Fat Freddy's Drop auf Tour: Das famose neuseeländische Kollektiv Fat Freddy’s Drop lässt in der Jahrhunderthalle in Frankfurt alles los.
Ein schmerbäuchiger Mann, der in weißer Unterwäsche und mit hochgezogenen Stutzen über eine Bühne turnt, mag gemeinhin kein Anblick sein, bei dem Beobachter in Ekstase verfallen wollen. Es sei denn, dieser Mann ist Joe Lindsay, bekannt auch unter seinem Spitznamen Hopepa, der Posaunist der neuseeländischen Band Fat Freddy’s Drop. Wenn er sich nach schweißtreibendem Konzerteinsatz seiner Oberkleidung entledigt und zur Mundharmonika greift, um nach Art von Black Sabbath in "The Wizard" und in Ennio-Morricone-Gedächtnismanier zum Tanz zu blasen, weiß das Publikum, dass es höchste Zeit ist, alles loszulassen und sich frei zu schütteln: "Shake that Shiverman loose", grandioser Tanzboden-Knaller des Kollektivs aus Wellington und immer ein Höhepunkt in den Konzertprogrammen einer Band, die sich durchaus zu den besten Liveformationen der Welt zählen darf.
Hopepas halber Striptease ist bei den Auftritten der Gruppe wie nun in der sehr gut besuchten Jahrhunderthalle in Frankfurt Ritual und Absolution zugleich, auch für das Publikum: Kümmert euch nicht darum, wie ihr ausseht, wenn ihr euch der Musik hingebt. Gebt euch einfach hin. Das ist bei dem famosen, ungeheuer groovenden Stilmix von Fat Freddy’s Drop auch gar nicht schwierig, vereint die 2001 als Session- und Improvisationsband gegründete Formation doch schon immer und nun auch auf ihrem aktuellen Album "SLO MO" Reggae, Dub, Disco, Downbeat, Soul, Funk, Fusion, Hip-Hop, Electro und etwas Yacht Rock so selbstverständlich, als gehörten diese Genres einfach zusammen, wobei die Band bei ihren Konzerten gern die Betonung wechselt. Ein Track, der auf einem Album technoid anmuten mag, verwandelt sich live vielleicht in messerscharfen Funk, ein Soul-Song mit entsprechend Hall versehen in ein Dub-Stück. Oder der Gitarrist Conway Jeune liefert sich wie in Frankfurt flirrende Saitenduelle mit dem Gast Louis Baker, der auch das Vorprogramm bestritten hatte. Fast erscheint es wie eine musikalische Wundertüte, aus der die Band greift, was im Moment am besten zu den Rhythmen passt, die DJ Fitchie im Live-mix von der Konsole beisteuert.
Das breite musikalische Spektrum, das die Gruppe während des mehr als zweistündigen Auftritts abdeckt, spiegelt sich auch in ihren Sängern. Während Joe Dukies seelenvolle Stimme in pazifischem Soul schwelgen lässt, ist MC Slave der energetische Rapper und Toaster, der die begeisterte Menge zum Hüpfen animiert. Und wer da noch nicht von den Socken ist, wird eben spätestens vom "Shiverman" gepackt. Dem infektiösen Groove von Fat Freddy’s Drop entgeht nämlich keiner. © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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