Mit Schwimmbad und Eisbahn: Die prognostizierten Kosten für den Sportpark Rheinhöhe in Wiesbaden steigen auf etwa 153 Millionen Euro. Ursprünglich sollte der Bau nicht einmal die Hälfte davon kosten.

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Der Sportpark Rheinhöhe mit Schwimmbad und Eishalle wird immer teurer. Das Wiesbadener Großprojekt am Konrad-Adenauer-Ring soll nach aktuellen Prognosen nun rund 153 Millionen Euro kosten. Damit setzt sich der Trend immenser Kostensteigerungen fort, obwohl bei den Planungen schon Abstriche gemacht worden waren. Zuletzt waren die prognostizierten Kosten, unter anderem aufgrund umfangreicherer Erdaushubarbeiten, noch mit rund 124 Millionen Euro beziffert worden. Der Sportpark soll 2027 fertig sein und den Bürgern von 2028 an neben Eishalle und einem wettkampfgerechten Schwimmbad auch eine Erholungslandschaft bieten.

Als "bittere Pille" bezeichnete Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende (SPD) die abermaligen Kostensteigerungen von rund 29 Millionen Euro in der Stadtverordnetenversammlung. Zugleich hob er hervor: "So ärgerlich, wie diese Kostensteigerungen sind, sie sind an keiner Stelle auf Planungsfehler zurückzuführen." Laut Mende würden sie aus Baukostensteigerungen durch die Inflation resultieren. Insbesondere die technische Gebäudeausstattung sei ein "Preistreiber".

Ob die neue Kostenprognose auf Dauer Bestand hat, ist unsicher. Nach Auskunft der Stadt stehen derzeit die Ergebnisse für circa 72 Prozent der ausgeschriebenen Bauleistungen fest, die ersten Gewerke seien vergeben worden. Auf dieser Grundlage sei mit Gesamtkosten von rund 142 Millionen Euro zu rechnen. Von den Mehrkosten würden etwa 18 Millionen Euro auf den gestiegenen Baupreisindex entfallen. Zudem wird eine Risikovorsorge von etwa zehn Prozent der Baukosten empfohlen, sodass die Projektkosten insgesamt die genannten 153 Millionen Euro ausmachen.

Mende weist Vorwurf der Intransparenz zurück

Die Kosten für die Photovoltaikanlage in Höhe von rund 2,75 Millionen Euro sind darin aber nicht enthalten. Zwar kann die Stadt mit etwa 1,5 Millionen Euro an Fördermitteln aus dem Programm SWIM und von der Kreditanstalt für Wiederaufbau rechnen. Um die zusätzlichen Kosten zu finanzieren, schlägt sie vor, weitere 27,3 Millionen Euro an Darlehen über einen Zeitraum von 30 Jahren aufzunehmen, und kalkuliert mit jährlichen Zinsen und Tilgungen von 1,5 Millionen Euro. Der neuerliche Kreditbedarf soll in die Haushaltssatzung 2026/2027 aufgenommen werden. Schon vor dieser Kostensteigerung war der jährliche Schuldendienst für den Bädereigenbetrieb Mattiaqua im April mit fast sechs Millionen Euro beziffert worden.

Die abermals gestiegenen Kosten führten in der Politik zu Diskussionen, nachdem die Fraktion BLW/ULW/BIG das Thema auf der Tagesordnung hatte umsetzen lassen, um es öffentlich zu besprechen. Die Bürger sollten über die Kostensteigerung informiert werden, lautete die Begründung. Mende wies den Vorwurf der Intransparenz zurück und sagte, diese sei aufgrund der Sitzungsvorlage hergestellt.

Die AfD-Fraktion sieht beim Neubau des Sportparks ein "Prestigeobjekt des Oberbürgermeisters" und kritisiert die "Kostenexplosion". In der Machbarkeitsstudie von 2017 hätten die prognostizierten Kosten noch 73 Millionen Euro betragen, sagte Dennis Seldenreich.

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Den Vorwurf des Prestigeprojekts wies der Stadtverordnete Michael David (SPD) zurück. Der Sportpark werde benötigt, hob er hervor. Er soll in der Tat das marode ESWE-Freizeitbad an der Mainzer Straße und die nicht mehr zeitgemäße Henkell-Kunsteisbahn ersetzen. Das sieht die überwältigende Mehrheit der Stadtverordneten ebenfalls so. Am Ende votierte nur die AfD gegen die Finanzplanung.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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