Arbeit für Flüchtlinge: Mit einem Kursus sollen Langzeitarbeitslose und Flüchtlinge in Frankfurt fit gemacht werden für die Arbeit in der Gastronomie.

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Er hat schon als Gärtner gearbeitet und auch schon in einigen gastronomischen Betrieben – "aber fast immer nur als Spüler, auf den die anderen oft herabschauen". Doch Andre Verdez will mehr. Vor allem möchte er eine feste Stelle und nicht immer wieder arbeitslos werden.

Mit 64 Jahren ist der Rumäne, der seit 15 Jahren in Deutschland lebt, nicht gerade eine klassische Nachwuchskraft. Dennoch nimmt er an dem Projekt "Kick-Start" teil, das der Gastronomie-Verband Dehoga zusammen mit der Agentur für Arbeit Frankfurt und der Genussakademie Professional Frankfurt ins Leben gerufen hat.

Der Gedanke dahinter ist, wie Robert Mangold, Chef der Tiger- und Palmen- Gastronomie und Dehoga-Vorsitzender in Frankfurt, sagt, der große Bedarf an Mitarbeitern im Gastgewerbe. Denn trotz knapp 30.000 Arbeitslosen in Frankfurt finden die Unternehmen nicht genügend Personal für Küche, Service und Housekeeping.

Teilnehmer und Betriebe können einander kennenlernen

Hier soll das neue Programm ansetzen, in das die Arbeitsagentur über Bildungsgutscheine je Teilnehmer rund 2000 Euro zusätzlich zu Arbeitslosen- oder Bürgergeld investiert. Die zwei- bis dreimonatigen Kurse sollen Asylbewerbern, Langzeitarbeitslosen, Flüchtlingen und Ungelernten einen schnellen Einstieg ins Gastgewerbe ermöglichen. Denn nach Abschluss des Kursus erhalten die Teilnehmer ein Zertifikat, zudem machen sie ein Praktikum.

Darin sieht Kerstin Junghans, Geschäftsführerin des Dehoga Frankfurt, eine gute Chance für die Teilnehmer wie für die Betriebe, einander kennenzulernen und möglicherweise gleich einen festen Arbeitsvertrag zu schließen. Und darauf hofft auch Björn Krienke, Chef der Frankfurter Arbeitsagentur.

In den zwei Kursen, die Ende Oktober begonnen haben, gibt es nun insgesamt 18 Teilnehmer, davon nur fünf für den Service und 13 für die Küche. Mit dem Zertifikat für die Arbeit in der Küche hofft auch Tetiana Priadka eine qualifizierte Tätigkeit in einem Restaurant zu finden. "Ich habe in der Ukraine schon in einer Küche gearbeitet", sagt die 38 Jahre alte Frau, die nach dem Angriff auf ihre Heimat vor zwei Jahren nach Deutschland gekommen ist.

Ihr ukrainischer Abschluss sei hier bisher nicht anerkannt worden, und obwohl sie sich recht gut auf Deutsch unterhalten kann, hat sie nur das Zertifikat A2 für fortgeschrittenes Anfängerniveau. Im jetzigen Kursus lernt sie zusammen mit ihren Kollegen nun auch alles, was notwendig ist, um sich in der Küche zu verständigen – und auch die notwendigen Instrumente und Gerätschaften benennen zu können.

Initiative ist überregional einzigartig

Zudem werden sie von den Mitarbeitern der Genussakademie Professional, die normalerweise auf Meister-Prüfungen vorbereitet, in allem unterwiesen, was für die Arbeit wichtig ist. Sie lernen unter anderem Schnitttechniken, fach- und sachgerechte Lagerung von Lebensmitteln und bekommen Grundlagen der Hygiene vermittelt. Auch das Kochen einfacher Gerichte steht auf dem Stundenplan der 13 angehenden Küchenhilfen. An diesem Tag backen sie beispielsweise Muffins.

Den Vorteil des Programms für die künftigen Arbeitgeber beschreibt der Chef der Genussakademie, Jan-Peter-Eichhorn: "Die Teilnehmenden wissen, was sie erwartet, und sie haben sich bewusst für dieses Berufsfeld entschieden." Das sei einer der Gründe, warum das Projekt Vorteile gegenüber dem einfachen Einstellen von Menschen ohne Qualifikation habe, hebt auch Mangold hervor, denn durch die Teilnahme an dem Kursus bewiesen sie schon ein starkes Interesse an der Branche.

Die Initiative ist bislang einzigartig in Frankfurt und auch überregional. "Es gibt aber Anfragen aus benachbarten Kreisen und auch ein Interesse beispielsweise aus Hamburg und Berlin für unser Kick-Start-Projekt", so Mangold.

Im nächsten Jahr soll das Portfolio in Frankfurt auf das Berufsfeld Housekeeping erweitert werden. Denn auch in der Hotellerie würden dringend Arbeitskräfte für diese Tätigkeiten gesucht. "Mancher denkt, das kann jeder, jede Hausfrau kann ein Bett machen, doch im gastronomischen Betrieb ist mehr gefragt, da geht es auch um den richtigen Umgang mit Reinigungsmitteln und vieles mehr", so Junghans.

Das Hauptanliegen des Projekts ist nach Darstellung der Initiatoren, Arbeitskräfte für die Branche zu gewinnen und Arbeitssuchenden eine berufliche Perspektive zu schaffen. "Es ist aber auch ein Beitrag zur Integration", hob Eichhorn hervor. Denn im Kollegenkreis könnten die Beschäftigten ihr Deutsch verbessern und sich beruflich entwickeln. "Das Programm eröffnet einen niederschwelligen Einstieg in eine Branche mit enorm großen Aufstiegschancen", so Junghans.

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Auf eine neue Perspektive hofft auch Andre Verdez. Obwohl er nur noch ein paar Jahre bis zur Rente hat, sagt er: "Ich hoffe mit dem Kurs auf eine Chance, als Küchenhelfer zu arbeiten und nicht mehr immer nur als Tellerwäscher."  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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