US-Wahl: Donald Trumps Wahlsieg sorgt in der hessischen Wirtschaft für gemischte Reaktionen. Neben der Sorge vor neuen Handelsbeschränkungen zeigen sich einige Unternehmen pragmatisch.

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Nach dem Wahlsieg Donald Trumps wächst in der hessischen Wirtschaft die Sorge vor Handelshemmnissen. "Angesichts von Donald Trumps Vorschlag, einen Zollgrundtarif von mindestens zehn Prozent auf Importe in die Vereinigten Staaten einzuführen, müssen sich deutsche Betriebe auf eine sinkende Nachfrage und geringere Margen einstellen, sofern sie nicht über eine eigene Produktion in den USA verfügen", sagte die Präsidentin des Hessischen Industrie- und Handelskammertags, Kirsten Schoder-Steinmüller, am Mittwoch.

Auch die Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände zeigte sich angesichts der nach Trumps Wahlsieg drohenden allgemeinen Zölle auf Importe in die USA alarmiert. Schon bisher würden Unternehmen in Hessen durch den zunehmenden Protektionismus der USA wie auch Chinas benachteiligt, sagte der Präsident der Vereinigung, Wolf Matthias Mang, am Mittwoch. Das amerikanische Wahlergebnis sei daher auch als Weckruf für die Politik in Deutschland und Europa zu verstehen. "Die Strategien zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, der Verteidigungsfähigkeit und für den Umgang mit China müssen mit viel mehr Tempo weiterentwickelt werden", sagte Mang.

Mahnung zur Gelassenheit

Mit einem Anteil von 12,1 Prozent an den gesamten Exporten des vergangenen Jahres sind die USA der wichtigste Handelspartner Hessens. In den vergangenen Jahren haben die Exporte in die USA stark zugenommen, 2023 exportierten hessische Unternehmen Waren im Wert von 9,9 Milliarden Euro in die USA. Vor allem für die Pharmaindustrie sind die USA ein wichtiger Absatzmarkt: Mit einem Warenwert von 3,8 Milliarden Euro waren pharmazeutische Produkte im vergangenen Jahr die bedeutendeste Gruppe unter den Gütern, die von Hessen in die USA exportiert wurden. Auch bei den Importen dominierten pharmazeutische Erzeugnisse.

Eine wichtige Rolle spielt dabei auch der Pharmakonzern Merck aus Darmstadt. Das Unternehmen erwirtschaftete im vergangenen Jahr rund 29 Prozent seiner Erträge in den USA. Angesichts von Trumps Wahlsieg zeigte sich ein Unternehmenssprecher am Mittwoch jedoch gelassen: "Es ist noch zu früh, um allein auf der Grundlage von Wahlkampfaussagen über mögliche Auswirkungen zu spekulieren." Man strebe mit Trump ebenso wie mit den neu gewählten Abgeordneten eine Zusammenarbeit an, um Innovationen und Technologien voranzutreiben.

Zu Gelassenheit mahnte am Abend vor der Wahl auch Rob Smith, der Vorstandsvorsitzende des börsennotierten Intralogistikkonzerns Kion, der knapp ein Fünftel seines Umsatzes im vergangenen Jahr in Nordamerika generierte. "Ich glaube nicht, dass irgendein Präsident eine 250 Jahre alte Demokratie zum Entgleisen bringen kann", sagte Smith am Dienstag im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten.

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Der hessische Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori (SPD) sagte am Mittwoch, Hessen und die USA seien seit Jahren traditionell verbunden. "Diese Beziehungen sind eng und gut. Daran wird sich auch nichts ändern nach vier Jahren Donald Trump als Präsident."  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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