"Es kann nicht sein, dass immer erst dann gehandelt wird, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist", kritisierte Thomas Müller, FDP-Gemeinderatsmitglied und Ortsvorsteher von Sötenich.

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Von Anwohnern aus Sötenich und Rinnen gebe es einige Beschwerden wegen der Zahl der Lastwagen und deren Geschwindigkeit sowie wegen der Verschmutzung der Straßen durch den Matsch rund um den Kalksteinbruch. Kalls Bürgermeister Hermann-Josef Esser und sein Allgemeiner Vertreter Markus Auel verwiesen darauf, dass eine Reihe von Verbesserungen bereits durchgeführt oder in Vorbereitung seien. Die Planung für eine neue Zufahrt laufe.

Die Firma IK Umwelt beziehungsweise ihre Tochterunternehmen Kalksteinwerke Kall GmbH (KWK) haben den Steinbruch bei Rinnen seit Ende des vergangenen Jahres gepachtet. Rund 300.000 Tonnen Gestein sollen dort pro Jahr abgebaut werden. Die zurzeit gültige Betriebserlaubnis für den Steinbruch läuft 2030 aus, soll aber verlängert werden.

Müller kritisierte, dass die Verschmutzungssituation in den Orten Rinnen und Sötenich nicht mehr tragbar sei. Die Anwohner seien verärgert. So würden Betreiber und Behörden kein Vertrauen schaffen.

Unternehmen plant Maßnahmen auf dem Betriebsgelände

"Wegen der Verschmutzungen der Straßen sind wir in Gesprächen mit der KWK. Das Unternehmen nimmt das Thema ernst", meinte Esser. Die Straßen würden von Kehrmaschinen des Unternehmens und von Dienstleistern gesäubert. "Meine Wahrnehmung ist, dass es wesentlich besser geworden ist", so der Kaller Bürgermeister.

Die KWK plane zudem aber auch noch Maßnahmen auf dem Betriebsgelände. "Zurzeit läuft der Abbau auch in Schichten mit einem starken Lehmanteil. Der klebt dann an den Reifen und Felgen der Fahrzeuge", meinte Auel. Esser betonte, dass die Gemeinde entgegen anderen Aussagen nicht die Straßen säubere.

Ein weiterer Punkt, den Müller bemängelt, ist die große Zahl der Lastwagen. In zehn Minuten habe man 14 Fahrzeuge auf der Rinner Straße in Sötenich gezählt. "Wir haben als FDP-Fraktion die Betriebsgenehmigung angefordert, diese aber leider bislang nicht zur Verfügung gestellt bekommen", sagte Müller.

Gemeinde hat Betriebsgenehmigung beim Kreis Euskirchen angefordert

Die Lkw würden zumindest gefühlt auch zu schnell durch die Orte fahren. In dem Zusammenhang kritisiert Müller auch den Kreis Euskirchen, weil der sich ebenso gegen eine Geschwindigkeitsreduzierung auf Tempo 50 auf dem Rinner Köpfchen sträube wie gegen 30er-Zonen auf der Rinner Straße und an den Bushaltestellen. Die Stellen sollen laut Müller nun in einer Verkehrsschau unter die Lupe genommen werden. Um belastbare Zahlen zu bekommen, wurden auch Verkehrszählungen angeregt.

Auch der Gemeinde Kall liegt die Betriebsgenehmigung nach Angaben von Auel nicht vor: "Wir haben sie beim Kreis angefordert und hoffen, dass sie noch in dieser Woche vorliegt." Dann werde man sich die Grundlagen und die Auflagen für die Genehmigung erst einmal ansehen. "Wir sind nicht die Genehmigungsbehörde", stellte Auel in dem Zusammenhang klar.

Planungen für eine neue Zufahrt sollen in Kürze vorliegen

Thema war auch die geplante neue Zufahrt zum Steinbruch, mit der die Belastung für Rinnen verringert werden soll. Bislang mussten Lastwagen aus Richtung Sötenich im Ort von der L203 nach links abbiegen. Da es keine Abbiegespur gab, kam es zu Rückstaus und Lärm auch durch die Bremsvorgänge.

Künftig soll der Verkehr über einen Wirtschaftsweg direkt zur Heisterter Straße geführt werden. Um Begegnungsverkehr zu ermöglichen, muss der bislang als Einbahnstraße genutzte Weg deutlich verbreitert werden. "Die Planung mit Alternativen für den Ausbau werden zurzeit vom beauftragten Büro erstellt." Erste Ergebnisse würden in Kürze vorliegen und dann auch vorgestellt. Der Weg muss auf 6,50 Meter verbreitert werden", sagte Auel. Dafür würden noch Flächen benötigt. "Wir werden uns mit den beiden Grundstückseigentümern an den Tisch setzen."

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Grundsätzlich, so Müller, sei der Betreiber offen für Verbesserungsvorschläge: "Die Belastungen müssen langfristig so gering wie möglich gehalten werden, um die Akzeptanz in der Bevölkerung nicht zu verlieren."  © Kölner Stadt-Anzeiger

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