Viele Kölner Familien haben in diesen Tagen Post von der KVB im Briefkasten. Darin kündigen die Kölner Verkehrsbetriebe an, dass der Preis für das Deutschlandticket Schule sich ab dem 1. Januar 2025 um 30 Prozent verteuern wird.
Statt wie bislang 29 Euro, werden dann pro Kind 38 Euro im Monat fällig. Das bedeutet, dass die Preiserhöhung von neun Euro nicht nur für das reguläre Deutschlandticket, sondern auch für das bezuschusste Deutschlandticket Schule in voller Höhe zum Tragen kommt. Diese Preiserhöhung wird alle Kölner Familien treffen, deren Kinder nicht freifahrtberechtigt sind.
Freifahrtberechtigt bleiben Schülerinnen und Schüler ab Klasse fünf dann, wenn der kürzeste Fußweg zwischen Wohnung und nächstgelegener Schule mehr als 3,5 Kilometer betrifft. Für Schülerinnen und Schüler der Oberstufen liegt die Grenze bei fünf Kilometern. Sie tragen beim Deutschlandticket Schule derzeit einen Eigenanteil von 14 Euro. Anders als bei den Nichtfreifahrtberechtigten wird sich dieser Eigenanteil nach Angaben der Stadt nicht erhöhen. Insgesamt nutzen 47.000 der 69.000 Kölner Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen das Ticket.
Prompt werden Rufe aus der Politik laut, das Deutschlandticket für Schulen in Köln wieder abzuschaffen und das Schülerticket wieder einzuführen. Neun Euro pro Monat mehr pro Kind, das sei in wirtschaftlich für viele Familien angespannten Zeiten eine hohe Belastung, konstatierte der schulpolitische Sprecher der SPD, Oliver Seeck. "Wenn es möglich ist, zu den alten Konditionen wieder zum ursprünglichen Schülerticket zurückzukehren, dann sollte man das jetzt prüfen", forderte Seeck. Zumal das Schülerticket nicht nur preiswerter sei, sondern auch die Fahrradmitnahme möglich sei.
Vor der Einführung des Deutschlandtickets Schule galt bis Beginn dieses Jahres das Schülerticket zum Preis von 25,30 Euro. Das bedeutet im Vergleich zum künftigen Deutschlandticket Schule eine Preisdifferenz von 13 Euro pro Monat. Die SPD befürchtet, dass durch die Preiserhöhung das Ziel des Deutschlandtickets Schule, die Verkehrswende voranzutreiben, konterkariert werden könnte. Viele würden wahrscheinlich jetzt abwägen, aus Kostengründen, das Deutschlandticket zu kündigen. "Dann haben wir mit Elterntaxis mehr statt weniger Verkehr. Ein fatales Signal", prophezeit er.
Die Grünen sehen dagegen zunächst noch keinen Grund, das Deutschlandticket Schule infrage zu stellen. Trotz dieser Erhöhung sei das Deutschlandticket eine gute Sache mit einem großen Mehrwert gerade für die älteren Schülerinnen und Schüler, betonte Bärbel Hölzing, schulpolitische Sprecherin der Grünen. Es fördere auch die Selbstständigkeit von Schülerinnen und Schülern, die mit dem Ticket nicht nur Köln, sondern eben einen sehr viel weiteren Radius nutzen könnten – etwa für ihre Freizeitgestaltung oder Urlaubsfahrten. So werde nachhaltige Mobilität schon früh erlernt. Bislang seien auch noch keine Beschwerden von Eltern an die Politik herangetragen worden. Hölzing betonte allerdings, dass man die Entwicklung weiter beobachten müsse. Wenn es darüber hinaus nochmal zu einer weiteren Verteuerung kommen sollte, müsse nochmal beraten werden.
Die Stadt erklärte, dass der Runderlass des Landes NRW mit der Förderung des Deutschlandtickets Schule zunächst bis zum Ende des Schuljahres im Juli gelte. Zu einer Verlängerung des Deutschlandtickets für Schulen in Köln könnten daher erst danach Aussagen gemacht werden.
Lange politische Debatte um die Einführung
Das Deutschlandticket Schule war erst im November vergangenen Jahres nach monatelanger, kontroverser Debatte für alle städtischen Schulen beschlossen worden und hatte das Schülerticket abgelöst. SPD und CDU hatten die Beibehaltung des Schülertickets favorisiert, Grüne, FDP, Volt, Linke und FDP waren dagegen. Die CDU hatte – neben der Fahrradmitnahme, die aus ihrer Sicht für das Schülerticket sprach – auch die perspektivisch unklare Finanzierung ins Feld geführt.
Da die Umstellung aufgrund der Vertragsstruktur zwischen Stadt und KVB sehr kompliziert war, hatten die Kölner Schülerinnen und Schüler ihr Ticket erst im Februar in der Hand. Deshalb hatte die Verwaltung von vorneherein die Beibehaltung des Schülertickets favorisiert. Auch deshalb, weil klar war, dass das Subventionsmodell des Landes Nordrhein-Westfalen zunächst befristet war und Bund und Länder schon kurz nach Einführung über die weitere Finanzierung stritten.
Das reguläre Deutschlandticket für Erwachsene kostet ab dem kommenden Jahr 58 statt 49 Euro monatlich. © Kölner Stadt-Anzeiger
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