Das Taxi-Gewerbe in Köln steht mächtig unter Druck. In Köln machen rund 1500 Mietwagen verschiedener Anbieter, neben dem Branchenriesen Uber ist noch Bolt in Köln aktiv, den 1100 klassischen Taxis Konkurrenz.
Ein Vermittler von Mietwagen hat sich am 1. Februar aus dem Geschäft zurückgezogen. Free Now wird nach Berlin auch in Köln nur noch Taxis vermitteln. "Bei den dauerhaft niedrigen Preisen ist das Mietwagengeschäft für die Unternehmen auf legalem Weg nicht profitabel zu betreiben", sagt Alexander Mönch, der für die Märkte Deutschland und Österreich bei Free Now verantwortlich ist.
Zahlen aus Berlin werfen ein Schlaglicht auf die undurchsichtige Mietwagenbranche und legen nahe: Auch in Köln sind mutmaßlich mehrere Hundert Mietwagen ohne gültige Lizenz, also illegal unterwegs.
Was ist der Unterschied von Mietwagen zu Taxis und warum tut sich das Taxigewerbe in Köln gegen die Konkurrenz so schwer?
Die Vermittlung von Mietwagen erfolgt per App oder Telefon. Kunden von Mietwagen wird vor der Fahrt ein von der Entfernung unabhängiger Festpreis garantiert, der sich nach Angebot und Nachfrage richtet. Mietwagen gibt es nur auf Vorbestellung. Kunden, die am Straßenrand winken, dürften nicht mitgenommen werden. Wenn er seinen Job erledigt hat, ist der Mietwagenfahrer verpflichtet, an den Betriebssitz zurückkehren. Es sei denn, er bekommt auf der Fahrt dorthin einen neuen Kunden vermittelt.
Weil es für Taxiunternehmen bisher keine Möglichkeit gab, mit dem Preis auf Angebot und Nachfrage zu reagieren, hatten Mietwagen einen Wettbewerbsvorteil. Der Taxitarif wird von der Stadt Köln festgesetzt, besteht derzeit aus einem Grundpreis von derzeit 4,90 Euro und einer Kilometerpauschale. Weil Taxis fester Bestandteil des öffentlichen Personennahverkehrs sind, gilt für sie eine Beförderungspflicht. Das alles gilt für die Mietwagen nicht.
Was hat es mit illegalen Mietwagen auf sich?
"Wir haben die Stadt Köln schon im August 2024 gebeten, nach dem Vorbild von Berlin einen Datenabgleich vorzunehmen", sagt Free-Now-Chef Alexander Mönch. "In Berlin haben sich die Vermittlungsplattformen darauf verständigt und mit der Genehmigungsbehörde einen Datenabgleich durchgeführt. Das Ergebnis war erschreckend. Von 4000 Autos, die über die Vermittlungsplattformen gelaufen sind, waren 1700 illegal, fuhren also entweder mit gefälschten oder ganz ohne Lizenzen." Sie konnten aus dem Verkehr gezogen werden. "Das hat schon viel gebracht", sagt Mönch.
Er schätzt, dass neben den 800 Mietwagen, die in Köln registriert sind, eine große Zahl Unternehmen mit Betriebssitz im Umland in der Stadt ebenfalls unterwegs ist. "Die Gesamtzahl dürfte die 1200 Taxis überschreiten." Ob davon wie in Berlin rund 40 Prozent illegal fahren, lässt sich nicht belegen. Doch die Vermutung, dass mehrere Hundert Mietwagen in Köln ohne gültige Lizenz Passagiere befördern, liegt aufgrund dieses Erfahrungswerts nahe.
Wie funktioniert der Datenabgleich – und macht Köln ihn auch?
"Wir als Vermittler legen offen, wen wir vermitteln. Also Auto, Kennzeichen, Unternehmer, Betriebssitz. Das liefern wir zu einem Stichtag, der in der jüngeren Vergangenheit liegt. Die Behörde gleicht das ab mit den Lizenzen, die sie herausgegeben hat. Dann kann man sofort erkennen, ob es zu einem bestimmten Fahrzeug auch eine Lizenz gibt", sagt Mönch. In Berlin sei es auch vorgekommen, dass ein Betriebssitz angegeben wurde, der gar nicht existierte. "Die Behörde meldet das an die Plattformen zurück, die ziehen die illegalen Wagen aus dem Verkehr."
In Köln gibt es noch keine konkreten Pläne für dieses Vorgehen. "Die Stadt Köln prüft aktuell die rechtlichen sowie technischen Möglichkeiten eines Datenabgleiches und steht mit den Vermittlungsplattformen für Mietwagen im Austausch", antwortet ein Sprecher auf Anfrage des "Kölner Stadt-Anzeiger". Bei konkreten Hinweisen erfolge ein unmittelbarer Austausch mit den Vermittlungsplattformen.
Warum vermitteln die Plattformen solche schwarzen Schafe überhaupt?
"Weil nicht alle bei der Registrierung so genau hinschauen oder hinschauen wollen", sagt Mönch. "Wir haben bei diesem Zirkus ja eine Zeit lang mitgemacht." Schließlich bringe jede Vermittlung auch eine Provision. "Mietwagen-Unternehmen, die eine Billigpreis-Strategie fahren, stoßen natürlich auf eine hohe Nachfrage. Die müssen dann aber auch zu diesen Preisen fahren. Wie sich ein solches Geschäftsmodell legal mit Gewinn betreiben lässt, erschließt sich mir nicht. Wenn Mietwagen-Unternehmen Fahrten weit unterhalb des Taxitarifs anbieten können, obwohl sie 19 statt sieben Prozent Mehrwertsteuer und die höhere Vermittlungsprovision zahlen müssen, kann etwas nicht stimmen."
Gibt es weitere Maßnahmen, den Wettbewerb für Taxis fairer zu gestalten?
Den ersten Schritt hat der Stadtrat im Dezember unternommen und einen sogenannten Tarifkorridor eingeführt. Ab 1. Februar können Kunden wie bei Mietwagen auch bei den klassischen Taxis bei vorbestellten Fahrten einen Festpreis aushandeln, der sich an der Nachfrage orientiert und den Tarif um bis zu fünf Prozent unterschreiten oder bis zu 20 Prozent höher liegen darf.
Ist es mit dem Festpreis getan?
Nein, sagt Alexander Mönch. Bei dem angestrebten Datenabgleich mit der Stadt Köln müsse man auch mit dem Umland zusammenarbeiten, weil nicht alle Fahrzeuge, die in Köln fahren, auch in Köln registriert sind. "Den Festpreis haben wir ab 1. Februar. Jetzt müssen wir die schwarzen Schafe aussortieren." Der dritte Schritt sei die Einführung des Mindestbeförderungsentgelts für Mietwagen. "Das sind die Voraussetzungen für einen fairen Wettbewerb, bei dem das Taxi eine gute Chance zum Überleben hat."
Was hält der Taxi-Ruf Köln von den Plänen?
"Natürlich sind wir froh über jeden Mietwagen, der auf diesem Weg vom Markt verschwindet", sagt Geschäftsführer Aleksandar Dragicevic. "Ohne die Einführung eines Mindestpreises wird es keinen fairen Wettbewerb geben. Inzwischen sind wir ja so weit, dass Uber in Köln zum Teil billiger ist als die U-Bahn. Die Fahrt vom Bonner Wall zum Hauptbahnhof haben wir mit Uber für 6,24 Euro bekommen, mit der KVB kostet das für zwei Personen 6,78 Euro." Nur die illegalen Mietwagen aus dem Verkehr zu ziehen, reiche nicht aus.
"Solange der Kunde in der App sieht, dass das Taxi zwischen 40 und 60 Prozent teurer ist, wird seine Entscheidung immer gegen uns ausfallen. Alle Plattform-Anbieter bauen auf dem Geschäftsmodell des Subunternehmers auf. Und dort kann man nur überleben, wenn auch illegale Fahrer beschäftigt werden. Diese Subunternehmer sind nichts anderes als Freiwild." Nur durch die Einführung eines Mindestpreises lasse sich Sozialdumping verhindern. "Wir erwarten, dass in Köln noch in diesem Jahr der Mindestpreis kommt."
Welche Voraussetzungen muss man erfüllen, um einen Taxischein zu erwerben?
In den meisten Fällen muss man einen zusätzlichen Führerschein machen, der zur gewerblichen Personenbeförderung berechtigt. Dafür muss man aber nicht nochmal in die Fahrschule, sondern braucht nur einen Nachweis der Fahrerlaubnisbehörde. Den Führerschein der Klasse B muss man seit mindestens zwei Jahren besitzen. Hinzu kommen etliche spezielle Anforderungen, darunter eine Ortskunde-Prüfung, ein Führungszeugnis und ein erfolgreicher Reaktionstest. © Kölner Stadt-Anzeiger
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