Bei der Herstellung von Kunststoffprodukten fällt schon mal Ausschuss an, Randabschnitte zum Beispiel oder Stücke, die bei Reinigungsprozessen und beim Anfahren der Anlagen übrigbleiben.
Der Troisdorfer Maschinenbauer Reifenhäuser GmbH & Co. KG hat technische Lösungen parat, die dazu beitragen, solche Reste zu reduzieren oder sinnvoll wiederzuverwerten.
Tüftler im Bio Innovation Park Rheinland in Klein-Altendorf, Rheinbach, haben eine Verpackung entwickelt, die auf Basis nachwachsender Rohstoffe wie Chinaschilf dafür sorgt, dass Lebensmittel länger haltbar sind – auch das im Sinne der Kreislaufwirtschaft: zwei Beispiele aus der Region, die zeigen, wie sich Unternehmen auf die Klimaschutzvorgaben der Politik einlassen und aktiv daran mitarbeiten, sie umzusetzen.
IHK Bonn/Rhein-Sieg hat Unternehmen im Herbst 2024 befragt
Doch die Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg mahnt: Ein klimaneutraler Betrieb bis 2045 sei zwar realistisch, aber viele Firmen sähen sich wegen steigender Nachhaltigkeitsanforderungen vor große Herausforderungen gestellt. So führe die Einhaltung von Regelwerken zu zusätzlichen Kosten, 19 Prozent der Unternehmen dächten gar an eine Verlagerung ihres Standorts.
Das ist das Ergebnis eine Umfrage der Kammer unter ihren Mitgliedsbetrieben aus dem Herbst 2024, an der sich 86 Firmen beteiligt haben, die Hälfte davon aus der Industrie, 16 Prozent aus dem Handel; 47 Prozent haben 20 bis 199 Beschäftigte, drei Prozent 1000 und mehr Mitarbeiter.
IHK-Hauptgeschäftsführer Hubertus Hille und sein Geschäftsführerkollege Stephan Wimmers berichteten am Freitag, dass 83 Prozent der Unternehmen unabhängig von gesetzlichen Vorschriften aktiv nach Möglichkeiten suchten, umweltfreundlicher zu agieren. Rund 50 Prozent glauben durch neue nachhaltige Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle an Chancen auf dem Markt; gleichzeitig geben genauso viele Betriebe an, dass ihre Waren im Sinne der Ökologie nicht nachhaltig seien, weil sie etwa nicht recycelt werden könnten, einen hohen Rohstoffverbrauch hätten oder einen hohen CO₂-Ausstoß verursachten.
Weitgehend einig sind sich die antwortenden Firmenvertreter darin, dass die Einhaltung von Klimaschutzvorschriften zusätzliche Kosten verursache. Hille nannte beispielhaft einen Bonner Baumarkt, der 60.000 Euro ausgeben müsse, um allein die umfangreichen Berichtspflichten als Folge von EU-Regeln erledigen zu können. Dafür müssen interne Strategien und Verantwortlichkeiten, bezogen auf Nachhaltigkeitsaspekte, offengelegt werden. Diese Arbeit können kleine und mittlere Betriebe oft nur mit einem externen Dienstleister erledigen.
Die Auswirkungen der Mobilitätswende, wie die Verringerung des motorisierten Individualverkehrs, werden von der Mehrheit der Firmen negativ bewertet, Umweltspuren oder wegfallende Parkplätze kommen bei ihnen also gar nicht gut an.
Als Fazit der Umfrage sieht Hille die Wirtschaft in einem "Spannungsfeld zwischen Ökologie, Regulatorik und Ökonomie": Nicht alles, "was auf dem ersten Blick dem Klima hilft, ist aus betrieblicher Perspektive tragfähig". Wimmers ergänzte, dass sich Klimaschutzinvestitionen aktuell mitunter betriebswirtschaftlich nicht rechneten, weil die Rendite zu gering sei und allenfalls durch staatliche Fördermittel aufgestockt werden könne. Da bleibe oft nur die Kompensation durch Aufforstung von Wäldern, um Industrie- Emissionen auszugleichen.
Die IHK-Vertreter betonten, die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Bonn/Rhein-Sieg müsse von der Politik stärker in den Fokus genommen werden. Denn wem nütze es hier, wenn ein Unternehmen in der Region aufgebe und in andere Länder mit weniger ambitionierten Klimavorgaben abwandere? Hille plädierte dafür, das Ziel der Bonner Kommunalpolitik, bis 2035 klimaneutral zu sein, zu strecken und sich dem Bund oder der EU anzupassen, die sich zehn beziehungsweise 15 Jahre mehr Zeit geben wollen. Der IHK-Hauptgeschäftsführer: "2035 ist vollkommen unrealistisch."
Die Industrie- und Handelskammern im Rheinland haben eine Broschüre veröffentlicht, in der sie die Potenziale der Kreislaufwirtschaft darstellen, bei der recycelte Rohstoffe eingesetzt werden. In dem Bericht stellen die IHKs Unternehmen vor, welche die Kreislaufwirtschaft vorantreiben, vom Traditionsunternehmen bis zum Startup. Darunter sind mit der Creapaper GmbH aus Hennef und der Hündgen Entsorgungs GmbH & Co. KG aus Swisttal auch zwei Betriebe aus dem Rhein-Sieg-Kreis. Der Bericht kann im Internet abgerufen werden. © Kölner Stadt-Anzeiger
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