"Geschichte ist Demokratie lernen", sagt Dennis Janzen, stellvertretender Leiter des Greven Verlags, als er am Mittwoch das Hölderlin Gymnasium besucht.
Dessen stellvertretender Schulleiter Herr Linßen betont zudem: "Diese Geschichte aufs Kleine, aufs Lokale runterzubrechen, führt dazu, das Große besser zu verstehen und bietet einen anderen, intensiveren Blick". Diesen Blick können Schülerinnen und Schüler der Mülheimer Schule seit 2022 im Differenzierungsfach "Stadtgeschichte" bekommen.
Für die neunte Klasse dürfen Schülerinnen und Schüler sich zwischen Spanisch, Informatik, Bio-Chemie und eben Stadtgeschichte entscheiden. Wer letzteres wählt, lernt dann über zwei Schuljahre drei Stunden die Woche intensiv die Geschichte Kölns kennen. 2000 Jahre Stadtgeschichte – angefangen kurz vor der Gründung – werden dann chronologisch aufgearbeitet.
Köln-Mülheim: Hölderlin-Gymnasium bietet Fach Stadtgeschichte an
"Wir arbeiten viel in Projekten, mit Podcasts, Filmen und Literatur und besuchen Ausstellungen oder lassen sie zu uns kommen", erklärt Sabine Hackenberg, die das Fach ins Leben gerufen hat. Den Traum habe sie schon immer gehabt, aber wusste nicht, wie sie es anpacken sollte. Vor ein paar Jahren musste dann aus Personalgründen ein Differenzierungsfach wegfallen.
Hackenberg nutzte die Chance und holte Geschichtskollegin Katharina Hübbe ins Boot. "Wir haben einfach beschlossen, wir sind jetzt mutig", sagt Hackenberg. Für das Fach, das es so bisher nicht gab, gibt es kein Lehrbuch, kein Curriculum. Hackenberg und Hübbe mussten sich also alles selbst erlernen, Quellen suchen und einen komplettes Fach gestalten. Das Ergebnis ist ein Kurs, der im ständigen Wandel ist. "Wir haben eine stetige Lernkurve", sagt Hübbe, "und versuchen das Fach so zu gestalten, dass es Spaß macht".
Das scheint zu klappen, denn seit Beginn des Angebots wird der Kurs fleißig gewählt und die Schülerinnen und Schüler zeigen sich offen begeistert. "Ich finde es super wichtig, zu wissen, wo ich lebe", erzählt Efsanur Yigit, die den Kurs im ersten Jahr gewählt und bereits beendet hat. "Wenn man eine Stadt und ihre Geschichte kennt, hat man mehr Respekt vor ihr", sagt Hackenberg, "ich sehe das Fach deshalb auch als Teil von Integrationsarbeit an".
Geschichte anhand der Stadt Köln
Die Schülerinnen und Schüler lernen sehr vielfältig, sowohl inhaltlich als auch medial. So haben sie beispielsweise einen Film über die 48er-Revolution gedreht, alte Schrift gelernt, Ausstellungen ausgeliehen und in der Schule gezeigt. Viel sei auch digitales Arbeiten.
"Das machen wir natürlich zum einen aus Nachhaltigkeitsgründen, aber auch damit jede, jeder im eigenen Lerntempo arbeiten kann", erklärt Hübbe, "und wir können damit überbrücken, dass wir kein Lernbuch haben". Die Materialien laden die beiden Lehrerinnen entsprechend bei "Taskcard" hoch. Für jedes Thema gibt es dann per QR-Code ein digitales Whiteboard, mit dem die Neunt- und Zehntklässlerinnen und -klässler die Geschichte aufarbeiten können.
Greven Verlag schenkt Hölderlin-Gymnasium 45 Bücher
"Wir mussten die Quellen selbst zusammensuchen und digital ist das einfacher zusammenzufassen", sagt Hackenberg, "haptische Bücher haben uns bisher auch gefehlt". Über einen Podcast sei sie dann auf den Kölner Greven-Verlag gestoßen, der Sachbücher über Köln und das Rheinland veröffentlicht. Dieser hat dem Hölderlin-Gymnasium nun insgesamt 45 Bücher gespendet, unter anderem die gesamte Reihe der Kölner Stadtgeschichte.
In 13 Bänden, die von dem Verein Historische Gesellschaft Köln herausgeben werden, werden 2000 Jahre Köln ausführlich und detailliert heruntergebrochen. "So besonders, wie das Fach Stadtgeschichte ist, so besonders ist auch diese Buchreihe", sagt Jenny Meyszner vom Greven-Verlag bei der Übergabe der Bücher. © Kölner Stadt-Anzeiger
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