Dass Köln die Kölsch-Hauptstadt ist, ist eine Binsenweisheit. Die Kölsch-Konvention von 1985 regelt, dass das Getränk mit wenigen Ausnahmen nur im Stadtgebiet gebraut werden darf.

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Doch Köln ist auch die Hauptstadt eines viel unbekannteren Bieres: Die Brauerei Malzmühle braut ein Getränk namens "Koch´sches Malzbier". Und das ist aktuell das einzige Bier auf dem deutschen Markt, das tatsächlich den Titel Malzbier auf dem Etikett tragen darf.

Aber Vitamalz, Karamalz und diverse andere Malzgetränke gibt es doch auch? Das stimmt, aber es sind nach rechtlicher deutscher Definition keine Biere. Dahinter steckt eine lange Geschichte. Bis Ende der 1950er Jahre konnte Malzbier mit Zucker hergestellt werden. Allerdings war es nach dem deutschen Reinheitsgebot verboten, Bier mit Zuckerzusatz herzustellen. Nach diesem sogenannten "Süßbier-Krieg" entschloss der Bundesgerichtshof 1958, dass Getränke mit Zuckerzusatz nicht als "Bier" bezeichnet werden dürfen. Seitdem darf das ursprüngliche Malzbier mit Zucker nur noch als Malzgetränk oder ähnlich bezeichnet werden.

Malztrunk darf seit den 1950er nicht mehr Malzbier heißen

Fortan gibt es zwei unterschiedliche Getränke, das echte Malzbier und den Malztrunk. Vitamalz, Karamalz und die vielen anderen bei Kindern und Schwangeren beliebt Drinks mögen zwar volkstümlich als Malzbier bestellt werden. Rechtlich aber darf auf dem Etikett nichts von Bier stehen. Anders ist das beim Koch'schen Malzbier, denn das wird ohne Zuckerzusatz gebraut, wie Kölsch, Pils oder Alt auch.

Dieses echte Malzbier ist aber nichts für Kinder oder Schwangere, denn es enthält 2,4 Prozent Alkohol. Mehreren einschlägigen Internet-Bierforen zufolge ist das Koch'sche Malzbier aktuell das einzige Bier dieser Art, das noch von einer deutschen Brauerei auf den Markt gebracht wird. Und: Es ist sogar viel älter als das Kölsch. "Bei Beginn der Produktion der Malzmühle 1858 wurde es erstmals gebraut und war unser Standard-Produkt", sagt Melanie Schwartz-Mechler, Chefin der Malzmühle. Ein Produkt unter dem Namen Kölsch kam erst gut 100 Jahre später auf den Markt.

Benannt ist das Bier übrigens nach dem Brauerei-Gründer Hubert Koch. Und es war mal preisgekrönt: In einem Zeitungsartikel aus dem Jahr 1913 heißt es, dass der "Kosch'sche Malz-Extrakt" zum besten "Malz-Präparat der Welt" gekürt wurde. Als Begründung steht geschrieben: "Koch'sches Malz-Extrakt ist von höchsten ärztlichen Autoritäten als bestes Stärkungsmittel für Blutarme, Reconvalescenten und Wöchnerinnen anerkannt."

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Die Qualität des Malzbieres wurde im Laufe der Jahre gerichtlich bestätigt. Der New Yorker Carl Russ zweifelte öffentlich an der Güte des Getränks. Das ließ Braumeister Koch nicht auf sich sitzen und ließ sein Malzbier vom Chemiker Theobald Werner überprüfen. Dieser bescheinigte die Güte des Produktes, woraufhin Russ 100 Thaler für wohltätige Zwecke spenden musste.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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