Es ist ein besonderes Spiel, da sind sich alle einig. "Flutlichtspiel – das durften wir in der Liga ja nie!", sagt ein FC-Fan im Vorbeigehen lachend. Und in der Liga verschlägt es die Kölner aktuell ja auch nicht in die Bay-Arena.
Aber im DFB-Pokal geht das Duell Erste gegen Zweite Bundesliga natürlich. Im Stadion zeigt sich die Lokalrivalität direkt vor Anpfiff. Während die Leverkusen-Ultras zur Hymne in der Nordkurve "Rheinlands Fußballmacht" für sich proklamieren und auf Plakaten überlebensgroße Fans mit "Goatbusters"-Emblemen aufziehen, rufen die Kölner ihre Mannschaft auf: "Wachst über Euch hinaus und besiegt den Zwerg".
Ein brisantes Duell ist es allemal, ob das Lokalderby aber ein gutes Los ist, darüber ist man sich vor Anpfiff nicht einig. "Ich war nicht so glücklich über die Auslosung", sagt der neunjährige Pepe "Das ist wohl so ziemlich der schwerste Gegner, den wir kriegen konnten." Obwohl es für ihn eigentlich die perfekte Partie ist – er schwingt zwar einen FC-Schal, spielt aber in der Jugend von Bayer Leverkusen. "Joa, das kann man machen", sagt er achselzuckend. In diesem Pokalviertelfinale schlägt sein Herz aber für den FC: "2:1 für uns", ist sein Tipp.
Das Leverkusener Pärchen Hilke und Volkmar macht sich keine großen Sorgen wegen des Gegners. "3:1 für uns", sagt Hilke klar. Auch die Brisanz des Duells schreckt die regelmäßigen Stadionbesucher nicht. "Wir haben das schon häufiger mitgemacht mit den Kölnern", schmunzelt Volkmar.
Um ihre eigene Sicherheit machen sie sich keine Sorgen, wohl aber um die von Leverkusens Superstar
Selbst fühlen sie sich im Stadion sicher. "Es ist ja alles strikt getrennt, die Kölner sind ja alle da hinten", bleibt Hilke entspannt. Normalerweise nehmen sie den südlichen Eingang zu ihren Plätzen auf der Westtribüne. "Dieses Mal haben wir vorher eine E-Mail bekommen, dass wir besser über die andere Seite reingehen sollen, weil auf der Südseite die Kölner kommen." Dorthin werden die Kölner Fans, die am Bahnhof Mitte ankommen, von einem massiven Polizeiaufgebot begleitet - zu Fuß, auf Motorrädern und Pferden.
Dort fährt um 19.20 Uhr auch der Mannschaftsbus des 1. FC Köln ein, prompt begleitet von reichlich rotem Rauch aus dem Lager der vor der Tiefgarageneinfahrt wartenden Fans.
Um Pyrotechnik im Stadion zu verhindern, werden am Mittwochabend an den Eingängen strikte Taschen und Körperkontrollen durchgeführt - selbst die Mützen müssen einige Fans lüften. Dass das allerdings ohne großen Erfolg geblieben ist, zeigt sich direkt nach Anstoß, als die Kölner Fans mit ihrer Pyrotechnik die Bay-Arena dermaßen verqualmen, dass das Spiel unterbrochen werden muss. Doch auch die Leverkusener Ultras stehen dem in nichts nach. Zu Beginn der zweiten Halbzeit nebeln sie die komplette Nordkurve mit schwarz-rotem Rauch ein, jede Durchsage mit Appellen an Vernunft, Vereinsinteresse und Gesundheitsschäden verhallt im weiten Stadionrund.
Ungewohnt ist für die Leverkusener Fans die strikte Abtrennung der Nordkurve, in der die aktive Fanszene ihre Plätze hat. Zäune versperren den Zugang auf allen Ebenen des Stadions. Im Erdgeschoss unterhalten sich einige Fans durch den Zaun. "Das ist schon doof, wir können ja nichts dafür, wenn die Kölner Stress machen wollen", sagt eine Frau. Auch eine Mitarbeiterin der Volunteers hat schon einige Diskussionen deswegen führen müssen. "Man merkt schon, dass es ein besonderes Spiel ist", sagt auch sie. © Kölner Stadt-Anzeiger
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