Herr Greitemann, Sie wurden vom CDU-Vorstand einstimmig nominiert. Warum wollen Sie Oberbürgermeister werden?
Weil mir Köln am Herzen liegt. Köln hat es verdient, mit vollem Einsatz und ergebnisorientiert gestaltet zu werden. Die Stadt befindet sich in einem starken Wandel – in allen Bereichen: in der Stadtentwicklung, in der Wirtschaft oder als Gesellschaft. Mein Anspruch ist, vorneweg zu gestalten. Ich habe Köln in mein Herz geschlossen und deshalb meinen Lebensmittelpunkt vor zehn Jahren bewusst nach Köln verlagert. Ich lebe und arbeite hier sehr gerne.
Wie wollen Sie gestalten? In Zeiten defizitärer Haushalte …
Wir müssen Prioritäten setzen. Welche das sind, werden wir gemeinsam herausarbeiten, die CDU und ich. Wir müssen dann den Menschen auch klar sagen, was geht und was nicht geht. Zunächst werden die Mitglieder am 27. Januar über meine Kandidatur entscheiden. Ich bin sehr dankbar, dass der Vorstand mich so geschlossen nominiert hat, jetzt hoffe ich auf eine breite Unterstützung der Partei. Und dann legen wir gemeinsam fest, wie unser Programm konkret aussieht. Klar ist, dass wir entscheidungsfreudig sein müssen – und dafür stehe ich. Ich scheue keine Verantwortung, egal, welches Feuer brennt. Da gehe ich rein und durch.
Ein großes Feuer ist die Opern-Baustelle, die Sie vor sieben Monaten am 1. Juli übernommen haben.
Die Aufgabe habe ich gerne übernommen. Gemeinsam mit den Projektverantwortlichen haben wir die Baustelle neu organisiert und sehen echte Erfolge. Wir gehen davon aus, die Bühnen baulich bis Ende des Jahres fertigzustellen und anschließend an die Intendanten zu übergeben.
Werden Sie sich für den Wahlkampf beurlauben lassen, wenn die Partei Sie aufstellt?
Das werde ich mit der Oberbürgermeisterin besprechen. Ausreichend Urlaub hätte ich.
Liegt in dieser Zeit die Bühnen-Baustelle brach?
Nein. Ich bin und bleibe bis zur Wahl Baudezernent – mit voller Kraft.
So einiges liegt im Argen, aber für die Sanierung am Offenbachplatz ist immer Geld da. Was antworten Sie Menschen, die sagen, die Stadt setze die falschen Prioritäten?
Die Bühnen-Sanierung ist vor Jahren vom Rat beschlossen worden und muss jetzt endlich fertiggestellt werden. Das ist mein Auftrag, zwar erst seit sieben Monaten, aber ich nehme ihn als Baudezernent sehr ernst. Das ist generell mein Anspruch: Themen ergebnisorientiert umzusetzen.
Sie sagen, Ihre Stärke ist es, Projekte zu beenden. Sie sind jetzt sechs Jahre Baudezernent. Für viele Bauprojekte gilt das nicht, wie die Sanierung des Römisch-Germanischen Museums oder der Umbau des Ebertplatzes.
Im Schulbau etwa haben wir sichtbare Erfolge erzielt. Hier lassen wir viele Aufgaben von externen Unternehmen erledigen. Das will ich ausbauen, um die Verwaltung zu entlasten. Dazu braucht es auch eine starke Mehrheit im Stadtrat. Für den Kulturbau gilt: Die Projekte lagen brach, als ich 2018 gekommen bin. Das ist jetzt anders: Alle Projekte laufen und nähern sich dem Ende. Die großen Entwicklungsprojekte wie der Deutzer Hafen, das Max-Becker-Areal oder Kreuzfeld kommen gut voran. Auch die Digitalisierung der Baugenehmigungen und der Aufbau der Wirtschaftsförderung sind ein Erfolg. Darüber hinaus will ich alle anderen Projekte aus allen Bereichen der Verwaltung überprüfen und schauen, welche machen wir zuerst und welche machen wir später. Meiner Ansicht nach versuchen wir derzeit, zu viel auf einmal zu erledigen.
Es werden viel zu wenige Wohnungen gebaut in Köln. Was wollen Sie als OB dagegen tun?
Ich würde den Wohnungsbau zur Chefsache machen. Wir müssen die Rahmenbedingungen, die wir als Stadt vorgeben, vereinfachen, damit die Wohnungsbauwirtschaft wieder mehr baut. Ich halte die Flächenverpflichtung im Kooperativen Baulandmodell für öffentlich geförderte Wohnungen für richtig. Zahlreiche Regelungen müssen aber dringend vereinfacht werden.
Köln ist eine Stadt, in der Sie gerne leben. Was muss Ihrer Ansicht nach besser werden? Was stört Sie?
Mich persönlich stört wenig. Ich bin niemand, der sich ständig beklagt, und will das Beste aus dem machen, was ich habe. Gerne in Köln zu leben, bedeutet aber auch, dass die Stadt geordnet und sicher ist. Köln muss für alle Lebensmodelle und -realitäten funktionieren. Respekt im Umgang mit der Vielfalt dieser Stadt ist mir sehr wichtig.
Nach dem klaren Votum des CDU-Kreisvorstands haben wir ein offenes Gespräch geführt. Die Atmosphäre war kollegial und lösungsorientiert. Uns eint die Verantwortung für unsere Stadt und der Wille, geschlossen in den Wahlkampf zu gehen.
Wie bewerten Sie die Kandidaten der anderen großen Parteien, Berivan Aymaz von den Grünen und Torsten Burmester von der SPD?
Ich habe Respekt vor ihnen und freue mich auf einen in der Sache harten, aber persönlich immer fairen Wettbewerb.
Wie stehen Sie zu Verkehrsversuchen?
Ich bin dafür, Verkehrsversuche auf ein Minimum zu reduzieren und sie vor allem mit den Bürgerinnen und Bürgern, dem Handel und der Gastronomie abzustimmen. Man muss es diskutieren, auch wenn nicht alles im Konsens laufen kann. Die Bürger sind keine Versuchskaninchen.
Und der ÖPNV?
Den müssen wir unbedingt stärken – bevor das Auto aus der Innenstadt verdrängt wird.
Dann reden wir aber von langen Zeiträumen.
Es muss schrittweise passieren. Ich bin auch für einen neuen Stadtbahn-Tunnel auf der Ost-West-Achse, um mehr Spielraum an der Oberfläche und mehr Freiraum zu gewinnen.
Wenn Sie im Wahlkampf etwa über Verkehrsversuche reden, sprechen Sie damit auch über die Arbeit von Verkehrsdezernent Ascan Egerer, einem Kollegen. Üben Sie in Ihrer Rolle als OB-Kandidat trotzdem Kritik?
Ich bin Baudezernent und habe in dieser Rolle Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich sehr gut zusammenarbeite. Ihnen und der Oberbürgermeisterin gegenüber bin ich verbindlich und loyal und das bleibt auch so. Als OB-Kandidat würde ich über meine Pläne für die Zukunft von Köln sprechen. Diese Differenzierung traue ich meinem Umfeld zu. Wenn ich OB werden würde, möchte ich an die vertrauensvolle Zusammenarbeit anknüpfen. Da hilft auch meine Verwaltungserfahrung, die mich ab dem ersten Tag in allen Bereichen arbeits- und entscheidungsfähig macht.
Zur Person:
Markus Greitemann, Jahrgang 1960, stammt aus dem Sauerland. In seiner Heimatstadt Attendorn war CDU-Mitglied Greitemann lange politisch aktiv und wollte im Jahr 2004 Bürgermeister werden, unterlag aber klar mit 29,47 gegen 70,53 Prozent der Stimmen gegen den SPD-Kandidaten. Er ist Fan des Fußball-Zweitligisten Schalke 04 und fährt gerne Ski, früher nach eigenen Angaben auch leistungsorientiert.
Greitemann leitet seit 2018 das Dezernat Planen und Bauen in Köln, seine achtjährige Amtszeit endet 2026. Vor seiner Zeit bei der Stadtverwaltung war er seit 2010 Leiter des Baudezernates der Universität Köln. Er ist Diplom-Ingenieur und studierte in Berlin und Dortmund Architektur. © Kölner Stadt-Anzeiger
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