Angesichts der städtischen Haushaltskrise warnen zahlreiche Kölner Sportvereine vor einem "Kahlschlag".

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In einem offenen Brief an die Verwaltungsspitze um Oberbürgermeisterin Henriette Reker kritisieren die Klubs die Kürzungspläne der Stadt für den Breiten- und Spitzensport im Haushaltsplan für 2025 und 2026.

"Sollte es bei diesen Haushaltsansätzen bleiben, droht Köln ein noch nie dagewesener Niedergang des Etiketts Sportstadt zur Sportwüste", heißt es in dem Schreiben des Stadtsportbundes und der "Allianz Kölner Sport", das neben anderen die Verantwortlichen der Fußball-Profiklubs 1. FC Köln, Viktoria Köln und Fortuna Köln, des Eishockey-Erstligisten Kölner Haie sowie zahlreicher weiterer Vereine verschiedener Sportarten unterzeichnet haben.

Rekers Haushaltsplan sieht zahlreiche Einsparungen vor

Der von Reker im vergangenen November vorgestellte Entwurf für den Haushaltsplan sieht zahlreiche Einsparungen vor. Stadtkämmerin Dörte Diemert geht in den kommenden fünf Jahren von jährlichen Verlusten zwischen 395,1 und 484,7 Millionen Euro im Etat der Stadt aus. Die Konsolidierung werde "nicht ohne Einsparungen oder auch Mehrbelastungen, die viele Kölnerinnen und Kölner vor Herausforderungen stellen werden", gelingen, sagte Reker. Am 13. Februar soll der Stadtrat den Doppelhaushalt verabschieden.

Im Bereich Sport drohen nach Angaben der Verfasser des offenen Briefs Kürzungen von rund 20 Millionen Euro. Die Investitionssumme in Hallen und Sportplätze solle in den nächsten Jahren um 96 Prozent reduziert werden. Das bedeute eine "Streichung fast aller geplanter Sportprojekte" und eine "Rücknahme nahezu jeder Investition in Vereinsheime, Sportanlagen oder Kunstrasenplätze". Bei laufenden Förderungen würden Vereinen etwa für die Instandhaltung von Sportstätten 24 von 32 im Plan aufgeführte Positionen gestrichen werden.

Sportstätten: Investitionen in die Infrastruktur dringend nötig

Dass Investitionen in die Infrastruktur dringend nötig sind, zeigt eine neue Untersuchung, laut der in Deutschland viele Sportstätten in schlechtem Zustand sind. In 40 Prozent der Kommunen komme es bereits jetzt vor, dass einzelne Sportangebote wegen des baulichen Zustands der Anlagen nicht stattfinden könnten, heißt es in der Studie des Deutschen Instituts für Urbanistik im Auftrag der Kreditanstalt für Wiederaufbau, aus der am Wochenende die Zeitungen der Funke-Mediengruppe berichteten. 59 Prozent der befragten Städte, Gemeinden und Landkreise gaben der Untersuchung zufolge an, dass der Investitionsrückstand bei Sporthallen gravierend oder nennenswert sei.

Eine Strategie hinter den Kürzungen sei "nirgendwo zu erkennen, so dass wir davon ausgehen müssen, dass eine mögliche Trümmerbeseitigung nach dem Kahlschlag im Sport nicht mehr vor den 30er Jahren möglich sein wird", heißt es in dem Schreiben weiter. Die Verfasser fordern die Stadtverwaltung auf, "die geplanten Kürzungen und Komplettstreichungen zurückzunehmen und die wertvolle Arbeit von Sportvereinen weiterhin zu unterstützen". Sie verweisen auf andere Großstädte wie Hamburg und Düsseldorf, in deren politischer Landschaft anders als in Köln ein strategischer Wille zu erkennen sei, "den Sport auch in herausfordernden Zeiten in seinen Stärken zu erhalten".

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Auch aus der Politik kommt scharfe Kritik an den Plänen der Stadt. Der Vorsitzende des Sportausschusses im Stadtrat, Oliver Seeck (SPD), sprach von "massiven Kürzungen" und stellte sich hinter die Forderungen der Vereine. "Ich appelliere an die Verantwortlichen, den Wert des Sports für unsere Gesellschaft anzuerkennen und diese Kürzungen mit aller Kraft zu verhindern. Nur durch eine starke Unterstützung des Sports bleibt Köln eine lebenswerte, soziale und innovative Stadt für alle", sagte Seeck am Sonntag dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Köln sei weithin als Sportstadt bekannt. "Dieses positive Image gilt es zu erhalten, nicht durch Kürzungen zu gefährden", sagte der SPD-Politiker. (mit dpa)  © Kölner Stadt-Anzeiger

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