Die Sonne zeigt sich am Rheinufer an diesem Mittag im Januar kaum. Trotzdem flanieren einige Kölnerinnen und Kölner auf Höhe des Ubierrings am Wasser entlang, überholt werden sie von Joggern und vereinzelten Radfahrern.
Wer die Rheinseite wechseln will, läuft oder fährt Richtung Innenstadt und nimmt die Severinsbrücke. Oder flussaufwärts die Südbrücke. Für Fußgänger und Radfahrer könnte dieser Umweg bald hinfällig werden.
Geht es nach Plänen der Stadt, können sie künftig auch hier am Ubierring die Uferseite wechseln. Vom Rheinauhafen direkt zum Deutzer Hafen, oder andersherum. Knapp drei Kilometer flussabwärts, zwischen Zoo- und Hohenzollernbrücke, soll eine zweite Brücke entstehen, ebenfalls nur für Fußgänger und Radfahrer.
172 Millionen Euro sollen die beiden Brücken kosten, es wären die Rheinbrücken acht und neun der Stadt. Mit Blick auf den knappen Kölner Haushalt fallen die Reaktionen in den Sozialen Medien gespalten, tendenziell auch verärgert aus. Dort, wo die Brücken entstehen sollen, herrscht an diesem grauen, aber trockenen Mittag jedoch vermehrt Vorfreude auf das Großprojekt. Fußgängerinnen und Fußgängern gefallen die Pläne.
Fußgänger am Rhein würden sich über neue Brücke freuen
"Das ist doch super, wenn man mehr Möglichkeiten hat, um über den Rhein zu laufen", sagt eine Kölnerin, die am Ufer entlang spaziert. "Neben dem Zug da herzugehen", sagt sie und deutet mit einem Finger Richtung Hohenzollernbrücke, "das ist nicht so schön." Für eine andere Fußgängerin ist die Brücke zwischen Dom und Deutz hingegen "die einzige Brücke, über die man nett gehen kann." Die nächstgelegene Möglichkeit, den Rhein zu queren, ist flussabwärts die Severinsbrücke. Das Rauschen der darüberfahrenden Autos ist bei passendem Wind bis zum Rheinufer am Ubierring zu hören. "Zum Laufen ist die Severinsbrücke sehr unangenehm."
Flussaufwärts ist vom Ubierring aus die Südbrücke, eine Eisenbahnbrücke für Güterzüge, die erste Alternative. Zumindest für Radfahrer aber eine mit Tücken. Denn hier führen Treppenstufen hinauf. "Das ist nicht ganz so einfach", sagt Bettina Böddicker mit Blick auf die Südbrücke. Sie findet die Pläne der Stadt, zwei Brücken ausschließlich für Radfahrer und Fußgänger zu bauen, gut. "Ich fahre öfter mit dem Fahrrad auf die andere Rheinseite, mindestens zweimal die Woche. Ich würde die Brücke auf jeden Fall nutzen." Ein Fußgänger – regelmäßiger Radfahrer, wie er betont – stimmt zu: "Eine Brücke hier wäre eine bessere Verbindung. Dann brauche ich nicht durch die Stadt zu fahren", sagt der Kölner. Und ergänzt: "Wenn sie das Geld haben, sollen sie das machen."
172 Millionen Euro für zwei Brücken: Skepsis bei Kölnerinnen und Kölnern
Womit er ausspricht, was Kritiker und Freunde des Projekts größtenteils vereint: Sorgen um die Kosten. "Da müssen sie selber herausfinden, wo sie das herbekommen", sagt eine Frau. Paula Beger findet "eine reine Fußgängerbrücke toll", eine weitere Kölnerin stimmt ihr zu: "Wir sind dafür, dass Köln fußgänger- und fahrradfreundlicher wird." Aber: "Der Haushalt der Stadt Köln ist ja auch sehr eng. Von daher bin ich ein bisschen zurückhaltend, was neue Infrastrukturprojekte angeht."
Ein junger Mann aus dem Kölner Süden ist da etwas optimistischer. "Bevor die Stadt das Geld für ein sinnloses Projekt ausgibt – dann lieber für so etwas", sagt er und deutet auf die Leere des vor sich hinfließenden Rheins, wo die neue Brücke nach Plänen der Stadt einmal stehen soll. Die setzt darauf, dass das Land das Großprojekt mit bis zu 80 Prozent fördert.
Ein Grund, warum die Stadt die beiden Brücken ausschließlich für Fußgänger und Radfahrer plant, ist die Mobilitätswende. "Wenn wir die Mobilitätswende schaffen wollen, gehört dazu nicht nur die KVB, die leistungsfähiger werden muss, sondern auch eine bessere Verbindung der zwei Rheinseiten", sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Auch Bettina Böddicker glaubt, dass die beiden neuen Fußgänger- und Radfahrerbrücken dafür sorgen, dass weniger Autos in Köln unterwegs sind. "Es soll ja attraktiv sein, auf das Fahrrad umzusteigen. Also muss die Infrastruktur dafür geschaffen werden. Und deswegen ist das eine gute Investition", findet sie. "Wenn die Infrastruktur für Fahrräder besser wird, dann fahren auch mehr Leute Fahrrad." © Kölner Stadt-Anzeiger
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