Frankfurt und Frankfurter: Der frühere Frankfurter Stadtkämmerer wollte nicht bis zu seinem 105. Geburtstag warten, um wieder ein großes Fest zu feiern. Schon zwei Jahre vorher hat er zahlreiche Freunde in die Villa Merton eingeladen.

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Bisher hat Ernst Gerhardt nur seine runden Geburtstage und die mit einer Fünf am Ende groß gefeiert. Mit dieser Tradition hat der frühere Stadtkämmerer nun gebrochen. Er habe nicht auf seinen 105. Geburtstag warten wollen, das Risiko, ihn nicht mehr erleben zu können, sei ihm einfach zu hoch, begründete er seinen Entschluss. Deshalb hat Gerhardt zu seinem 103. Geburtstag am vergangenen Montag an die 50 Freunde und Verehrer in die Villa Merton zu einem Essen eingeladen. Von nun an werde er es jedes Jahr so halten, verkündete er gut gelaunt. Mittlerweile sitzt Gerhardt im Rollstuhl, aber sein Kopf arbeitet noch prima. Jeden Tag liest er gründlich die F.A.Z. und ist deshalb über das Weltgeschehen und die Vorgänge in seiner Heimatstadt Frankfurt bestens informiert. Die frühere Oberbürgermeisterin Petra Roth, die in Gerhardt einen Förderer und klugen Berater hatte, berichtete in ihrer Tischrede vom phänomenalen Auftritt Gerhardts bei der Gedenkveranstaltung zum "Attentat vom 20. Juli 1944" vor knapp zwei Monaten in der Paulskirche. Gerhardt habe als Zeitzeuge absolut druckreif gesprochen und von seiner Opposition gegen das Regime als junger Katholik erzählt. Gläubiger Katholik ist Gerhardt bis heute geblieben, jeden Sonntag besucht er den Gottesdienst im Dom. Dessen Pfarrer, der frühere Stadtdekan Johannes zu Elz, sprach denn auch vor dem Essen in der Villa Merton ein Tischgebet. Später tauschte Gerhardt mit ehemaligen Mitstreitern wie der ehrenamtlichen Stadträtin Daniela Birkenfeld oder dem früheren Bundesminister Heinz Riesenhuber politische Erinnerungen aus.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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