Kosten gesunken: Der Wohnungsbaukonzern Vonovia hatte sich wegen hoher Kosten vom Wohnungsbau weitgehend verabschiedet.
Zwar steht die Sanierung des Bestands immer noch im Vordergrund, doch sind in Frankfurt auch wieder Neubauprojekte geplant.
Die Wohnungsgesellschaft Vonovia will bis 2028 rund 100 Millionen Euro in ihren Wohnungsbestand in Frankfurt investieren. Jährlich sollen rund 800 Einheiten modernisiert werden, kündigte Regionalbereichsleiter Henning Schulze im Gespräch mit der F.A.Z. an. Mit der Aufstockung bestehender Siedlungen soll das Wohnungsangebot zudem erweitert werden. Insgesamt hat die Vonovia rund 16.000 Wohnungen in Frankfurt.
Auch dem Neubau wolle sich das Unternehmen trotz schwieriger Rahmenbedingungen wieder widmen, so Schulze. Für 2025 seien zunächst 24 Wohnungen geplant, weitere Projekte stellt er für 2026 in Aussicht. Zuletzt hatte sich Vonovia komplett aus dem Neubaugeschäft verabschiedet. "Wir hatten irrsinnige Kosten", sagt Schulze.
Die Kalkulation hätte zu Mieten von 25 bis 30 Euro je Quadratmeter geführt. Doch die Entwicklung bei Zinsen und Baukosten eröffne neuen Handlungsspielraum. Mittlerweile ließen sich Neubauprojekte modular für 3500 Euro je Quadratmeter bauen. Das ergebe Monatsmieten von 20 Euro je Quadratmeter. "Das ist auf dem Markt noch zu platzieren", so Schulze.
Sanierung in der Carl-von-Weinberg-Siedlung
In den vergangenen beiden Jahren hat sich Vonovia in erster Linie mit der Sanierung des zum Teil fast 100 Jahre alten Gebäudebestands befasst. Eines der größten Projekte in Frankfurt betrifft zwei Straßen in der Carl-von-Weinberg-Siedlung im nördlichen Westend. Die Mietshäuser an der Miquelallee wurden in den Dreißigerjahren für Werksangehörige der I. G. Farben gebaut, gehörten später zum Bestand der Hoechst AG und zur Deutsche Wohnen, die schließlich in der Vonovia aufging.
Die Sanierung der 105 Wohnungen erwies sich als aufwendiger als gedacht. Anfang 2023 begannen die Arbeiten, zwei Jahre später werden sie mit zehn Monaten Verzögerung abgeschlossen. "Es war eine Operation am offenen Herzen", sagt Schulze. Die meisten Mieter blieben während der gesamten Zeit in der Siedlung wohnen, mussten zeitweise auf ihre Bäder verzichten und vor den Häusern aufgestellte Sanitärcontainer nutzen.
Es waren aber auch 15 Wohnungen verfügbar, in denen zeitweise Mieter untergebracht wurden, die ihre eigene Wohnung nicht nutzen konnten oder wollten. Großen Wert habe man darauf gelegt, von Anfang an intensiv mit den Betroffenen zu kommunizieren, sagt Schulze. Dieses Vorgehen würdige auch die Stabsstelle Mieterschutz beim städtischen Amt für Wohnungswesen.
Insgesamt investiert die Vonovia rund 19 Millionen Euro in das Projekt, darunter 3,5 Millionen Euro Fördermittel der KfW. Erreicht wird der Energiestandard "KfW 100", der den Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes entspricht. "Wir konnten das auch in schwierigen Zeiten durchhalten", so Schulze. "Unterm Strich hat das gut geklappt."
Dennoch zeigt das Projekt, wie schwierig es sein kann, ältere Wohngebäude zu sanieren, die zudem unter Denkmalschutz stehen. Die Decken der Häuser waren zum Teil dünner als gedacht, die Armierungseisen angegriffen, Leitungen nur mit großem Aufwand zu sanieren.
Den Umfang der Sanierungen genau prüfen
Die Balkone waren nicht mehr tragfähig und mussten ersetzt werden. "Das hat mehr Zeit gekostet als geplant", erläutert Schulze. An der nötigen Änderung der Baugenehmigung habe es nicht gelegen. Diese sei zügig erteilt worden. Insgesamt habe die längere Bauzeit zu leichten Mehrkosten geführt.
Die Mieter haben jetzt Wohnungen, in denen Böden, Bäder und Fenster dem aktuellen Standard entsprechen. Das hat seinen Preis: Die Quadratmetermieten steigen um 2,60 bis drei Euro. Bisher lagen die Mieten ungefähr bei 9,70 Euro je Quadratmeter. Sämtliche Wohnungen in der Siedlung werden auf dem freien Markt vermietet, geförderten Wohnungsbau gibt es dort nicht.
Im Januar steht die Entscheidung an, wann es mit dem zweiten Bauabschnitt der Siedlung weitergeht. Der dritte und letzte Bauabschnitt ist besonders kompliziert, weil es dort nicht nur um Wohnungen, sondern auch um einen Gewerbebetrieb geht.
Aus dem Verlauf des ersten Bauabschnitts ziehe das Unternehmen vor allem zwei Lehren, so Schulze. Es sei eine gute Kommunikation mit den Mietern nötig. "Und außerdem müssen wir den Umfang solcher Sanierungen genau prüfen." © Frankfurter Allgemeine Zeitung
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