Peter Wirth geht in Rente: Peter Wirth ist der bekannteste Straßenbahnfahrer Deutschlands. Am Mittwoch ist das Frankfurter Unikat zum letzten Mal für seine Arbeit in die Linie 11 gestiegen. Vor seinem Renteneintritt ist er nicht nur von Fans verabschiedet worden.
In der Straßenbahnlinie 11 brandet am Mittwoch um kurz nach 13 Uhr das erste Mal Applaus auf. Der Bahnbabo hat sein erstes Gedicht zum Besten gegeben und mit den Worten beendet: "Bleibt gesund und bleibt stabil". Der 30. Oktober 2024 ist nach 36 Jahren der letzte Arbeitstag für Peter Wirth als Straßenbahnfahrer der Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF). Der wohl bekannteste Tram-Chauffeur Deutschlands, wenn nicht der ganzen Welt, geht in Rente.
"Keine Sorge, ich bleibe euch erhalten", verspricht der Dreiundsechzigjährige seinen Fans, die auf dem Bahnsteig am Hauptbahnhof erschienen sind. Vier Sicherheitsleute passen auf, dass niemand auf die Schienen tritt. Mit – natürlich – kurzärmligem Hemd, Krawatte, Sonnenbrille und seinem ansteckenden Lachen gibt Wirth Autogramme auf Baumwolltaschen mit seinem Konterfei. Er macht Selfies, umarmt Jung und Alt, bekommt Geschenke überreicht und hat für alle ein nettes Wort übrig.
Eine junge Frau reist extra aus Berlin an
"Alles klar, Brudi?", fragt Wirth einen schüchternen Jungen, der sich erst nicht traut, nach einem Autogramm zu fragen. Von der anderen Straßenseite ruft eine Schülergruppe im Chor: "Bahnbaboooo." Wirth grinst und sendet ihnen ein Shaka-Zeichen rüber, bei dem der kleine Finger und der Daumen von der Faust abgespreizt werden. Eine junge Frau ist extra aus Berlin angereist, um bei der letzten Fahrt dabei zu sein, die um 13.04 Uhr beginnt.
Begleitet wird das Ganze von mehr als 30 Medienleuten, die auch schon am Vormittag zum Betriebshof der VGF zur offiziellen Verabschiedung gekommen sind. Auch mit dabei: Oberbürgermeister Mike Josef (SPD). "Du bist zu einem echten Unikat geworden", sagt das Stadtoberhaupt zu Wirth. In Berlin sei er von Schulfreundinnen seiner Nichte gefragt worden, als sie erzählt habe, dass ihr Onkel aus Frankfurt kommt, ob er den Bahnbabo kenne.
Als Geschenk hat Josef nicht nur Fitnessbänder mitgebracht, "damit du stabil und flexibel bleibst". Sondern auch einen Umschlag mit einer Spende für den Verein "Mainlichtblick", der sterbenskranken Kindern Wünsche erfüllt und für den sich Wirth engagiert. "Ohne Menschlichkeit und Zuversicht, da funktioniert unsere Gesellschaft nicht", reimt er. Dafür will sich Wirth auch als Rentner noch einsetzen.
Aber vorher geht es mit seiner Ehefrau Heike in den wohlverdienten Urlaub. © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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