Mit dem Projekt "Wem gehört die Stadt?" wollen das Recherchezentrum Correctiv und der Bayerische Rundfunk mithilfe der Bürger mehr Transparenz auf dem Immobilien- und Wohnungsmarkt schaffen. Wer profitiert von den hohen Preisen? Wo landet das Geld? Jeder kann mitmachen.
Steigende Mieten und knapper Wohnraum entwickeln sich für immer mehr Menschen zum existenziellen Problem. Dabei sind die Eigentumsverhältnisse vor allem in größeren Städten oft intransparent. Ein öffentliches Immobilienregister, wie beispielsweise in Großbritannien, gibt es in Deutschland nicht.
Wer steht hinter den Häusern? Wer profitiert von den Preisen am Markt? Wo landet die Miete am Ende und wo kommt das Geld her, das die Immobilienpreise nach oben treibt?
Diesen Fragen ging das Recherchezentrum Correctiv 2018 erstmals im Rahmen des Rechercheprojekts "Wem gehört Hamburg?" auf den Grund. Es folgten Berlin, Düsseldorf, Minden, Lüneburg und Heidenheim
"Wem gehört die Stadt?" in München, Augsburg und Würzburg
Aktuell läuft "Wem gehört die Stadt?" in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk zeitgleich in drei bayerischen Städten, in denen die Situation auf dem Wohnungsmarkt besonders angespannt ist:
- in Augsburg, wo die Mietpreise besonders rasant steigen
- in München als einer der teuersten Städte Deutschlands
- in Würzburg – dort sind die Wohnkosten gemessen an der Kaufkraft besonders hoch
Gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern in Bayern soll herausgefunden werden, welche Akteure und Faktoren die Treiber der Preisspirale sind. Es gibt eine Menge dubioser Deals oder fragwürdiger Steuerverschiebungen, die Exzesse im Markt ermöglichen. Auf der anderen Seite gibt es viel Unwissen über Mietverhältnisse, die für beide Seiten gut funktionieren.
Correctiv und der BR laden bis 23. Februar Augsburger, Münchner und Würzburger dazu ein, sich an der Recherche zu beteiligen, aber auch Hinweise und Geschichten zu liefern, durch die über den Wohnungsmarkt differenziert berichtet werden kann.
Bürgerrecherche: Je mehr mitmachen, desto aussagekräftiger das Ergebnis
Für den BR ist es ein neuer Weg der Bürgerrecherche. Im Rahmen einer sechswöchigen Aktion rückt er bis zum 23. Februar das Thema Wohnen und Mieten in den Mittelpunkt. In zahlreichen Hörfunk- und Fernsehsendungen sowie über digitale Ausspielwege ruft er Bürgerinnen und Bürger - egal ob Mieter oder Eigentümer - dazu auf, Informationen zum Wohnverhältnis auf br.de/wemgehoert zur Verfügung zu stellen. Je mehr Menschen mitmachen, desto aussagekräftiger wird das Ergebnis.
Ziel ist es, mehr Transparenz auf dem Immobilienmarkt zu schaffen. Mithilfe der von Bürgern zur Verfügung gestellten Informationen recherchieren Journalistinnen und Journalisten von BR und Correctiv in den kommenden Wochen, um herauszufinden, welche Rolle institutionelle Anleger und ausländische Investoren am Markt spielen, wo das Geld herkommt, das sie investieren und wo Gewinne hinfließen.
Es geht darum, Strukturen und Muster zu erkennen und den Immobilienmarkt begreifbarer zu machen. Denn erst so werden konkretere Debatten zu fairem Wohnen möglich.
Was passiert mit den sensiblen Daten?
Die eingereichten Daten werden mit größter Sorgfalt behandelt. Der Server zur Plattform befindet sich in Deutschland, das heißt, dass auch die Daten in Deutschland bleiben. Zugriff darauf hat nur ein ausgewähltes Team von Datenjournalistinnen und -journalisten des BR und von Correctiv, das die Daten intern auswertet.
Informationen, die Rückschlüsse auf die Informationsgebenden zulassen, werden nicht veröffentlicht - es sei denn, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben explizit zugestimmt. Auch die Namen von privaten Vermieterinnen oder Vermietern und Eigentümerinnen oder Eigentümern von wenigen Immobilien sowie konkrete Adressen werden nicht bekannt gegeben.
Der Fokus der Recherche liegt auf großen Finanzinvestoren mit Einfluss auf den Wohnungsmarkt und Organisationen, die fragwürdig handeln. Die Ergebnisse der Bürgerrecherche werden fortlaufend in den Hörfunk- und Fernsehsendungen des BR und auf correctiv.org veröffentlicht. (hub, mit Material von Correctiv)
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