Rings ein Verstummen, ein Entfärben / Wie sanft den Wald die Lüfte streicheln / Sein welkes Laub ihm abzuschmeicheln / Ich liebe dieses milde Sterben - Zeilen wie diese finden sich seit kurzem in der Flora und im Botanischen Garten.

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Aufgespannt in Rahmen aus grünem Bambus und platziert auf Wiesen oder vor Baumgruppen. Der Lyrikweg mit Gedichten aus 200 Jahren lädt Besucher und Besucherinnen zum Verweilen, Nachdenken und Meditieren ein.

An 15 Orten in der gesamten Grünanlage sind Gedichte wie dieses von Nikolaus Lenau (1802-1875) aufgestellt. Alle haben Herbst und Winter, den Rückzug der Natur, das Verschwinden von Blättern und Farben zum Thema. Zwar sind sie in zwei Rundgängen - einer um die Flora, einer im Botanischen Garten - angeordnet, können aber beim Flanieren jedes für sich entdeckt und goutiert werden.

Die Idee zum Lyrikweg wurde in Dortmund geboren. Dort stand 2022 Jahren das 200-jährige Jubiläum des Rombergparks an, ein ehemaliger Schlosspark mit Botanischem Garten im Süden der Innenstadt. In dem Förderverein des Parks engagierte sich auch die lyrikbegeisterte Dortmunderin Margret Denecke. Seit Jahren hatte sie die Versammlungen mit Gedichtvorträgen bereichert. Und seit Jahren wollte sie ihre literarischen Assoziationen, die sich beim Wandern durch den Park einstellten, auch im Gelände sichtbar machen.

30 Stationen zum Thema Herbst und Winter fanden ihren Platz im Park

Vor zwei Jahren war es dann so weit. Sechs Dortmunder Frauen - alle an Gedichten interessiert - trafen sich, wählten aus, überlegten Standorte im Park. Aus allen Epochen und für alle Geschmäcker sollte etwas dabei sein. So entstand ein Rundgang mit 30 Stationen zum Thema Herbst und Winter, in dem Autoren wie Joseph von Eichendorff, Bertolt Brecht, Heinz Erhard, Rose Ausländer oder Ulla Hahn ihren Platz fanden.

Als die Dortmunder Parkverwaltung nach Ende des Lyrikwegs im Frühjahr 2023 die Schau zum Ausleihen anbot, meldete die Kölner Flora sofort Interesse an. Doch das Team um Leiterin Marina Tsaliki musste sich noch gedulden. Zunächst war der Botanische Garten Oldenburg an der Reihe.

Weil die Flora deutlich kleiner ist als der Dortmunder Rombergpark, wurde hier die Anzahl der Gedichte halbiert. Die Auswahl traf eine Gruppe von Mitarbeitenden und ehrenamtlich Tätigen, die den Garten gut kennen und sich für Lyrik begeistern. Wie in Dortmund erhielt jedes Gedicht einen Standort passend zum Inhalt. Eigens hinzugefügt wurden Texte von Autoren mit Bezug zu Köln wie Arnold Leifert oder Hilde Domin.

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Bereits am Tag nach Eröffnung des Lyrikwegs genossen zahlreiche Gäste in der Flora in milder Herbstsonne die Literatur am Wegesrand. So auch Christina Retzlaff und Dieter Lander aus Neuss. Die beiden Ruheständler - selbst Gartenfreunde - kennen die Flora seit Jahren. "Das ist eine super Idee, das regt zum Nachdenken und Entspannen an", so ihre Einschätzung.

Der Lyrikweg ist bis Ende März 2025 während der regulären Flora-Öffnungszeiten kostenfrei anzusehen.  © Kölner Stadt-Anzeiger

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