Anschlag in Magdeburg: Zur Verschärfung des Sicherheitskonzepts gehört mehr Polizeipräsenz, zudem werden Absperrungen überprüft. Die Schausteller sprechen sich indes gegen die Schließung der Weihnachtsmärkte aus.

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Der ganze Römerberg wurde dunkel. Die Menschen waren mucksmäuschenstill, hielten sich an den Händen. Am Samstagabend haben mehrere hundert Menschen auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt der Opfer des Anschlags auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg gedacht.

In einer Durchsage hieß es: "Unser Mitgefühl gilt den Opfern und deren Familien. Sie sind in unseren Gedanken und Herzen. In solchen Momenten wird uns schmerzlich bewusst, wie wichtig es ist, zusammenzustehen, Menschlichkeit zu zeigen und uns für ein friedliches Miteinander einzusetzen. Lassen Sie uns nun gemeinsam eine Schweigeminute halten, um der Opfer zu gedenken."

Nach der Schweigeminute hieß es: "Durch die Solidarität mit den Opfern habe man gezeigt, "dass Liebe und Mitmenschlichkeit stärker ist als jede Gewalt".

Sicherheitskonzept wird angepasst

Nach dem Anschlag werden die Sicherheitskonzepte auch für die hessischen Märkte abermals verschärft. Wie Innenminister Roman Poseck (CDU) am Samstag mitteilte, "wird Hessen auf die schreckliche Terrortat von Magdeburg reagieren". Am Vormittag hätten die hessischen Sicherheitsbehörden über Konsequenzen beraten. Fest stehe, die polizeiliche Präsenz sei auf den hessischen Weihnachtsmärkten schon "außergewöhnlich hoch". Dennoch wolle man mit einigen Anpassungen für noch mehr Sicherheit sorgen.

Die hessische Polizei will die verbleibenden Tage mit einem dreistufigen Konzept begleiten. Dieses bestehe zum einen aus einer erhöhten Polizeipräsenz. Zum anderen setze man auf eine verstärkte Kontrolle der Zugangswege, zum Beispiel auch mit Standposten der Polizei.

Darüber hinaus werde es eine "intensivierte Überwachung der Straßen rund um die Märkte geben". Wie Poseck weiter mitteilte, hat es bislang keine besonderen Vorkommnisse gegeben. Die Sicherheit habe dank hoher polizeilicher Präsenz und anderer Schritte gewährleistet werden können.

Poseck: Anschlag "feige und niederträchtig"

Dabei gehe es insbesondere darum, auf mögliche gefährliche Entwicklungen, zum Beispiel auffällige Fahrzeuge, so früh wie möglich reagieren zu können, sagte Poseck weiter. Nach derzeitigen Erkenntnissen gebe es keinen Bezug des mutmaßlichen Täters aus Magdeburg nach Hessen. Ferner lägen weiterhin keine konkreten Hinweise auf einen geplanten Anschlag in Hessen vor. Die grundsätzlich bestehende abstrakte Gefahr und die Möglichkeit von Anschlägen mit Fahrzeugen seien in den Sicherheitskonzepten für die hessischen Weihnachtsmärkte bereits umfassend berücksichtigt worden.

Poseck bezeichnete den Anschlag als "feige und niederträchtig". Man werde "weiterhin alles dafür tun, dass die hessischen Weihnachtsmärkte in den nächsten Tagen sicher und friedlich zu Ende gehen können".

Thomas Feda, der Geschäftsführer der Tourismus und Congress GmbH (TCF), die den Frankfurter Weihnachtmarkt organisiert, teilte am Samstag mit, auch die TCF habe das Sicherheitskonzept abermals überprüft und geringfügig angepasst.

Stadt Darmstadt betont "hohes Niveau" der Sicherheit

Unabhängig von dem polizeilichen Vorgehen ändert die Stadt Darmstadt nichts an den Abläufen ihres Weihnachtsmarkts. Das hat ein Sprecher der Stadt am Samstag mitgeteilt. Diese Entscheidung ist nach seinen Worten von Oberbürgermeister Hanno Benz (SPD) und Ordnungsdezernent Paul Georg Wandrey (CDU) getroffen worden – "im Wissen, dass unsere Landespolizei und die städtischen Ordnungskräfte für ein hohes Niveau an Sicherheit stehen, sensibilisiert sind und alles menschenmögliche für unsere Sicherheit tun".

Beratungen dazu habe es schon seit Freitagabend gegeben. Der Darmstädter Weihnachtsmarkt erstreckt sich über drei Plätze in der Innenstadt. In der Stellungnahme der Stadt heißt es weiter: "Wir dürfen uns jetzt als Stadtgesellschaft nicht einschüchtern lassen oder gar zurückziehen. Sonst hätten die Täter erreicht, was sie wollen. Und das wird nicht passieren." Dort soll den Opfern der Attacke wie in Frankfurt am Samstagabend um 19 Uhr mit einer Schweigeminute gedacht werden.

Nach Angaben der Stadtmarketing-Gesellschaft, die den Markt ausrichtet, sind ohnehin "robuste Verkehrssperren" aufgestellt worden, die schon seit Jahren zum Sicherheitskonzept des Weihnachtsmarkts gehörten.

Schausteller gegen Schließung von Weihnachtsmärkten

Vertreter der hessischen Schaustellerbranche sind indes gegen einen Abbruch der Weihnachtsmärkte. "Wir können uns nicht erpressen lassen. Dann haben die das erreicht, was sie wollen", sagte Werner Wambold vom Schaustellerverband Mittelhessen. Die Betreiber seien geschockt, die Tat mache fassungslos. Dennoch sollten die Weihnachtsmärkte seiner Ansicht nach offen bleiben: "Das zu verbieten oder zu schließen, ist der falsche Weg. Das Leben wird dann lahmgelegt."

Es sei schwer bis unmöglich, alles abzusichern - schon allein, weil Rettungswege zugänglich bleiben müssten. Die Sicherheitsmaßnahmen auf den Märkten seien aber bereits sehr hoch, wie auch das entsprechende Bewusstsein der Betreiber.

Auch in Frankfurt seien die Sicherheitsvorkehrungen überdurchschnittlich hoch angesetzt, findet Thomas Roie, erster Vorsitzender des Schaustellerverbands Frankfurt Rhein-Main. "Man kann und sollte sich sicher fühlen, wenn man ein Festival oder eine Veranstaltung besucht", sagte er. Das gelte auch für den Weihnachtsmarkt. "Somit müssen wir, auch wenn es schwerfällt, weitermachen und unser Leben weiterleben."

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Die Demokratie sollte sich seiner Ansicht nach nicht einschüchtern lassen, sondern Signale setzen. "Unsere Aufgabe ist, dass wir der Gesellschaft auch gerecht werden und das Gefühl erhalten, dass man sich wohlfühlen kann in diesem Land und sicher miteinander die Weihnachtszeit verbringen kann." Die Schausteller hätten Wert darauf gelegt, dass es bundesweit eine Gedenkminute für die Opfer gibt

In Frankfurt stilles Gedenken mit Trauerglocken 

Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) sagte, er habe die Nachrichten aus Magdeburg "mit Entsetzen" vernommen. "Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei den Opfern und ihren Angehörigen, die durch diese grausame Tat so unermessliches Leid erfahren haben. Ein solcher Anschlag trifft eine Stadt ins Mark."Stadtverordnetenvorsteherin Hilime Arslaner (Die Grünen) sagte, so eine "fassungslos machende Tat kurz vor Weihnachten" erschüttere sie sehr. "Unser Mitgefühl gilt den Familien der Toten und allen Verletzten sowie Traumatisierten dieses schrecklichen Anschlags."Mit dem Läuten der Trauerglocken der Alten Nikolaikirche während der Schweigeminute wolle man "Menschen jeglicher Konfession und Herkunft auf dem Frankfurter Römerberg zum stillen Gebet für die Opfer und ihre Angehörigen in Magdeburg aufrufen", sagt Martin Hunscher, Vorsitzender des Kirchenvorstands der St. Paulsgemeinde.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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