Kosten am Lebensende: Alles wird immer teurer und nicht einmal der Tod ist noch umsonst. Ist das Sterben überhaupt noch bezahlbar? Und ist das Dasein das alles überhaupt noch wert?

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"Umsonst ist nur der Tod", heißt es im Volksmund. Ein Sprichwort, dem kluge Leute schon immer mit der nüchternen Erkenntnis begegneten: "Von wegen, der kostet das Leben." Und die Angehörigen eines Verstorbenen kostet er sogar noch eine ganze Menge mehr.

Denn nicht nur das Leben wird immer teurer, auch das Sterben und der Tod können mit extrem hohen Ausgaben verbunden sein. Rund 4600 Euro werden für eine von den Behörden bezahlte Sozialbestattung veranschlagt, während die "Vollversion" nach Auskunft des Bestatterverbandes im Durchschnitt bei 6500 Euro liegt. Und die Preise gehen weiter nach oben.

In Frankfurt hat die Umweltdezernentin gerade eine "Anpassung", sprich Anhebung, der Friedhofsgebühren auf den 37 Friedhöfen der Stadt um durchschnittlich fünf bis sechs Prozent angekündigt. Eine Urnenbestattung wird damit in Frankfurt vom 1. Januar 2025 an gut 3100 Euro kosten, eine Erdbestattung im Einzelgrab mehr als 3700 Euro. "Die Gebühren helfen uns, die Friedhöfe dauerhaft zu erhalten und zu gestalten", sagt Stadträtin Tina Zapf-Rodríguez (Die Grünen). "So bleiben sie auch zukünftig ein Ort des Gedenkens, der Erholung und des Klima- und Umweltschutzes."

Gesundheits- und Pflegekosten können sehr hoch sein

Die bisherigen Friedhofsgebühren in der Mainmetropole reichen – wie in vielen anderen Städten und Gemeinden auch – nicht mehr aus, um die Kosten für Personal, Energie und Entsorgung zu decken. Zwar werden inzwischen zwei von drei Toten in Urnen bestattet, das heißt der Flächenbedarf auf den Friedhöfen wird geringer; aber der Pflegeaufwand bleibt. Und nicht nur die Bestattungsgebühren steigen, auch die Kosten für Transport und Material der Särge gehen in die Höhe. Und die Krematorien geben die steigenden Energiekosten an ihre Nutzer weiter.

Ein wesentlicher Faktor, der das Sterben verteuert, sind die Gesundheitskosten, die am Lebensende anfallen. In der Regel sind die letzten Monate oder Jahre der menschlichen Existenz von intensiven medizinischen Behandlungen und Krankenhausaufenthalten geprägt.

Gesundheits- und Pflegekosten können sehr hoch sein, insbesondere, wenn sie spezialisiert oder langwierig sind – und sie werden von Versicherungen nicht immer vollständig abgedeckt. Laut Studien fallen in den letzten Lebenswochen häufig die höchsten Gesundheitsausgaben an, da Patienten oft in intensiver Pflege stehen und multiple Erkrankungen behandelt werden müssen.

Tritt der Tod dann ein, kommen weitere Ausgaben auf die Angehörigen zu. Bestattungskosten können je nach Art der Bestattung – Beerdigung im Sarg, Feuerbestattung, Seebestattung – stark variieren. Neben den Kosten für Sarg oder Urne, für eine Grabstelle und für die Trauerfeier müssen auch Gebühren für den Bestatter und eventuell für kirchliche oder staatliche Dienstleistungen berücksichtigt werden. Unter dem Strich werden so schnell auch noch mehr als die vom Bestattungsverband genannten 6500 Euro fällig.

Sparsam wirtschaften

Angesichts dieser Zahlen mag sich mancher die Frage stellen, ob das Sterben noch bezahlbar ist. Jedenfalls lohnt es sich, in besseren Zeiten finanziell für das Ableben vorzusorgen. Zumal ja auch die Jahrzehnte vor dem unvermeidlichen Dahinscheiden immer kostspieliger ausfallen. In den vergangenen Jahren sind die Lebenshaltungskosten jedenfalls für die meisten Menschen spürbar gestiegen.

Die Inflation steigt, die Kaufkraft der Menschen nimmt ab. Ob Immobilien, Mieten, Lebensmittel, Energie- und Gesundheitsversorgung – die Preise für grundlegende Güter und Dienstleistungen gehen rasant in die Höhe, und auch Steuern und Abgaben steigen. Eine Entwicklung, die weitreichende Auswirkungen auf das individuelle und gesellschaftliche Wohlbefinden hat. Politik und Wirtschaft sind gefordert, Strategien zu entwickeln, um die Belastungen für die Verbraucher zu minimieren und gleichzeitig die wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten. Aber schaffen sie das?

Im Großen wie im Kleinen heißt eine mögliche Lösung: sparsam wirtschaften. Das Problem der Regierungen in Bund und Ländern, in Kreisen, Städten und Gemeinden sind die hohen Ausgaben, nicht die fehlenden Einnahmen.

Die derzeit auf allen Ebenen infrage gestellte staatliche Schuldenbremse ist deshalb kein Hemmschuh, sondern ein Motivationsmechanismus für nachhaltig verantwortliches Wirtschaften der öffentlichen Hand. Die Vorgabe an Bund und Länder, ihre Haushaltsdefizite nicht durch die Aufnahme von Krediten auszugleichen, ist eine verfassungsrechtliche Errungenschaft, auch weil sich die Sparvorgabe in Notlagen als durchaus flexibles Instrument erwiesen hat.

Woran die Kritiker der Sparpolitik nicht denken

In Hessen zum Beispiel haben die Regeln der vor 13 Jahren in die Landesverfassung aufgenommenen Schuldenbremse zu einer nachhaltigen Konsolidierung des Landeshaushalts beigetragen. Im Jahr 2016 war es deshalb – erstmals seit 1969 – möglich, Altschulden des Landes zu tilgen. Mit Ausnahme des Corona-Jahres 2020 musste Hessen seitdem keine neuen Schulden mehr aufnehmen.

Im laufenden Jahr wird das zwar nicht mehr möglich sein, aber die laut Finanzminister Alexander Lorz (CDU) drohende Neuverschuldung ist immerhin noch im Einklang mit den Vorgaben der Schuldenbremse. Das in der Verfassung verankerte Verschuldungsverbot lässt nämlich je nach Konjunkturlage durchaus Ausnahmen – allerdings nur in begrenztem Umfang – zu.

Kritiker einer strengen Sparpolitik wenden ein, dass der Staat jetzt – schuldenfinanziert – zusätzliche finanzielle Spielräume schaffen müsse, damit er handlungsfähig bleibe und dringend erforderliche Investitionen ermöglichen könne.

Und darüber, wie die bereits jetzt aufgelaufenen Milliardenschulden der öffentlichen Hand getilgt werden könnten, sollten sich doch bitte künftige Generationen Gedanken machen. Ganz getreu dem altbewährten Egoisten-Motto "Nach mir die Sintflut".

Dankbar bleiben, statt zu fordern

Aber eine Lockerung der Schuldenbremse wäre schon deshalb ein Fehler, weil damit einer Politik der unbegrenzten Schuldenaufnahme Tür und Tor geöffnet würden. "Wehret den Anfängen" muss vielmehr die Devise lauten. Im Großen wie im Kleinen gilt: Ein Leben auf Pump und auf Kosten künftiger Generationen ist keine nachhaltige Politik und deshalb unverantwortlich.

Doch lohnt sich das Leben überhaupt noch, wenn man zum Sparen verdammt ist? Ist es möglich, in einer immer teureren Welt ein erfülltes und glückliches Leben zu führen? Die Antwort sollte in einem Sozialstaat wie Deutschland in den allermeisten Fällen positiv ausfallen. Denn das Leben besteht aus vielen kleinen Momenten, die Freude bereiten können und die oft unbezahlbar sind.

Die Natur etwa erinnert uns immer wieder daran, dass es Dinge gibt, die kostenlos sind und dennoch immense Freude bereiten. Solche Eindrücke ganz bewusst zu genießen, sie quasi zu verinnerlichen, kann dabei helfen, die Herausforderungen des Alltags zu meistern und die Perspektive auf das Leben insgesamt zu verändern, die Lebensqualität zu erhöhen und das Glück zu fördern.

Das Leben ist trotz steigender Kosten schön, weil es weit mehr umfasst als materielle Aspekte. Zwischenmenschliche Beziehungen, die Schönheit einer Blume, Kreativität, kleine Freuden, Dankbarkeit, Bildung, soziale Verantwortung und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft sind alles Faktoren, die das Leben lebenswert machen. Auch in einer Welt, in der alles teurer wird, gibt es immer Gründe, dankbar und glücklich zu sein.

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Der Besitz von Geld spielt dabei eine bemerkenswerte, aber durchaus nicht die wichtigste Rolle. Das gilt für den Einzelnen ebenso wie für den Staat als Ganzes. "Spare beizeiten, dann hast du in der Not" lautet eine Volksweisheit. Woraus sich lernen lässt: Sprichwörter müssen beileibe nicht immer sinnfrei sein.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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