Rot heißt stehen – Grün heißt gehen. Doch viele Kölner haben da offenbar eine andere Gangart, wie eine großangelegte ADAC-Studie ergab.

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Am Dienstag, 29. Oktober 2024, hatte der Mobilitätsclub an vier Kreuzungen das Verhalten von Fußgängern, Rad-, E-Scooter- und Kraftfahrzeugfahrern genauer analysiert.

KI-gestütztes Kamerasystem

Die Erhebungen fanden zwischen 7 und 11 Uhr am Ehrenfeldgürtel/Venloer Straße, Habsburgerring/Aachener Straße, Steinstraße/Frankfurter Straße sowie Blaubach/Neuköllner Straße statt. Untersucht wurden mit einem KI-gestützten Kamerasystem sowohl einfache Rotlichtverstöße bis maximal einer Sekunde als auch Verstöße, bei denen die Ampel schon länger als eine Sekunde auf Rot stand. Auch Frühstarter wurden berücksichtigt.

Insgesamt registrierte der ADAC dabei bei 12.392 Verkehrsteilnehmern 449 Rotlichtverstöße (3,6 Prozent). Von den 2884 Fußgängern liefen 240 über die rote Ampel (8,3 Prozent), fünf der 85 E-Scooter-Fahrer fuhren bei Rot (5,9 Prozent), 78 der 1628 Radfahrer (4,8 Prozent) und 126 der 7795 Kraftfahrzeugnutzer (1,6 Prozent) verstießen gegen die Haltepflicht. Wären im vierstündigen Testzeitraum alle Rotlichtverstöße an den vier untersuchten Kreuzungen in Köln geahndet worden, hätten die betroffenen Verkehrsteilnehmer etwa 25.000 Euro Bußgeld bezahlen müssen. Dazu hätte es 246 Punkte in Flensburg und 37 einmonatige Fahrverbote gegeben.

Regel scheint an Bedeutung zu verlieren

"Die Zahl der Rotlichtverstöße ist viel zu hoch. Eine der einfachsten Verkehrsregeln, bei einer roten Ampel stehen zu bleiben, scheint zunehmend an Bedeutung zu verlieren", sagt Roman Suthold, Verkehrsexperte des ADAC-Nordrhein. "Ein Rotlichtverstoß ist kein Kavaliersdelikt. Die Folgen sind dabei für Fußgänger als schwächste Verkehrsteilnehmer ungleich schwerwiegender als für Kfz-Fahrer."

Suthold betont: "Die Ergebnisse zeigen, dass trotz teils empfindlicher Sanktionen zahlreiche Verkehrsteilnehmer das Rotlicht ignorieren. Je länger eine Rotphase anhält oder je geringer das Verkehrsaufkommen ist, umso eher wird eine rote Ampel ignoriert. "Und wer dies in Anwesenheit von Kindern tut, ignoriert zudem in voller Absicht seine Vorbildfunktion gegenüber jungen Verkehrsteilnehmern, indem er das bewusste Passieren roter Ampeln normalisiert."

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Bei Kraftfahrzeugen (Pkw, Lkw, Motorrad) drohen laut ADAC bei einem einfachen Rotlichtverstoß 90 Euro Bußgeld und ein Punkt. Bei einem qualifizierten Verstoß (Ampel länger als eine Sekunde rot) werden 200 Euro fällig, hinzu kommen zwei Punkte und ein Monat Fahrverbot. Fahrradfahrer und E-Scooter-Nutzer müssen mit 60 Euro und einem Punkt (einfacher Verstoß) oder 100 Euro und einem Punkt (qualifizierter Verstoß) rechnen. Fußgänger erwartet ein Verwarngeld von fünf Euro. (pm)  © Kölner Stadt-Anzeiger

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