Mittlerweile dürfte sich die Situation auf der Zülpicher Straße wieder beruhigt haben. Ich bin mir sicher, dass die AWB ihr Bestes gegeben hat, um die Spuren des 11.11.
schnellstmöglich zu beseitigen. Die Kölner Feiermeile ist unglücklicherweise bekannt für Party-Exzesse und die entsprechende Verwüstung.
Abseits der Karnevalstage schlägt hier das studentische Herz der Stadt. Es wimmelt von Imbissen, Bars, Kneipen und Cafés. Dazwischen Secondhand-Läden, Boutiquen und das bekannte Off-Broadway-Kino zum Beispiel. Hier, im Kwartier Latäng, sitzen so einige Kölner Institutionen: Oma Kleinmann, der Stiefel, die Filmdose. Alles Läden mit langer Geschichte und Tradition. Das libanesische Imbiss-Restaurant Habibi gehört definitiv in diese Liste. 1997 eröffnete Fuad Taih sein Lokal und serviert seither Schawarma, Falafel und seine berühmten Blätterteig-Röllchen.
Für viele Menschen gehört zu einem Besuch der Zülpicher Straße, egal ob Kneipe oder Kino, auch ein Besuch bei Habibi. Entweder startet man in den Abend mit dem Nomaden-Teller oder beendet ihn mit einer schnellen Falafel-Tasche auf die Hand. 2016 war sogar Anthony Bourdain mit seiner Sendung "Parts Unknown" zu Gast.
Das Publikum ist so bunt gemischt, wie das Interieur. Drinnen ist es ein bisschen eng. Das Ladenlokal steht gerappelt voll mit kleinen Bistrotischen und Stühlen. Die Backsteinwände und Decken sind eng an eng beklebt mit Kinoplakaten. Die schönen alten Schachbrett-Fliesen gehen vor lauter Reizüberflutung fast ein bisschen unter. Aber das Wichtigste findet eh hinter der Theke statt.
Hinter der Schawarma-Marinade steckt ein gut gehütetes Geheimnis
Das Habibi ist vor allem bekannt für sein Schawarma. Schawarma besteht, ähnlich wie Gyros oder Döner Kebap, aus marinierten Fleischstücken, die auf einen Spieß geschichtet und anschließend rundherum gegrillt werden. Im Habibi wird Geflügel verwendet, anstelle von Lamm oder Hammel. Das Rezept für die Marinade ist ein gut gehütetes Geheimnis. Man schmeckt ein bisschen Zimt, ein bisschen Kreuzkümmel, gemahlenen Koriander, eine Prise Knoblauch und vor allem einen Hauch Zitrone. Die leichte Säure ist typisch für das ansonsten süßlich-würzige Gericht. Dieses Spiel mit den Aromen und Geschmacksrichtungen hat den Effekt, immer weiter probieren zu wollen. Es ist wie ein sensorisches Sudoku, welches man unbedingt lösen möchte, weil es so köstlich ist.
Das nächste kulinarische Gedankenspiel ist das, was ich die Falafel-Matrix nenne. Ähnlich wie in anderen libanesischen Imbiss-Restaurants prangt über der Theke eine Art Fotowand mit dem Speiseangebot. Jeder Teller, jede Brottasche wird mit dem entsprechenden Namen und den jeweiligen Zutaten abgebildet. Die Gerichte sind sich alle sehr ähnlich, aber eben nicht gleich. Es gibt eine bestimmte Menge an Grundzutaten, wie Falafel, Hummus, Taboulé und Halloumi, und die werden in sämtlichen Kombinationen zusammengebaut.
Auch Falafel-Fans werden im Habibi fündig
Mein persönlicher Favorit ist der Haus-Teller, der Habibi Teller, weil da neben dem köstlichen Schawarma noch zwei sehr knusprige Blätterteig-Röllchen draufliegen. Ich vermute, dass das Rezept für diese gerollte Sensation auch top secret ist. Die Füllung besteht aus Spinat und Feta und hat schlicht die perfekte Konsistenz. Da ist nichts zu wässrig oder zu trocken. Der Blätterteig ist weder zu fettig noch zu labbrig. Und auch hier bilde ich mir eine leichte Zimtnote ein. Mein offizieller Neujahrsvorsatz für 2025 lautet, dieses sensorische Rätsel zu knacken.
Falafel-Fans werden im Habibi ebenfalls sehr glücklich. Die Kichererbsenbällchen sind knusprig, saftig und spannend gewürzt. Apropos Kichererbse: Der Hummus ist leicht körnig und mild mit Tahini abgeschmeckt. Fuhl ist ein Gericht aus grob pürierten Saubohnen. Die Paste war mir etwas zu sauer – aber dann bleibt mehr Platz für Spinat-Feta-Röllchen und einen Zimttee zum Abschluss.
Habibi Köln, Zülpicher Straße 28, 50674 Köln, Öffnungszeiten: täglich ab 11 Uhr, Tel: 0221/2717141, www.habibi-koeln.de
Julias Auswahl:
- Habibi Teller // Blätterteig-Röllchen mit Spinat und Feta, Schawarma, Falafel, Hummus und Taboulé // 9,70 Euro
- Baraka Teller // gerösteter Halloumi, Falafel, Hummus, Baba-Ganoush, Fuhl und Taboule // 9,70 Euro
- Hasch im Brot // Halloumi und Schawarma im Brot // 5,50 Euro
- Makali Falafel im Brot // Falafel und geröstetes Gemüse im Brot // 4 Euro
- Al Jazeera Teller // Blätterteig-Röllchen mit Spinat und Feta, Halloumi, Falafel, Hummus und Taboulé // 9,70 Euro
© Kölner Stadt-Anzeiger
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