Das Problem ist altbekannt, die Stimmung bei den Beteiligten aber schlechter denn je: Die Nutzung von Harz durch Handballmannschaften in der Franz-Brück-Halle sorgt für neue Dispute.

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Hintergrund ist eine offizielle Mitteilung der Stadt, dass sich Kinder der Burgschule mit zahlreichen Briefen bei Bürgermeisterin Susanne Stupp verärgert gemeldet hätten. Ihr Sportunterricht in der Halle hätte bereits fünf Mal ausfallen müssen, sie sei durch grobe Verunreinigungen durch Harz morgens nicht nutzbar gewesen. Harz wird von Handballern genutzt, um den Ball griffiger zu machen und die Ballkontrolle zu erhöhen.

Frechen: Bürgermeisterin Stupp kündigt Gespräche mit den Vereinen an

Die Kinder fordern laut Stadt nun ein Verbot von Harz. Eine Lehrerin hätte der Bürgermeisterin erklärt, dass Gelenk- und Bänderverletzungen die Folge sein können, wenn Schüler am Harz haften blieben, so die Stadt. Sie teilt mit, dass die Reinigung, die eigentlich durch die Vereine zu erfolgen habe, teilweise mangelhaft ausgeführt werde. Der Harz hinterlasse auf der Sportfläche und an den Wänden Rückstände, die ein erhöhtes Verletzungsrisiko darstellten.

Der Frust ist auf allen Seiten hoch, wir fühlen uns von der Politik alleingelassen

Alexander Schmitz, Vorsitzender des HSV Frechen

Betroffen sind die Handballmannschaften vom TuS Königsdorf sowie vom HSV Frechen, beide Vereine weisen die Vorwürfe zurück. Der Vorsitzende des HSV Frechen, Alexander Schmitz, hat ein klares Statement: "Der Frust ist auf allen Seiten hoch, wir fühlen uns von der Politik alleingelassen. Wir bedauern wirklich, dass Unterrichtseinheiten ausgefallen sind. Wir beteuern auch, dass wir alles tun, dass so etwas nicht passiert." Unter den gegebenen Voraussetzungen, die seitens der Politik offenbar nicht geändert werden wollten, sei es leider jedoch nicht immer ausgeschlossen. "Wir und auch die Stadtverwaltung werden hier von der Politik im Stich gelassen", so Schmitz.

"Unser Verein spielt neben zahlreichen anderen Kinder-, Jugend- und Erwachsenenmannschaften mit drei Teams in Ligen, in denen die Nutzung von Haftmitteln existentiell für die Konkurrenzfähigkeit ist. Ohne Haftmittel würde ein Handballverein schnell in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Sagen Sie mal einem Fußballer, dass er keine Stollenschuhe tragen darf", erklärt Schmitz.

Wir und auch alle anderen Sportvereine in Frechen sind nicht mehr in der Lage, ein adäquates Sportangebot zu bieten

Alexander Schmitz, Vorsitzender des HSV Frechen

Der TuS Königsdorf habe seine Halle durch die Unterbringung von Geflüchteten verloren. "Wir und auch alle andere Sportvereine in Frechen sind dadurch nicht mehr in der Lage, ein adäquates Sportangebot für Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu bieten. Ich betone ausdrücklich, dass wir es für absolut richtig halten, Menschen in ihrer Not zu helfen und wir sind 2022 alle gerne zusammengerückt, um zu helfen. Allerdings gingen wir alle von einer kurzfristigen Notlösung aus. Eine dauerhafte Unterbringung in Sporthallen kann für keine der Beteiligten, schon gar nicht für Geflüchtete, eine gute und menschenwürdige Lösung sein", so Schmitz.

Reinigung der Halle dauert oft länger als das Training

"Durch die jetzige erzwungene Komprimierung der Handballvereine HSV Frechen und TuS Königsdorf und aufgrund der Tatsache, dass nur noch in der Franz-Brück-Halle Haftmittelnutzung erlaubt ist, ist sie dort verdreifacht worden. HSV und TuS leisten erhebliche Aufwände, um nach der Nutzung die Halle von Haftmittel zu befreien. Nicht selten dauert die Reinigung viel länger als das eigentliche Training. Unsere Mannschaften sind da gewissenhaft, weil sie wissen, dass das eine Voraussetzung ist und dass ohne Haftmittelnutzung Handball in Frechen keine Zukunft hat", analysiert der Vorsitzende.

"Darum haben wir immer wieder zusammen mit dem Sportamt und der Gebäudewirtschaft (vertreten durch den örtlichen Hausmeister) gemeinsame Lösungsansätze für diese Problematik erarbeitet. Es ist selbstverständlich auch in unserem Interesse, dass die Halle für die Folgenutzer in einem einwandfreien Zustand ist", so Schmitz. Leider seien alle Vorschläge vom Sportausschuss abgelehnt worden.

Neue Versiegelung für den Hallenboden erschwert die Reinigung

Besonders schwierig sei die Situation seit Sommer 2024. Im August sei der Hallenboden der FB-Halle mit einer neuen Bodenversiegelung versehen worden, wovon sich alle Parteien eine wesentliche Erleichterung versprochen hätten. Genau das Gegenteil sei jedoch der Fall. Mit der neuen Versiegelung ließe sich das Haftmittel nur unter größtem Aufwand über anderthalb bis zwei Stunden entfernen. Auf Dauer könne nur durch professionelle Reinigung gute Ergebnisse erzielt werden.

TuS Königsdorf bezahlt eine eigene Reinigungskraft

"Die Handballer des TuS Königsdorf kommen ihrer Verpflichtung nach und reinigen die Halle regelmäßig nach Einsatz von Harz, die Handballabteilung ist im regelmäßigen Austausch mit der Stadt, um die Verfahren zu optimieren", so Ole Romberg, stellvertretender Abteilungsleiter Handball des TuS. Der Verein bezahle sogar eine eigene Reinigungskraft und nutze das vorgeschriebene teure Reinigungsmittel der Versiegelungsfirma.

Die damit verbundene finanzielle Belastung habe sich nach der Versiegelung des Hallenbodens drastisch erhöht und sei für einen Sportverein kaum zu tragen, so Romberg. Sie summiere sich auf knapp 2000 Euro pro Monat - Geld, das für die Kinder- und Jugendarbeit fehle. Den Politikern im Sportausschuss und der Verwaltung sei dies bekannt, die Stadt habe es bisher abgelehnt, sich an den erhöhten Kosten zu beteiligen oder die Harzreinigung in eigener Regie durchzuführen, um die Vereine zu entlasten.

Die TuS-Handballer haben sich laut Romberg an die Burgschüler gewandt, um das Problem rund um den Harz zu erklären und mit dem Trainerteam eine Handballstunde zu gestalten. Die OGS-Angebote der Burgschule würden bereits jetzt im Sport mit Betreuern des TuS stattfinden, so Romberg. Der Ausfall von Sportunterricht sei natürlich sehr bedauerlich.

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Ein Sprecher der Stadt teilt mit: "Vor allem im letzten Jahr stand die Verwaltung im fast täglichen Austausch mit beiden Vereinen und es wurde viel Zeit investiert, um an einer Lösung bzw. Verbesserung der Situation zu arbeiten. Beide Vereine bemühen sich, den Reinigungsprozess zu optimieren." Stupp kündigte aufgrund der aktuellen Beschwerde erneute Gespräche mit den Vereinen und dem Stadtsportverband an.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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