt mit Konsequenzen, falls sie mit dem neuen Regierungschef Thomas Kemmerich (FDP) zusammenarbeiten sollten.

"Dieser Ministerpräsident hat keine parlamentarische Mehrheit, er muss sich immer auf der AfD abstützen", sagte sie im ZDF. Insofern wäre eine Zusammenarbeit mit Kemmerich ein Verstoß gegen die Parteilinie, die jede Kooperation mit der AfD ausschließe - "mit den entsprechenden Folgen".

AKK fände Rücktritt von Kemmerich "richtig"

Die Thüringer CDU erklärte sich am Mittwochabend trotzdem zu Gesprächen mit Kemmerich bereit.

"Voraussetzung dafür ist aber, dass jede Zusammenarbeit mit der AfD ausgeschlossen sein muss", betonte CDU-Generalsekretär Raymond Walk nach einer Sitzung des Landesvorstandes.

Die CDU-Bundesspitze fordert dagegen eine Neuwahl in Thüringen. "Und ich finde, es wäre richtig, wenn dieser Ministerpräsident zurücktreten würde", sagte Kramp-Karrenbauer.

Kaum dass sie wieder Oberwasser in der Partei bekommen hat, nachdem sie auf dem Leipziger Parteitag im November erfolgreich die Vertrauensfrage gestellt hatte, werden nun wieder Fragen laut, ob sie die richtige für die Parteiführung ist.

Ganz unverhohlen wirft die SPD-Spitze, vor kurzem noch selbst unter Druck, der CDU-Chefin vor, die eigene Mannschaft nicht im Griff zu haben. Was in Thüringen passiert sei, sei "keine regionale Angelegenheit", sagte Norbert Walter-Borjans dem ZDF. Die CDU müsse jetzt Konsequenzen ziehen statt nur zu reden.

Die Entwicklung in Thüringen belastet also auch die große Koalition in Berlin. Die SPD wertet die Wahl mit Stimmen der AfD als "Dammbruch" und verlangt ein Machtwort von Kramp-Karrenbauer. Für Samstag wurde kurzfristig ein Treffen des Koalitionsausschusses angesetzt.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wurde am Mittwoch von dem Wahl-Eklat in Thüringen auf einer Reise nach Südafrika überrascht. Sie wollte die Vorgänge während des Fluges nicht kommentieren.

Die Thüringer SPD forderte die Parteispitze auf, die große Koalition in Berlin aufzukündigen, "wenn keine unmissverständliche Klärung des Verhältnisses der Bundes-CDU zur AfD erfolgt und daraus Konsequenzen bei der CDU Thüringen erfolgen". (hub/dpa)

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