Pistazien und Nüsse: Der Hype um Dubai-Schokolade hat die Nachfrage nach Pistazien erhöht. Doch auch andere Nüsse sind teurer geworden. Ein Grund dafür liegt in Indien.
Gebrannte Mandeln in Dutzenden von Geschmacksrichtungen gibt es am Stand von Markus und Monika Eiserloh, alle zum Preis von vier Euro je 100-Gramm-Tüte. Nur die "Dubai-Mandeln" kosten 6,50 Euro. Denn diese Variante ist mit Dubai-Schokolade überzogen, wie der Verkäufer an der "Süßen Mandelbar" auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt geduldig erklärt. Das Trendprodukt enthält bekanntlich Pistaziencreme – und die sei eben teuer.
"Wie es scheint, ist die Nachfrage für Pistazienkerne, die für Dubai-Schokolade gebraucht wird, im Jahresvergleich gestiegen und hat die Preise deutlich nach oben katapultiert", sagt dazu Elaine Reinhard, Fachredakteurin bei der auf Agrarrohstoffe spezialisierten Nachrichten- und Handelsplattform Mundus Agri mit Sitz in Seeheim-Jugenheim. "Kleinere Bäckereien in Deutschland und in Österreich berichten von Preisaufschlägen von 40 Prozent und mehr im Großhandel für türkische Pistazienkerne, obwohl die Türkei eine Rekordernte von 415.500 Millionen Tonnen eingefahren hat."
Wegen Giftstoffen zurückgewiesen
Günstige Angebote gebe es dagegen für Importe aus Iran, sagt Reinhard. Diese Waren werden von der EU allerdings scharf kontrolliert, mehrere Dutzend Schiffsladungen wurden dieses Jahr zurückgewiesen, weil die Pistazien den EU-Grenzwert für Aflatoxin überschritten – das ist ein Giftstoff, der von Schimmelpilzen abgesondert wird.
Die Qualitätsprobleme, sagt Reinhard, rührten zum Teil daher, dass in Iran mittlerweile auch Autohersteller in den Pistazienhandel eingestiegen seien. Die iranische Autoindustrie erhoffe sich davon Einnahmen in Fremdwährungen, die sie benötige, um Bauteile im Ausland zu kaufen. Der Umtausch des iranischen Rial in andere Währungen unterliegt diversen Einschränkungen, weil die Regierung in Teheran eine weitere Abwertung der Landeswährung verhindern will.
Seine einstige Position als Exportweltmeister für Pistazien hat Iran schon vor Jahren verloren – ausgerechnet an den Erzfeind USA. Die Rohwarenpreise für ungeschälte US-Pistazien hätten sich im Vergleich zum vergangenen Jahr um etwa zwölf Prozent verteuert, berichtet Reinhard von Mundus Agri.
Bei Mandeln ist der US-Staat Kalifornien schon lange Weltmarktführer. Sie sind zwar günstiger als die deutlich selteneren Pistazien, der Preisanstieg war bei Mandeln laut Reinhard aber noch steiler: Sie kosteten aktuell rund 30 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Die Qualitätsmandeln kommen aus den USA
Der Grund dafür sei die weltweit wachsende Nachfrage. Auf der Suche nach gesünderen Alternativen zu Chips oder Süßigkeiten griffen Verbraucher vermehrt zu Mandeln und Nüssen. Auch Milchersatzprodukte werden teilweise aus Mandeln hergestellt. Besonders stark gestiegen sind laut Reinhard in den vergangenen Jahren die Mandeleinfuhren Indiens. Mandeln sind dort traditionell ein beliebtes Nahrungsmittel, das sich angesichts einer wachsenden Mittelschicht inzwischen immer mehr Inder leisten können.
Günstiger als kalifornische Mandeln seien solche aus Spanien, sagte der Hauptgeschäftsführer des Landesverbandes für Markthandel und Schausteller, Roger Simak. "Aber die beliebtere Qualität kommt aus Übersee", deshalb würden für die Weihnachtsmärkte überwiegend Mandeln aus den USA gekauft. Die dort angebauten Sorten seien weniger bitter, erläuterte Reinhard von Mundus Agri.
Die Weihnachtszeit mache sich auf dem Markt für Mandeln und Nüsse deutlich bemerkbar, in der westlichen Welt seien die Liefermengen von September bis Dezember am größten. Bei Haselnüssen spiele der europäische Markt noch aus einem weiteren Grund eine Sonderrolle: Weltgrößter Einkäufer für diese Nuss-Sorte sei der Nutella-Hersteller Ferrero. © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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