Groß war die Trauer in der Kölner Bevölkerung, als 1868 im Zuge der Domvollendung der mittelalterliche Baukran der Kathedrale abgebrochen wurde.
Längst war er zum Wahrzeichen geworden, schließlich hatte er fast 400 Jahre lang die Stadtsilhouette geprägt. Um diesen Anblick zu erhalten, war der witterungsanfällige Kranausleger im Laufe der Jahrhunderte sogar mehrfach erneuert worden. Nach dem Abbruch wurden aus seinem Holz zahlreiche Erinnerungsobjekte angefertigt, beispielsweise Miniaturmodelle des Krans mit beweglichem Deckel, die möglicherweise als Tabaksdosen dienten.
Eins dieser Exemplare ist nun in der Domschatzkammer zu sehen, im Rahmen der Sonderausstellung "Der Kölner Dom und was damit zusammenhängt", die – so der Untertitel – "Schätze aus dem Dombauarchiv" zeigt. Gewidmet ist sie Klaus Hardering, der das Archiv 18 Jahre lang geleitet hat und am Freitagabend anlässlich der Vernissage feierlich in den Ruhestand verabschiedet worden ist. Seine Nachfolge tritt Matthias Deml an.
Ausstellung zeigt herausragende Anschaffungen der vergangenen 18 Jahre
In Harderings Amtszeit gelangten etliche neue Objekte und Kunstwerke in den Besitz des Archivs und bereicherten die ohnehin stattlichen Sammlungen. Da diese gewöhnlich der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind, werden in der Schau einige herausragende Objekte präsentiert, die in den zurückliegenden 18 Jahren erworben wurden.
Leonie Becks, die die Schatzkammer leitet und die Ausstellung kuratiert hat, spricht von einem "bunten Potpourri". Es setzt sich zusammen aus Gemälden, Plastiken, kunstgewerblichen Gegenständen und Fotografien vom frühen 19. bis zum späten 20. Jahrhundert. Gemeinsam ist allen, dass sie einen Bezug zum Kölner Dom haben.
Der auf einem Sockel stehende Miniaturkran mit schiefergedeckter Unterkonstruktion, achtseitigem Kranturm und daraus vorragendem Ausleger ist nicht das einzige Exponat, das aus dem Holz des Originals geschnitzt ist. In derselben Vitrine zu sehen ist ein aufgerichteter, ein Wappenschild in den Tatzen haltender Löwe, der ein Treppenpfosten-Aufsatz war, und eine prächtige, mit Blattwerk und anderem verzierte Figurenkonsole, die 2022 in der Fernsehsendung "Bares für Rares" auftauchte und die das Dombauarchiv dank einer großzügigen Spende erstehen konnte.
Aus jüngerer Zeit wird eine Fotocollage von Christo präsentiert
Ausgestellt werden auch zwei großformatige Ölgemälde aus dem Jahr 1857, die der in Gent geborene Künstler Émile de Cauwer gemalt hat. Das eine zeigt den Dom in vorweggenommener Vollendung und mit vielen davor gruppierten Figuren, das andere einen zeitgenössischen Blick in das nördliche Querhaus, das einen provisorischen Dachstuhl trägt und ebenfalls von Menschen belebt ist.
Eine "Rheinansicht der Stadt Köln von Süden" bietet das nach 1820 entstandene Gemälde eines unbekannten englischen Künstlers, der sich von einem Aquarell seines berühmten Landsmanns William Turner inspirieren ließ. Zu den gezeigten Bildern aus jüngerer Zeit gehört eine von Christo gestaltete Fotocollage mit dem Titel "Mein Kölner Dom – Wrapped (Project for Köln"); auf Basis einer Luftaufnahme wird dem Betrachter vor Augen geführt, wie der Dom aussähe, wäre er mit von Seilen festgezurrten Stoffbahnen verhüllt.
Auch eine Fotografie des Doms von Boris Becker ist zu sehen
Ein weiterer Schatz ist das aus Gips gefertigte Portraitmedaillon des Juristen, Politikers und Bauforschers August Reichensperger, das 1862 wahrscheinlich von Albert Wolff geschaffen wurde. Reichensperger war Gründungsmitglied und "Secretär"des Zentral-Dombau-Vereins und Herausgeber des Kölner Domblatts. Hervorgehoben sei auch das Gipsmodell für den Kopf des heiligen Michael, eine Vorarbeit für das monumentale Kriegerdenkmal, das der Bildhauer Georg Grasegger 1920 aus Eichenholz für den Dom schuf.
Zu den weiteren Ausstellungstücken zählen Ziertassen, Teller und andere Objekte aus Porzellan mit Ansichten des Doms, aus Feinsteinzeug gefertigte Exemplare und Nachbildungen des Kölner Dombechers von 1845, der als Werbung für den Weiterbau der Kathedrale diente und mit einer Spende dafür verbunden war, sowie eine Vielzahl von Münzen, Medaillen und Ansichtskarten. Das größte und jüngste Werk in der Ausstellung ist eine Fotografie von der Westfassade des Doms, die von
Neben Unterlagen zu Bau und Ausstattung des Doms seit der Wiederbegründung der Kölner Dombauhütte im Jahr 1824 verwahrt das Dombauarchiv eine Fülle an Objekten, die eher einer musealen Sammlung als einem klassischen Archiv entsprechen. "Ohne Frage kann man mit den Schätzen ein ganzes Museum füllen", sagte Füssenich am Freitag. Wäre da nicht die "Kostenfrage", ergänzte er mit Blick darauf, dass sich die Hohe Domkirche vor gut einem Jahr aus finanziellen Gründen aus dem mit der Stadt vereinbarten Großbauprojekt "Historische Mitte"zurückgezogen hat.
Die Ausstellung in der Domschatzkammer (Eingang an der Nordseite des Doms) ist bis zum 1. Juni täglich von 10 bis 18 Uhr zu sehen. © Kölner Stadt-Anzeiger
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.