Prozess um Mord in Offenbach: Mit Schlägen auf den Kopf ist eine Offenbacherin getötet worden. Ihr Partner hat seine Tat selbst bei der Polizei gemeldet. Nun verhandelt das Landgericht Darmstadt über den Fall.

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Die Polizistin hat dem Mann, der ihr im Mai im Polizeirevier in Offenbach gegenüber stand, sofort geglaubt. Sie ist es zwar gewohnt, dass Leute zur Polizei kommen und "viel Quatsch erzählen", wie die 27 Jahre alte Beamtin als Zeugin im Gerichtssaal in Darmstadt sagt. Aber dieser Mann sei ihr glaubwürdig vorgekommen. Über eine Gewalttat habe er gesprochen, und zwar eine, die er selbst verübt habe. Seine Frau habe er im Streit erschlagen.

Sehr offen habe er darüber gesprochen, wo die Frau liege, nämlich in der gemeinsamen Wohnung an der Kaiserstraße in Offenbach. Zittrig, aber sehr ruhig sei der Mann gewesen, der sich gut habe artikulieren können. Mehrere Streifen wurden per Funk verständigt und fuhren zur Wohnung. Ein Beamter trat die Tür ein, die Polizisten fanden die Frau in der Wohnung tot vor.

Paar streitet um Geld

Der heute 53 Jahre alte Mann, der im Mai zum Polizeirevier gekommen war, muss sich seit dieser Woche vor dem Landgericht Darmstadt wegen des Verbrechens verantworten, das er bei der Polizei angezeigt hat. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Deutschen Mord an seiner Lebensgefährtin vor, mit der er 20 Jahre zusammengewesen war. Nach den Worten von Staatsanwältin Eva Heid gab es bei dem Paar schon seit zwei Jahren Streit, auch über Geld. Die Frau sei die Hauptverdienerin der Familie mit einem Sohn gewesen. Der Mann habe Affären gehabt und eine offene Beziehung gewollt, die Frau sei darüber betrübt und verzweifelt gewesen, habe sich trennen wollen.

An einem Tag im Mai diesen Jahres, als der 16 Jahre alte Sohn nicht zuhause war, sprach das Paar miteinander, dabei ging es nach den Worten der Anklägerin um das Ende der Beziehung. Als die Frau später Harfe gespielt habe und darauf konzentriert gewesen sei, habe der Mann ihr elfmal mit einem Baseballschläger auf den Kopf geschlagen, auch ins Gesicht. Die Schläge hätten die Frau sofort getötet. Den Angriff auf die Lebensgefährtin hat der Angeklagte zu Beginn des Prozesses zugegeben. Einige Monate vorher, bei der Vorführung beim Haftrichter, sprach er davon, sie habe ihn jahrelang mit "Gaslighting" traktiert und mit seinen Freunden geschlafen, wie im Prozess bekannt wird.

Leiche neben der Harfe auf dem Boden

Der 28 Jahre alte Polizist, der im Mai die Wohnung mit einem Fußtritt geöffnet hatte, berichtet als Zeuge im Gerichtssaal, neben der Harfe habe die Frau gelegen, auf dem Boden sei "extrem viel Blut" gewesen, das auch an die Wände und die Zimmerdecke gespritzt sei. Der Körper sei mit einer grünen Jacke zugedeckt gewesen. Einen Puls konnte der Beamte nach seinen Angaben nicht mehr fühlen, der Leib fühlte sich kalt an, am Kopf war eine schwere Verletzung zu sehen, bei der Leiche lag ein Baseballschläger.

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Mit welcher Brutalität die Gewalttat ausgeführt worden sein muss, geht aus dem Gutachten der Rechtsmedizin hervor. Der Angriff muss überraschend gekommen sein, denn an der Leiche wurden keine Abwehrverletzungen, etwa Hautabschürfungen an den Armen, gefunden, wie die Untersuchung ergeben hat. Der Gutachter spricht von Scherben des Schädelknochens, der mehrfach gebrochen worden sei. Die Kopfverletzung sei so massiv, dass Gehirnmasse ausgetreten sei.

In der Rechtsmedizin wurde auch das Blut des Angeklagten untersucht. Der Mann hatte keinen Alkohol getrunken, aber Cannabis in einer maßvollen Menge zu sich genommen.  © Frankfurter Allgemeine Zeitung

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