Sportstadt sei Leverkusen, Chemiestadt auch. Aber Leverkusen sei eben auch Kunststadt, betonte Ellen Loh-Bachmann am Montagabend in der Galerie des Forums ganz deutlich.
Die Mitglieder der AG Leverkusener Künstler, deren Vorsitzende Loh-Bachmann ist, und die Stadt hatten zu einer kleinen Feierstunde in die Galerie im Forum eingeladen.
Einmal, um den Anwesenden die Werke der 14 Leverkusener Künstler zu zeigen, die sich mit dem 50. Jahrestag der kommunalen Neugliederung und dem Geburtstag von Leverkusen, so wie die Stadt heute aussieht, auseinandergesetzt hatten. Und um den Geburtstag ein klein wenig zu feiern.
Auch wenn der 1. Januar 1975 – der Tag, an dem die Neugliederung in Kraft trat – nicht der offizielle Geburtstag der Stadt Leverkusen ist (1. April 1930), so hat das Datum durchaus einen großen Einfluss auf die Stadtgeschichte und vor allem auf so etwas wie eine Leverkusener Stadtidentität. Vor allem Opladen sieht sich wohl als Verlierer dieser "Kommunalen Gebietsreform". Vorher Kreisstadt des Rhein-Wupper-Kreises, danach Stadtteil von Leverkusen.
Weil der 1. Januar 1975 aber eben nicht der "richtige" Geburtstag der Stadt Leverkusen ist, gibt es seitens der Stadtverwaltung kaum Feierlichkeiten deshalb. Ein Umstand, der schon Kritik hervorgerufen hatte. Größer aufgezogen hat das Thema dafür der Opladener Geschichtsverein.
Was die kommunale Neugliederung mit den Künstlern zu tun habe? Sie sei ihnen "am Arsch vorbeigegangen", sagte Klaus Wolf, zweiter Vorsitzender der AG Leverkusener Künstler. "Es hat sie überhaupt nicht interessiert." Zumindest nicht der kommunalpolitische Prozess. Wolf gab der Zuhörerinnen und Zuhörern einen Auszug über das Kunstgeschehen in Leverkusen in den vergangenen Jahrzehnten.
Erst Anziehungspunkt in den 60er sei das Museum Morsbroich gewesen. Die Kunstszene wuchs, es bildeten sich Galerien wie Chronos von Wolfgang Orth oder die Werkstatt 137. Allerdings wanderten die in den 70ern nach Köln und Düsseldorf ab. Und die Stadt, so Wolf, habe sich in der Folge darauf verlassen, dass Bayer mit ihrer Galerie am Werk den Kunstbetrieb in er Stadt aufrechterhalten würde. Doch auch die wurde irgendwann geschlossen.
Leverkusen: Es gibt noch Anlaufstellen für Kunst
Heute gebe es noch ein paar Anlaufstellen für die Kunst in Leverkusen, zum Beispiel die Jugendkunstgruppen oder den Künstlerbunker. Die Künstlerszene in der Stadt, so Wolf, habe jedenfalls "jenseits von Stadtteilegoismus" agiert, fügt aber dennoch augenzwinkernd hinzu: Dadurch seien aber "Eitelkeiten untereinander" nicht ausgeschlossen gewesen.
Arthur Horváth, der städtische Kulturchef, gab einen kurzen Einblick in den politischen Prozess in den Herbst 1974. Als Leverkusen kurz davor stand, seine Kreisfreiheit zu verlieren. Wie das damals abgelaufen ist, soll demnächst filmisch gezeigt werden. Dafür arbeitet die Kulturabteilung mit dem Kameramann Harald Cremer zusammen, der offenbar ein Experte in dem Thema ist, wie Arthur Horváth ausführte.
Einen "neuen, unbeugsamen Stadtteil" haben man damals dazubekommen, sagt Horváth. Der habe sich damals aber eher als Verlierer gesehen: kein Stadtrecht mehr, kein Kennzeichen. Auch wenn das OP inzwischen wieder auf Nummernschildern stehen darf. "Neugeboren" worden sei die Stadt damals.
Heike Bunde, Bürgermeisterin und Vertreterin von OB Uwe Richrath, war nach eigener Aussage zehn Jahre alt, als die Neugliederung in Kraft trat. Besonders erinnern könne sie sich noch an die Initiative "Lev muß leben". In deren Rahmen hatten Leverkusenerinnen und Leverkusener gegen eine Eingemeindung nach Köln protestiert, die auch kurz im Raumstand. An die T-Shirts und Aufkleber könne sie sich gut erinnern. "Inzwischen ist aber vieles zusammengewachsen", sagt die Bürgermeisterin. © Kölner Stadt-Anzeiger
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