Die Bürgerinnen und Bürger von Dellbrück warten seit Jahren darauf, dass der Thurner Hof wieder genutzt werden kann.

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"Es ist eines der wenigen Gebäude in Dellbrück, das wirklich für die Bürgerschaft war", sagt Rainer Drese vom Runden Tisch Dellbrück. Das denkmalgeschützte Gebäude ist Eigentum der Stadt Köln und wurde vielfältig genutzt. Viele Jahre diente das alte Herrenhaus der Volkshochschule Köln (VHS) und örtlichen Vereinen für Veranstaltungen. "Das war einfach toll damals", erinnert sich der ehemalige Ratsmann Horst Noack (SPD).

Doch seit Jahren steht das große Gebäude leer. Anfang der 2000er Jahre wurde ein erheblicher Sanierungsbedarf festgestellt. Das Haus wurde geschlossen. Im Rahmen des städtischen Programms "Win-Win für Köln" wurden 2009 Sanierungsarbeiten begonnen. Arbeitslose Jugendliche arbeiteten unter Anleitung von Fachkräften an dem Haus.

Köln-Dellbrück: Thurner Hof steht seit Jahren leer – und wird trotzdem beheizt

2015 wurden die wesentlichen und 2022 die endgültigen Arbeiten abgeschlossen. Schon zu Beginn der Sanierung stand fest, dass es danach wieder einer sozial-kulturellen Nutzung zugeführt werden soll. 2014 beschloss die Bezirksvertretung Mülheim außerdem, dass der Thurner Hof für die Bürgerschaft einer uneingeschränkten Nutzung zum Zweck von Bildung, Kultur und Begegnung zur Verfügung zu stellen ist.

Doch stattdessen steht das Gebäude leer und darf nicht genutzt werden. "Das ist eine große Schande", betont Drese, "zumal es trotzdem die ganze Zeit beheizt werden muss. Es kostet die Stadt also auch noch die ganze Zeit Geld ohne, dass wir es nutzen können". Für das Jahr 2024 fallen laut Stadt Köln 2800 bis 3000 Euro Betriebskosten inklusive Wartungen, Messungen, etc. an.

Seit Jahren versucht Drese gemeinsam mit anderen Aktiven in Dellbrück die Stadt zu mobilisieren, damit der Thurner Hof wieder genutzt werden kann. "In der Verwaltung will niemand dafür verantwortlich sein", sagt er. Auch SPD-Ratsfrau Elfi Scho-Antwerpes, dessen Wahlkreis Dellbrück ist, redet von einem Ping-Pong-Spiel in der Verwaltung. Auf Anfrage dieser Zeitung gibt die Stadt Köln nun klar an, dass die Verantwortung beim Liegenschaftsamt liegt.

Thurner Hof: Fehlende Baugenehmigung und mangelnde Barrierefreiheit

Ende vergangenes Jahres wurde bekannt, dass eine Baugenehmigung fehlt, die auf die künftige Nutzung zugeschnitten ist. Es bestehe eine Baugenehmigung von 1972, diese decke sich jedoch nicht mit dem heutigen baulichen Zustand, teilt die Stadt Köln mit. "Es sind bauliche Veränderungen vorgenommen worden und diese Veränderungen bestanden bereits vor der Sanierung im Rahmen des Projekts ‚Win-Win für Köln‘".

Das Gebäude darf wegen der fehlenden Baugenehmigung also nicht genutzt werden. Doch nun scheint es einen Lichtblick zu geben: "Wir haben die Nachricht bekommen, dass das Liegenschaftsamt einen Architekten engagiert hat, der den Bauantrag stellen soll", erzählt Drese.

Die Stadt teilt mit: "Die Stadtverwaltung prüft zurzeit eine mögliche Nutzung des Gebäudes durch die VHS, alternativ anderweitige Nutzungen und leitet die Schritte zur Klärung der bauordnungsrechtlichen Zulässigkeit dessen derzeit in die Wege".

Zukünftige Nutzung des Thurner Hofs in Dellbrück ist weiterhin unklar

Drese, Noack und Scho-Antwerpes seien jedoch weiterhin skeptisch. "Wir warten nun schon so lange und die Stadt kümmert sich so wenig", sagt Drese. Er mache sich zudem Sorgen, dass die mangelnde Barrierefreiheit ein weiteres Problem sein könnte. Zum Eingang des Gebäudes führen mehrere Stufen und auch innen gibt es einige Barrieren. Wegen des Denkmalschutzes könnte es schwer werden, das Gebäude entsprechend umzubauen.

Auch die Stadt gibt an, dass die von der Volkshochschule zu beachtenden Anforderungen sich geändert hätten. "Beispielsweise sind Kurse und Veranstaltungen in der Regel inklusiv, das heißt, sie werden auch von mobilitätseingeschränkten Menschen genutzt. Derzeit werden verschiedene Nutzungsszenarien erörtert, die unterschiedliche Umsetzungszeiträume haben". Die zukünftige Nutzung des Gebäudes stehe deshalb laut Stadt noch nicht fest.

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Der Thurner Hof sei im Rahmen eines kombinierten Programms der Arbeitsmarkt-, Sozial- und Bildungspolitik zur Wertverbesserung städtischer Gebäude saniert worden. Teile des Herrenhauses sollen aber erneut für Unterrichtszwecke der VHS genutzt werden, sobald die entsprechenden Räume verfügbar sind – eventuell mit dem Hinweis, dass es keine barrierefreien Angebote sind. "Aber wenigstens würde der Thurner Hof wieder genutzt werden", sagt Drese.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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