Für einen kurzen Moment sind die Besucher der Karnevalistischen Matinee in der Philharmonie verwirrt.
Steht es wirklich so schlecht um die Finanzen des Festkomitees? Muss wohl, wenn Festkomiteepräsident Christoph Kuckelkorn zu Beginn mit einem dackelgroßen Schweinchen aus Pappmaché auf die Bühne kommt. Kann ja nur ein Sparschein sein, das womöglich gleich Euro heischend durch die Reihen ziehen wird.
Nein, es ist ein Glücksschwein, das Kuckelkorn dem neuen Zugleiter des Rosenmontagszuges und Moderator der Matinee, Marc Michelske, überreicht. "Ich wünsche dir für deine neue Aufgabe ein glückliches Händchen, vor allem bei der Auswahl der Motive für die Persiflagewagen und bei der Platzierung der Gesellschaften im Zug."
Seine Premiere als Moderator der Matinee meisterte Michelske mit Bravour. Es führte souverän, humorvoll und sehr entspannt durchs Programm. Musikalisch wurde der Vormittag von den Lucky Kids und dem Jugendchor St. Stephan unter der Leitung von Michael Kokott eröffnet, unterstützt vom Orchester Helmut Blödgen. Die Bandleader und Trompeter Matthias Heßeler, Markus Quodt und Michael Kuhl luden zu einer musikalischen Traumreise ein und intonierten gemeinsam "Veedel" von den Bläck Fööss. Eine Premiere der Extraklasse. Viel Applaus gab es für die Original Tanzgruppe Kölsch Hännes’che, die Knippschaft, die an die Lieder von Hans Knipp erinnerte, und Kasalla. Beide Dreigestirne mit Prinz René I., Bauer Michael und Junfgrau Marlis sowie das Kinderdreigestirn mit Prinz Ole I., Bauer Anton und Jungfrau Philippa wurden begeistert gefeiert.
Um nicht allein von der Tagesform des Glücksschweins abhängig zu sein, holte sich der neue Zugleiter gleich vier seiner Vorgänger als Interviewpartner auf die Bühne, um ihnen ein paar gute Ratschläge zu entlocken. Es wurde eine muntere Plauderei aus dem närrischen Nähkästchen.
Nachfolger Christoph Kuckelkorn stand bis 2017 an der Spitze des Zuges. Sein Tipp: Unbedingt beim Richtfest zur Vorstellung der Festwagen überprüfen, ob wirklich alles komplett fertig ist. Er habe das einmal versäumt. Leider hatten die Wagenbauer bei einem Wagen ein Detail nicht rechtzeitig hinbekommen. Blöd nur, dass dieses Detail ein Bikini war. Dieser hätte bei der Figur, die Kanzlerin Angela Merkel zeigte, das verhüllen sollen, was ein fehlender Bikini jetzt eben nicht tat.
Alexander Dieper war bis 2019 Zugleiter und riet dazu, Ruhe zu bewahren, wenn Gäste, die auf dem Zugleiterwagen mitfahren, sich als schwierig erweisen. Astronauten wie Alexander Gerst seien es halt gewöhnt, über den Dingen zu schweben.
Alter Zugleiter übergibt seinem Nachfolger Manschettenknöpfe
Es folgte Holger Kirsch, von dem Marc Micheske vor gut einem halben Jahr das Amt des Zugleiters übernommen hat. Kirsch nannte den Puppenzug 2021, den man in Coronazeiten gemeinsam mit dem Hänneschen-Theater auf die Beine gestellt hatte, als absolutes Highlight seiner Zeit. Statt eines konkreten Rates überreichte er seinem Nachfolger die Manschettenknöpfe, die traditionell von Zugleiter zu Zugleiter weitergegeben werden. Geld gab es auch, die Matinee findet ja zugunsten des Rosenmontagszuges statt. Philharmonie-Chef Louwrens Langevoort übergab Marc Michelske einen symbolischen Scheck über 25 000 Euro. © Kölner Stadt-Anzeiger
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