Italien: Schweinefuß und rote Unterhosen
Ich bin 16 Jahre alt und komme aus Gummersbach. Ich mache momentan für zehn Monate ein Auslandsjahr in Correggio in Norditalien. Ich bin hier im September ohne große Sprachkenntnisse angekommen, was ziemlich schwierig war. Ich freue mich sehr auf die Festtage, aber ich schaue auf diese auch etwas traurig, da ich sie ohne meine Familie verbringen werde. Über Weihnachten fliege ich mit meiner Gastfamilie von Italien nach Hurghada in Ägypten und verbringe dort die Festtage.
Zu Weihnachten isst man hier in Italien einen Pandoro, einen traditionellen Kuchen. An Heiligabend gibt es beim traditionellen Essen mit der Familie Fisch oder Meeresfrüchte, dazu getrunken wird Weißwein. Manche Familien öffnen am 24. die Geschenke, und manche erst am Morgen des 25. Dezember. Am ersten Weihnachtstag isst man sehr schwere Kost, etwa Cotechino (Brühwurst) oder Zampone (Schweinefuß). Für Silvester gehe ich mit meiner Gastfamilie zu Verwandten, und wir essen gemeinsam. Danach feiere ich voraussichtlich mit Freunden ins neue Jahr. In Italien schießen sie überall Feuerwerk in die Luft. Viele Leute gehen zu Konzerten oder in die Disco.
Eine Freundin von mir schreibt auf einen Zettel einen Wunsch fürs neue Jahr oder etwas, was sie loswerden möchte, und tut diesen dann in eine Laterne, die in den Himmel steigt. Aber das machen nicht viele Leute. Eine Silvestertradition, die angeblich alle Italiener pflegen, ist eine rote Unterhose zu tragen, da dies Glück bringen soll.
Mara Fuchs
Thailand: Weihnachtslieder in der Teeplantage
Wir reisen seit Oktober durch Thailand und werden erst im neuen Jahr zurück im Oberbergischen sein. Als Webdesigner haben wir unseren Laptop immer dabei und arbeiten aus der Ferne. Obwohl wir schon eine Reise durch Thailand gemacht haben, hatten wir noch nicht genug von diesem Land gesehen – deshalb haben wir einen 3500 Kilometer langen Roadtrip geplant.
Los ging es ab Phuket über wunderschöne Inseln in Krabi durch zahlreiche Provinzen, zu historischen Stätten in Ayutthaya und Sukhothai bis in den Norden nach Chiang Mai und Pai. Dort sind wir den berühmten MHS-Loop mit insgesamt 1864 Serpentinen-Kurven gefahren und werden nach einem weiteren Stopp in Chiang Rai unseren Trip in Bangkok beenden. Thailand ist unglaublich vielseitig: weiße Sandstrände, Dschungellandschaften, antike Tempel, Reisterrassen, hohe Berge und Klippen – da ist wirklich für jeden was dabei!
Über Weihnachten und Neujahr werden wir auf Bali sein und sind schon gespannt, wie es dort sein wird. Von der vorweihnachtlichen Stimmung haben wir in Thailand nicht viel bemerkt, da die Bevölkerung überwiegend buddhistisch ist. Stattdessen wird im April das Neujahrsfest "Songkran" gefeiert. Da die Thais aber gerne alles bunt schmücken, sieht man hier und dort hübsche Weihnachtsdekorationen.
An einem Ort durften wir unserem Host dabei helfen, den Dorf-Weihnachtsbaum zu schmücken, was die thailändischen Kinder total cool fanden! Und in einem Café auf einer Teeplantage liefen Weihnachtslieder rauf und runter. Optisch passt dieses Fest vielleicht nicht ganz in das tropische Bild, wir freuen uns aber, dabei ein wenig Heimat zu verspüren.
Da es das erste Weihnachtsfest im Ausland ist, wird es uns definitiv schwerfallen, nicht zu Hause bei unseren Familien in Nümbrecht und Waldbröl zu sein (und die weltbesten Sahneschnitzel meiner Mama zu verköstigen). Den Glühwein vermissen wir auch.
Gleichzeitig sind wir aber überglücklich über all das, was wir gerade erleben dürfen!
Laura Engelberth und Dennis Wieschollek
Kanada: Musik bringt die Menschen zusammen
Meine Frau und ich leben in Nova Scotia, Kanada. Mehrere Freunde aus unserer Heimat Gummersbach haben uns auf den Aufruf in der Zeitung hingewiesen. Als es uns vor fünfeinhalb Jahren in die Ferne zog, wurde in der Zeitung ein Artikel über uns veröffentlicht: "Zuerst mal nach Kanada". So hatte alles angefangen: Nach einem langen Berufsleben die Herausforderung zu suchen, in einem fernen Land der Träume ein neues, paralleles Leben aufzubauen.
Warum gerade Kanada? Die Natur, die nahezu unendliche Weite – der nächste Nachbar wohnt einen knappen Kilometer entfernt – die Nähe zum Atlantischen Ozean. Und die Offenheit, Klarheit und Zugewandtheit der Menschen, die hier leben. Mittlerweile zählen viele Kanadier zu unseren engen Freunden. Die meisten Bekanntschaften und Freundschaften sind durch die Konzerttätigkeit meiner Frau, der Geigerin Bärbel Albert, im Laufe der Jahre gewachsen. Die Musik bringt eben auch hier die Menschen zusammen. Wir werden Heiligabend allein in unserem kleinen Haus im Wald verbringen und dann den ersten Weihnachtsabend, den eigentlichen Festtag hier, zum Dinner bei Freunden sein. Natürlich fehlen uns unsere Familie und unsere Freunde in Deutschland, auch die oberbergischen Landschaften und unser kleiner Ort Hardt-Hanfgarten sind uns nicht aus dem Sinn, immerhin eine Gegend, in der viele Menschen ihren Urlaub verbringen.
So halten wir es dann auch: Im März machen wir "Urlaub" in Oberberg und bleiben bis zum Sommer. Danach kehren wir zurück in unsere neue Heimat, wo wir mittlerweile als "permanent residents" ein uneingeschränktes Bleiberecht haben, um dort den Indian Summer und den langen Winter zu erleben.
Sie fragen nach den Hoffnungen und Sorgen, mit denen wir ins neue Jahr gehen. Da geht es uns nicht anders als den meisten Menschen: Wir hoffen, dass der Krieg in Europa rasch zu Ende geht und dass Deutschland sich nicht weiter in diesen Krieg hineinziehen lässt.
Helmut Bornhofen
USA: Bescherung am offenen Kamin
Vor genau 23 Jahren bin ich diesem Aufruf zum Weihnachtsgruß schon einmal gefolgt – als Bergneustädter Gastschüler in DeSoto, Kansas. In der Zeitung war damals ein Foto von mir in einem riesigen Schaukelstuhl zu sehen. Im März 2021 bin ich dann endgültig in die USA ausgewandert. Am 7. September dieses Jahres habe ich meine Frau Allison auf einer Farm in Dayton, Ohio, geheiratet.
Wir haben gerade Thanksgiving hinter uns, bei dem es klassisch den Truthahn mit Füllung, Kartoffeln, Preiselbeerjam, Gemüse, Maisbrot, Bohnenauflauf und viele andere Leckereien gab. Zu Heiligabend gibt es Prime Rib Beef mit wenigstens genau so vielen Beilagen.
Wichtiger ist jedoch der Morgen danach, da die Bescherung hier erst am ersten (und in den USA einzigen) Weihnachtstag stattfindet. In weihnachtlichen Pyjamas mit Weihnachtsmusik und Feuer im offenen Kamin werden wir hoffentlich wieder weiße Weihnacht haben.
Jetzt schon sind viele Häuser bunt geschmückt, und es kommt einem immer noch vor wie im Film "Schöne Bescherung". Allie und ich wünschen unserer Familie und allen Freunden in meiner Heimat frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Marc Krause © Kölner Stadt-Anzeiger
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