Empörung über Weihnachtsmarkt: Nach einem Weihnachtsmarkt mit israelfeindlichen Symbolen in Darmstadt darf ein Pfarrer sein Amt nicht mehr ausüben. Die Reaktion ist erfreulich eindeutig.
Es ist ein ungewöhnlicher Schritt, den die Leitung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) geht. Dass einem Pfarrer die Ausübung seines Amts untersagt wird, kommt selten vor. Ebenso überraschend ist, dass die Landeskirche auch Straf wegen des Verdachts der Volksverhetzung gegen den Kirchenvorstand gestellt hat.
Es ist ein schwerwiegender Vorwurf, aber schwerwiegend waren auch die Vorgänge auf dem "antikolonialen Weihnachtsmarkt", auf dem Symbole der Terrororganisation Hamas gezeigt wurden und Israel von der Landkarte getilgt wurde.
Das Vorgehen der Kirchenleitung deutet darauf hin, dass sie noch längst nicht alle Fragen rund um das Ereignis beantwortet sieht. Und es zumindest Zweifel daran gibt, hier sei eine gutgläubige Gemeinde perfide hinters Licht geführt worden. Dazu waren die Vorzeichen zu deutlich, bis hin zum Titel des Weihnachtsmarkts.
EKHN hat und schnell Position bezogen
Der Darmstädter Pfarrer darf nun keinen Weihnachtsgottesdienst feiern, was in der Michaelsgemeinde nicht nur auf Verständnis stoßen wird. Aber es ist richtig, dass die EKHN ebenso schnell wie deutlich Position bezogen hat. Mitgefühl für das Leid der Palästinenser in Gaza darf nicht in Antisemitismus umschlagen. Die Kirchen müssen glaubwürdig sein, wenn sie in den Gottesdiensten der nächsten Tage für den Frieden beten und dabei an die Menschen in Israel ebenso denken wie an diejenigen im Gazastreifen.
Der Weihnachtsmarkt der Darmstädter Gemeinde ist nicht das einzige Beispiel dafür, wie die seit dem Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober vorigen Jahres zu beobachtende Polarisierung trotzdem nicht die Sinne für Symbole geschärft hat.
Erst vor wenigen Tagen rief Franziskus in Rom Empörung hervor, weil er vor einer Krippe betete, in der das Jesuskind auf einem Palästinensertuch lag. Mit dem Tuch ist daraufhin gleich auch das Christkind entfernt worden. Das kann also selbst dem Papst passieren, mag man in Darmstadt denken. Ein Trost ist das nicht. © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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