Am kommenden Sonntag bestreitet der 1. FC Köln den siebten Spieltag der zweiten Fußball-Bundesliga im heimischen Stadion gegen den Karlsruher SC (Anpfiff: 13.30 Uhr) und braucht gegen den aktuellen Tabellenzweiten dringend einen Erfolg, um die Aufstiegsplätze nicht aus den Augen zu verlieren.

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In der Mittelrheinliga steht Trainer Albert Deuker mit seinem TuS Königsdorf im Aufstiegsrennen deutlich besser da als die Geißböcke. Der 33-Jährige ist zudem Promotionsstudent an der Deutschen Sporthochschule Köln und forscht zur Repräsentativität von Trainingsformen im Fußball. Im "Einwurf" mit Matthias Breuer berichtet Deuker, wie der FC im Training seine Schwächen angehen könnte.

Herr Deuker, nach nur einem Punkt aus den vergangenen zwei Spielen sind Presse und Fans auf Fehlersuche. Die einen kritisieren unter anderem seit dem ersten Spieltag die mangelnde Chancenverwertung, andere die Wechsel-Taktiken von FC-Trainer Gerhard Struber oder sprechen gar vom fehlenden Selbstvertrauen der Spieler. Wird in Köln und Umgebung in diesen Punkten derzeit heißer gekocht, als am Ende gegessen wird?

Köln hat eine lebendige Kultur und sehnt sich nach Positiverlebnissen, daher ist die Ungeduld mit dem Herzensclub durchaus verständlich. Mit dem dritten Trainer in Folge sollte man dennoch etwas Geduld haben, zumal es sich auch hier wieder um einen Kulturwandel handelt: Während Baumgart ein sehr aktives Spiel mit vielen Flanken einforderte, wollte Timo Schultz mehr Ballbesitz und Ruhe im Spiel. Struber hingegen fordert ein geradliniges, pressingorientiertes Spiel. Ich denke, hier hat man gerade in den letzten beiden Spielen große Fortschritte gesehen.

Dass der 1. FC Köln zusammen mit dem Hamburger SV bisher die meisten Tore in der 2. Liga geschossen hat, aber sich mit seiner Anzahl der bisherigen Gegentreffer nur in der unteren Tabellenhälfte bewegt, ist bislang kein großes Thema. Wird womöglich einfach verkannt, dass die Geißböcke phasenweise in der Defensive zu nachlässig agieren?

Mit der Vielzahl an heraus gespielten Tormöglichkeiten kann man durchaus zufrieden sein. 33 Torschüsse gegen Magdeburg und 23 in Düsseldorf, das ist exzellent. Gleichzeitig sind die Außenverteidiger etwas zu forsch unterwegs, und hier sollte doch etwas mehr Fokus auf die Defensive gelegt werden.

So mancher Fan würde aufgrund der fehlenden Chancenverwertung womöglich sagen, dass Coach Struber mit den Jungs einfach mal mehr am Torabschluss trainieren sollte. Lässt sich das Problem der mangelnden Chancenverwertung aus wissenschaftlicher Sicht so einfach beheben?

Zunächst vorab: Der Zuschauer neigt dazu, Torchancen zu überschätzen. "Den muss er doch machen", ist ein bekannter Ausdruck, wenn im Spiel dann doch noch sehr viel Gegnerdruck in der Situation drin ist. Sicherlich lässt sich die Quote durch Training etwas erhöhen, dabei helfen spielnahe Abschlusssituationen, und vor allem der Wettkampf- und Spaßfaktor sollte in Trainingsformen integriert werden.

Wie hätten Sie unter der Woche am Geißbockheim mit den FC-Spielern gearbeitet?

Ich würde den Kölner Prinzipien treu bleiben: Frohen Mutes und positiv nach vorne schauen. Wenn die Leistung stimmt, werden die Ergebnisse kommen. Deshalb sollten Zuversicht und Spaß am Geißbockheim gelebt werden.

Der Karlsruher SC absolviert bislang eine nahezu tadellose Saison und liegt zurzeit punktgleich hinter dem Tabellenführer Fortuna Düsseldorf auf Platz zwei der Liga. Wie kann der 1. FC Köln dem Team um Ex-FC-Spieler und KSC-Trainer Christian Eichner gefährlich werden?

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Es bedarf vielleicht eines besseren Mixes aus aktivem Pressing und kompakten Phasen. Ich bin mir sicher, zu Hause wird Köln treffen. Wenn dann die Defensive noch besser steht, kann durch einen Sieg gegen einen Aufstiegsanwärter die Euphorie in Köln schnell entfachen. Ich tippe auf einen 3:1-Erfolg.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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